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Demonstranten stehen bei einer Aktion gegen Rechts und den Vorkommnissen in Thüringen am Reichstag und protestieren.

© Paul Zinken/dpa

Update

Vor dem Berliner Reichstag: Hunderte protestieren gegen Thüringer Ministerpräsidentenwahl

„Kein Schritt nach Rechts - nicht mit uns“, war die Losung auf der Demonstration am Samstag, zu der Jugendorganisationen aufgerufen hatten.

Die Sonne scheint auf das Brandenburger Tor, Touristen schießen Selfies, eine Spielorgel dudelt, aber Rebecca und Marvin beachten all das nicht. Sie wollen zur Kundgebung auf dem Platz der Republik, um gegen die Wahl des Thüringer Ministerpräsidenten Thomas Kemmerich (FDP) zu protestieren. Ihre Nachnamen wollen sie in der Zeitung nicht lesen.

Rebecca hat die samtgrüne Kapuze ihres Pullovers über ihren Kopf gezogen, vor dem Bauch hat sie ihre vier Monate alte Tochter gewickelt. „Ich finde es wichtig, dass man sich positioniert“, sagt sie. Sie wolle den AfD-Unterstützern zeigen, dass sie nicht die Mehrheit sind. „Björn Höcke ist ein gerichtsbestätigter Faschist und der sitzt schon im Parlament“, sagt sie.

Das bereite ihr Sorgen. „Wenn uns unsere Tochter in 20 Jahren fragt, wo wir waren, möchte ich nicht sagen, wir saßen nur am Frühstückstisch“, sagt Marvin.

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Auf der Wiese vor dem Reichstag haben sich mehrere hundert Menschen gesammelt. Die Polizei sprach von „Teilnehmern im oberen dreistelligen Bereich“. Sie demonstrieren unter dem Motto „Kein Schritt nach Rechts – nicht mit uns“. Fahnen wehen im Wind: „Kein Bock auf Nazis“, „Atomkraft? Nein Danke“.

Auf Plakaten und Transparenten wurden Slogans gezeigt wie „Kein Pakt mit Nazis“, „Keine Zusammenarbeit mit der AFD“, „Nie wieder Faschismus“ und „Es ist geschehen und folglich kann es wieder geschehen“. Auch Plakate der Antifa waren zu sehen. Auf einigen stehen Wortwitze, „KEINEr MACHT es mit DER AFDP“, andere fassen die Stimmung kühl in einem Wort zusammen:„Schlimm!“

„Herr Kemmerich, treten Sie zurück!“

Unter den Rednern ist auch Juso-Bundesvorsitzender Kevin Kühnert. In Sneakers, die Hände in den Taschen. „Wer zwischen Björn Höcke und Bodo Ramelow nicht unterscheiden kann, hat die Orientierung zwischen demokratischen Prinzipien verloren“, sagt er. Die Wahl fuße auf zwei Punkten: grenzenlose Naivität und billiges Kalkül. „Herr Kemmerich, treten Sie zurück“, forderte Kühnert. Was Kemmerich kurz darauf am Nachmittag tatsächlich tat. Nach Angaben der Polizei verlief die Demonstration am Mittag zunächst ohne Störungen.

Marvin Ku

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