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Ja, wo laufen sie denn? Für die nächste Fashion Week im Juli ist das noch nicht geklärt.

© dpa

Vorschlag aus Berlin-Mitte: Zieht die Fashion Week zum Kurt-Schumacher-Damm?

Wohin mit der Fashion Week? Alternativen zum Brandenburger Tor sind rar – aber es gibt sie. Tauglich sind allerdings nur die wenigsten.

Wie wichtig Platzierungsfragen in der Modewelt sind, konnte man kürzlich bei der Pariser Fashion-Week erleben. Da saß „Vogue“-Chefin Anna Wintour bei der Valentino-Schau in der zweiten Reihe. Wo sie doch sonst immer in der ersten sitzt. „Gasp!“, titelte das „New York Magazine“ – „Keuch!“ Das Modemagazin „Stylebook“ erkannte eine „Sensation“. Und der Blogger Perez Hilton fragte: Ist das das Ende der Welt?

Von ähnlichem Kaliber scheint die Platzierungsfrage der „Mercedes-Benz Fashion Week“ in Berlin zu sein. Die findet seit drei Jahren am Brandenburger Tor statt – und soll jetzt umziehen. Ob nur vorübergehend oder auf Dauer, ist noch offen. Ebenso die Frage, wohin. Klar ist aber: Es wird eine schwierige Suche. Denn eine Modenschau ist, ähnlich wie eine „Vogue“-Chefin, ein sensibles Wesen mit ausgeprägtem Statusbewusstsein. Da muss es schon ein zentraler Ort sein, fotogen und mit symbolischer Strahlkraft. Einer, der Presse und Prominente anlockt, den Flair der Umgebung aufnimmt und sich zugleich darüber erhebt.

London, Paris und New York können's auch

So wie es die Modewelt auch in anderen Metropolen hält. In Paris zum Beispiel finden vergleichbare Schauen gerne mal am Palais des Tuileries statt, dem einstigen Stadtschloss unweit des Louvre. Auch in London präsentieren die Designer ihre Kollektionen an zentralen Orten. Und in New York findet die Fashion Week im Lincoln Center statt, einem der wichtigsten Kulturzentren der Stadt gleich neben dem Central Park.

Da kann, mit Verlaub, Berlins Zentraler Festplatz am Kurt-Schumacher-Damm nicht mithalten. Das ist einer der Standorte, der Carsten Spallek als Alternative für die Fashion Week am Brandenburger Tor einfällt. Spallek ist als Stadtrat in Mitte für Veranstaltungen am Brandenburger Tor zuständig – und findet, dass es an der Zeit ist, die Straße des 17. Juni nicht mehr ständig mit Großveranstaltungen wie der Fashion Week zu blockieren. Neben dem Zentralen Festplatz, dessen erster Namensteil eine glatte Lüge ist, fallen Spallek noch zwei, drei Alternativen ein: das Maifeld am Olympiastadion, das Messegelände und die „O2 World“.

All das dürfte den Fashion-Week-Machern kaum mehr als ein Naserümpfen entlocken. Offiziell wollen sie sich zu dem Thema gar nicht äußern. Inoffiziell darf man annehmen, dass sie die Debatte mit Befremden verfolgen. Wie auch jene vor gut drei Jahren über den Bebelplatz in Mitte. Dort hatte die zwei Mal im Jahr stattfindende Modenschau lange ihren Standort gehabt. Bis die Kritiker sich durchsetzten, die das Spektakel wegen des Bücherverbrennungs-Denkmals am selben Ort als deplatziert empfanden. Seitdem reagieren die Veranstalter auf derartige Debatten extrem sensibel.

„Wo das Zelt steht, ist mir egal“

Einen weiteren Ausweichstandort brachte kürzlich Kulturstaatsministerin Monika Grütters ins Gespräch: den Spreebogen zwischen Hauptbahnhof und Reichstag. Der Vorteil: Dann könnte Frau Grütters von ihrem Büro im Kanzleramt leger zur Modenschau nebenan schlendern. Der Nachteil: Das Berliner Grünanlagengesetz verbietet es, die Wiese für Derartiges zu benutzen. Sagt Stadtrat Spallek. Ähnliche Widerstände gibt es dem Vernehmen nach auch beim Tempelhofer Feld.

Was bleibt? Der Alexanderplatz zum Beispiel sowie das Areal vorm Roten Rathaus. Diese Orte würde der SPD-Politiker Ole Kreins der Fashion Week als Ausweichquartier anbieten. Realistisch ist das kaum. Vor allem weil es logistisch schwierig werden dürfte, eine Veranstaltung, die nur ausgewähltes Publikum ansprechen soll, auf einem derart belebten Platz durchzuführen. Zudem ist es schwer vorstellbar, dass der Alex mit seinem Ballermann-Image die passende Kulisse für Fashion-Stars und Promi-Besucher in edlen Limousinen bietet.

Dann vielleicht eher der Potsdamer oder der Leipziger Platz? Denkbar, sagen Szenekenner. Hier hätte man vom weißen Zelt der Fashion Week aus zwar keinen Postkartenblick aufs Brandenburger Tor mehr. Aber dafür auf ein paar markante Gebäude, die einer metropolitanen Skyline näherkommen als alles andere in Berlin. Und dass Glamour hier funktionieren kann, hat die Berlinale vorgemacht.

Vielleicht gewinnt am Ende aber auch ein ganz anderer Ort, einer der durch sein unspektakuläres Aussehen schon wieder spektakulär ist. Dafür müsste sich bei den Verantwortlichen der Fashion Week allerdings eine Einstellung durchsetzen, wie sie Designerin Leyla Piedayesh vom Label Lala Berlin proklamiert. Gefragt, was sie vom Standort der Fashion Week hält, sagte sie in einem Interview mal ganz entspannt: „Wo das Zelt steht, ist mir egal.“

Was in diesem Jahr statt der Fashion Week sonst alles auf der Straße des 17. Juni stattfinden soll, lesen Sie hier:

HALBMARATHON: Für den 34. Halbmarathon ist die Straße am 30. März in voller Länge gesperrt.

1. MAI: Die Gewerkschaften rufen wieder zur Demonstration am Brandenburger Tor auf.

BIG 25: Am 4. Mai ist die Straße des 17. Juni wegen dieses Rennens gesperrt.

VELOTHON: Das Radsportereignis für Profis und Alltagsradler findet am 18. Mai statt

FAHRRAD-STERNFAHRT: Zum 38. Mal startet dieses Ereignis des Fahrradclubs ADFC am Brandenburger Tor.

WM-FANMEILE: Vom 12. 6. bis 13. 7. ist Fußball-WM – und damit an vielen Spieltagen auch Fanmeile.

STONEWALL PARADE: Am 21. Juni ist der bisherige „Christopher Street Day“

MARATHON: Am 27 und 28. 9. gehört die Straße Skatern und Läufern.

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