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In Schulen und Kitas gibt es nach Forscherdaten wenig Infektionen - vorläufig.

© Annette Riedl/dpa

Exklusiv

Vorläufige Daten der Charité: Berliner Studie deutet bislang nicht auf Schulen als Infektionstreiber hin

Berlins Schulstudie ergibt, dass sich Kinder selten in Klassen anstecken. Der zuständige Staatssekretär warnt vor voreiligen Schlüssen – auch wegen Mutationen.

Nach vorläufigen Analysen der Berliner Charité sind Kinder keine Infektionstreiber – konkrete Schritte zum Öffnen der Schulen lassen sich aus den Daten aber nicht ableiten. Das geht aus einer unveröffentlichten Antwort der Senatswissenschaftsverwaltung auf Anfrage des CDU-Abgeordneten Adrian Grasse hervor, die dem Tagesspiegel vorliegt.

Für die Corona-Schulstudie der Berliner Universitätsklinik haben Forscher während der Corona-Welle im November 24 Schulklassen untersucht.

Dabei wurden zehn Sars-Cov-2-Infektionen in acht Klassen entdeckt und beobachtet: Sechs Betroffene waren jeweils Einzelfälle in ihrer Klasse, in zwei Klassen fanden sich je zwei Infizierte. Sieben der zehn Infektionen verliefen asymptomatisch. Nur einige der von Corona betroffenen Schüler infizierten Angehörige ihres Haushaltes.

Zudem schreibt Wissenschaftsstaatssekretär Steffen Krach (SPD) in der Antwort: „Bei der Nachverfolgung positiver Klassenverbände zeigte sich nach einer Woche keine auf das Schulumfeld zurückzuführende Infektion bei Schülerinnen, Schülern und Lehrkräften, allerdings vier von sieben Infektionen bei Haushaltsmitgliedern, bei denen dies nicht auszuschließen ist.“

Grob vereinfacht entsprächen die Befunden anderen Studien aus Hessen und Rheinland-Pfalz, aber auch Australien. Krach zufolge herrsche an Schulen in Bezirken mit niedrigem sozioökonomischen Status ein höheres Risiko für Infektionen, des Weiteren in Klassen, in denen regelmäßig auf Mund-Nasen-Bedeckungen verzichtet werde.

Virusmutationen noch nicht in Studie berücksichtigt

Im Oktober waren erste Ergebnisse der von der Charité langfristig angelegten Schulstudie bekannt geworden. Damals hieß es, auch sieben Wochen nach den Sommerferien seien massenhafte Coronavirus-Infektionen an Schulen und Kitas ausgeblieben.

In den Bildungseinrichtungen gebe es zwar einzelne Neuansteckungen, die Kinder infizierten sich aber kaum gegenseitig. Eine umfassende Auswertung der Berliner Schul-Daten wird die Charité in den nächsten Wochen vorstellen.

Im Dezember allerdings hatte eine Hamburger Studie gezeigt, dass es auch an einer Schule einen Massenausbruch geben kann. Im Hamburger Fall ging der auf eine Person zurück.

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Ärzte wiesen am Donnerstag darauf hin, dass die im November in Berlin erhobenen Daten schon deshalb kaum politische Schlüsse zuließen, weil sich erst nach der Studie die ansteckendere Virusvariante B117 verbreitete.

Wie berichtet, werden seit einigen Tagen zunehmend Fälle bekannt, in denen sich Patienten und Pflegekräfte mit der britischen Corona-Mutante infiziert haben.

Staatssekretär Krach sagte dem Tagesspiegel, die Studie der Charité werde noch bis zum Sommer dieses Jahres geführt. In ihrem Umfang sei sie einzigartig, die Forschung brauche zudem Zeit, um aktuelle Entwicklungen zu berücksichtigen - beispielsweise die neuen Virusmutationen.

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