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Lina Eichler (l) und Mephisto standen am vergangenen Dienstag vor einem Camp in der Nähe des Reichstagsgebäudes. Beide befanden sich da seit 16 Tagen im Hungerstreik für den Klimaschutz. Sie wollen mit der Aktion ein Treffen mit den drei Kanzlerkandidaten erreichen.

© Kay Nietfeld/dpa

Update

Vor dem Berliner Reichstag: Hungerstreik fürs Klima – Zwei Aktivistinnen brechen ab

Nach fast drei Wochen ohne Nahrung geht es an die Substanz. Ein harter Kern junger Umweltschützer in Berlin will weitermachen. Zwei junge Frauen aber geben auf.

In Berlin haben am Samstag zwei junge Klimaaktivistinnen ihren Hungerstreik zur Rettung des Klimas abgebrochen. Die 19-Jährige Lina Eichler aus Hamburg war am Samstagmorgen entkräftet zusammengebrochen und mit einem Rettungswagen in die Charité eingeliefert worden.

Am Nachmittag entschloss sie sich aus körperlichen Gründen, das Fasten zu beenden, sagte Sprecherin Hannah Lübbert der Deutschen Presse-Agentur. Eichler habe die Klinik inzwischen verlassen. Eine zweite Aktivistin, die sich Mephisto nennt, habe danach entschieden, die Aktion aus psychischen Gründen aufzugeben.

Beide Frauen hätten nun sehr langsam angefangen, wieder etwas zu essen, sagte Lübbert am Sonntagnachmittag. Sie wollten sich weiterhin im Protest-Camp aufhalten.

Eine insgesamt sechsköpfige Gruppe junger Erwachsener hatte am 30. August vor dem Reichstag mit einem unbefristeten Hungerstreik begonnen. Ihr Ziel ist zum einen ein öffentliches Gespräch mit den drei Kanzlerkandidaten über den Klimawandel. Zum anderen verlangen sie die Einsetzung eines Bürgerrats, der der Politik Sofortmaßnahmen zum Klimaschutz vorgeben soll.

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Am Samstagnachmittag hatte ein Arzt im Camp nahe dem Reichstagsgebäude auch dem 27-jährigen Jacob Heinze aus Dortmund dringend geraten, in eine Klinikambulanz zu gehen.

Auch Heinze ließ sich daraufhin an der Charité behandeln, entschloss sich aber danach zum Weitermachen. Bereits am Dienstag war Heinze nach einem Schwächeanfall vorübergehend in ein Krankenhaus gebracht worden, fastete danach jedoch weiter.

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Alle drei Kanzlerkandidaten hatten die Hungernden aufgefordert, ihre Protestaktion abzubrechen. Dann seien sie zu Gesprächen bereit, allerdings nach der Bundestagswahl, einzeln und nicht öffentlich.

Jacob Heinze und Lina Eichler kamen am Freitag nach einer Wahlveranstaltung mit Olaf Scholz ins Gespräch. Danach waren beide nach eigenen Angaben verstört. „Olaf Scholz redet in einer beängstigenden Ruhe über seine Pläne, die uns direkt in die Klimakatastrophe führen. Das macht mir große Angst“, teilte Heinze am Samstag in einer Presseinformation mit.

Auch Umweltschutzorganisationen wie Greenpeace hatten die Klimaschützer gebeten, ihren Hungerstreik zu beenden. Man teile das Anliegen, appelliere aber aus Sorge um Gesundheit und Wohlergehen, „junges Leben nicht aufs Spiel zu setzen“. (dpa)

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