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Gähnende Leere: Im Brennpunkt gibt es immer weniger gelernte Lehrer.

© picture alliance / Jens Kalaene/

Update

Vorschlag gegen Berliner Lehrermangel: Verbeamtung als Lockmittel in Brennpunktschulen

Eine „Verbeamtung auf Probe“ soll ausgebildeten Lehrkräfte nur im Brennpunkt angeboten werden, schlägt die Vereinigung der Sekundarschulleiter vor.

Die Ballung der Quereinsteiger in Brennpunktschulen schreitet voran: An 45 Schulen hat mehr als ein Fünftel der Lehrer den Beruf nicht gelernt, in sieben sogar etwa ein Drittel. Darüber hatte der Tagesspiegel am Montag exklusiv berichtet. Jetzt wurde ein ungewöhnlicher Vorschlag zur besseren Verteilung der ungelernten Lehrer bekannt.

In der „Verbeamtung auf Probe“ ausschließlich an Brennpunktschulen sieht die Vereinigung der Berliner Sekundarschulleiter und -schulleiterinnen (Bisss) eine Möglichkeit, der Entmischung zu begegnen. Zudem solle die frühere Pädagogische Hochschule zurückkehren, wo ausschließlich Lehrer ausgebildet werden.

Bundesweit musste Sachsen die meisten Quereinsteiger einstellen. Mit der Rückkehr zur Verbeamtung soll es besser werden.
Bundesweit musste Sachsen die meisten Quereinsteiger einstellen. Mit der Rückkehr zur Verbeamtung soll es besser werden.

© F. Bökelmann/dpa

Der dritte Vorschlag besteht in einer Imagekampagne zur „Steigerung des Prestiges“ des Lehrerberufs anstelle von Aktionen wie „Unterrichten statt kellnern“, für die die Bildungsverwaltung Masterstudenten zu gewinnen sucht. Zudem sollen Brennpunktschulen „mehr Coaching und mehr Rückendeckung“ bekommen.

Die Bisss-Vorsitzende Miriam Pech sagte dem Tagesspiegel am Dienstag, ihr selbst liege nicht an der Verbeamtung, aber offenbar gebe es viele Lehrer, die den Status attraktiv fänden. Das müsse man dann nutzen.

[Das Positionspapier der Lehrervereinigung HIER zum Herunterladen.]
Wie berichtet arbeitet Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) an einem Konzept für mehr „Verteilungsgerechtigkeit“ bei den Quereinsteigern. Das Bisss-Papier soll dabei beratende Funktion haben.

Tarifexpertin winkt ab

In Bezug auf der Vorschlag zur Verbeamtung im Brennpunkt winkte allerdings die langjährige Tarifexpertin der Lehrergewerkschaft GEW, Ilse Schaad, ab: Verbeamtung sei laut bundesweit geltender Gesetze allein auf der Grundlage der Kriterien Eignung, Befähigung und fachliche Leistung möglich. Die Verbeamtung nur eines Teils der Beschäftigten nach dem nicht Kriterium „Brennpunktschule“ wäre laut Schaad "schlicht rechtswidrig und würde zwangsläufig Konkurrentenklagen nach sich ziehen".

"Besser qualifizieren", lautet die Forderung

Im Übrigen, so Schaad, sei es notwendig, die Quereinsteiger für ihre Tätigkeit "schneller und besser zu qualifizieren, als dies aktuell der Fall ist". Das, was Berlin im Hinblick auf die berufsbegleitende Qualifizierung bisher auf die Beine gestellt habe, sei "dürftig". Viele der Betroffenen klagten darüber, so Schaad, dass sie zu wenig Unterstützung erführen. Durch eine Verbeamtung ändere sich daran nichts.

Die CDU erneuerte ihre Forderung nach der generellen Verbeamtung, um dem Lehrermangel beizukommen. Sie will das Thema auch am Donnerstag auf die Tagesordnung des Abgeordnetenhauses bringen. Zudem schlägt CDU-Bildungssprecher Dirk Stettner eine 20-Prozent-Quote für Quereinsteiger vor, um die Extrembelastung von Schulen zu verringern.

[Die Tabellen mit den Quereinsteigerquoten aller Berliner Schulen, die der SPD-Abgeordnete Joschka Langenbrinck erfragt hat, finden Sie für das Schuljahr 2019/20 HIER und für 2018/19 HIER.]

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