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Symbolbild: Ein Mitarbeiter eines Schlüsseldienstes baut ein neues Türschloss ein. Das kann schnell Hunderte Euro kosten.

© picture alliance / Holger Hollem

Vor verschlossener Tür: So vermeiden Sie Abzocke beim Schlüsseldienst

Fällt einem die Tür ins Schloss kann das schnell Hunderte Euro kosten. Welche Schlüsseldienste sind seriös? Und wie wehre ich mich gegen unseriöse Anbiete?

Not macht erfinderisch, so heißt es in einem bekannten Sprichwort. Dies gilt leider auch für so manchen Schlüsseldienst, der sich an der Not Ein- oder Ausgesperrter zu bereichern versucht. Mir ist ein Fall bekannt, in dem ein Mann seine Wohnung aufgrund des defekten Türschlosses nicht mehr verlassen konnte und 660 Euro für die Öffnung zahlen musste.

Er scheiterte vor Gericht, welches befand, dass es sich hierbei nicht um Wucher handele. Die Richter waren zudem der Ansicht, dass der Betroffene sich nicht in einer Notsituation befunden habe, da er noch einen Anbieter recherchieren konnte.

Spare in der Zeit, so hast Du in der Not. Dies scheint die unterschwellige Empfehlung zu sein, welche uns solche unverständlichen Urteile aussprechen. Bevor Sie sich aber mit überteuerten Summen aus einer Notsituation herauskaufen müssen, lesen Sie lieber meine Tipps.

Zahlreiche Wohnhäuser verfügen über keinen entsprechenden Notfallaushang, sodass Betroffene selbst recherchieren müssen, um einen Schlüsseldienst rufen zu können. Auch wenn Sie möglichst schnell aus Ihrer Notlage befreit werden möchten, sollten Sie ruhig bleiben und sich einige Minuten Zeit für die Internetsuche nehmen.

Häufig bezahlen unseriöse Anbieter viel Geld an die entsprechenden Suchmaschinen, um ganz vorn bei der Angebotsanzeige gelistet zu werden. Wählen Sie unbedingt einen ortsnahen Schlüsseldienst. Dieser sollte seinen Sitz am eigenen Wohnort oder in der Umgebung haben sowie eine Ortsvorwahl bei der Rufnummer vorweisen.

Angebote für mehr als 250 Euro sind unseriös

Lesen Sie das Impressum auf der Internetseite des Anbieters, um die Ortsnähe sicherzustellen. Vor der Türöffnung müssen Sie unbedingt den Preis absprechen. Gemäß einer Vergütungstabelle der Handwerkskammer liegen die ortsüblichen Preise bei etwa 100,00 Euro für eine einfache Türöffnung an Werktagen zwischen 8 bis 18 Uhr. Dazu können Spätzuschläge von 50 Prozent sowie Nacht-, Feiertags- oder Sonntagszuschläge von 100 Prozent kommen.

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Angebote mit Preisen, die eine Vergütung von 250 Euro für eine durchschnittliche Türöffnung übersteigen, sind meist unseriös. Fordert der Schlüsseldienst Sie nach der Türöffnung zur Zahlung auf, tun Sie dies auf keinen Fall, ohne eine Rechnung zu erhalten. Darauf muss die im Impressum angegebene Firmenadresse stehen.

Dörte Elß ist Chefin der Verbraucherzentrale Berlin
Dörte Elß ist Chefin der Verbraucherzentrale Berlin

© Doris Spiekermann-Klaas TSP

Rechnungen, auf denen der Vertragspartner nicht deutlich erkennbar ist, können im Nachhinein nicht beanstandet werden, weil die zustellfähige Adresse fehlt. Niemals dürfen Sie sich unter Druck setzen lassen, wenn Ihnen beispielsweise gedroht wird, die Tür wieder zu verschließen. Nötigung ist strafbar.

Hilfe in der Nachbarschaft oder bei der Polizei zu suchen, kann hier notwendig werden. Am besten, Sie werden jetzt erfinderisch und sammeln Ideen, wie Sie an Ihren Schlüssel denken, wenn Sie das Haus verlassen. Ich empfehle Ihnen, einfach einen Ersatzschlüssel bei den Nachbarn zu deponieren.

Dörte Elß ist Vorstand bei der Verbraucherzentrale Berlin e.V. Im Tagesspiegel gibt sie wöchentlich Tipps zum Verbraucherschutz.

Dörte Elß

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