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Lenins Kopf könnte wegen der Zauneidechse erst im Oktober 2015 geborgen werden.

© dpa/picture-alliance

Von Tag zu Tag: Zauneidechsen und Adler gefährden Lenin

Das Comeback Lenins gestaltet sich schwierig. Unser Autor Bernd Matthies über die Rolle der Zauneidechse im Spätleninismus. Eine Glosse.

Lenin! Der finstere Chefkommunist hat uns als Wiedergänger schon oft heimgesucht, wie ein Flaschenteufel des ruhmreichen Sowjetstaats. Erst wollte sein Denkmal nicht fallen, dann verschwand dessen Kopf, klammheimlich verbuddelt im Müggelheimer Wald von Bedenkenträgern, die kein zweites sowjetisches Ehrenmal gründen wollten. Nun war endlich Einigkeit darüber hergestellt, dass dieser Kopf für eine Spandauer Ausstellung exhumiert wird – und schon geht wieder alles schief.

Zauneidechsen müssen fachgerecht vergrämt werden

Denn Zauneidechsen und Seeadler stellen sich quer. Das sind Tiere, die praktisch Verfassungsrang haben wie die Stuttgarter Juchtenkäfer; im Gegensatz zu jenen scheinen sie im Müggelwald aber nicht nur potenziell, sondern ganz konkret zu existieren. Die Ausstellung beginnt nach den Sommerferien, aber die Adler sind zickig, und auch das „sachgerechte Vergrämen“ der Eidechsen kann erst im Oktober beginnen.

Das geht nämlich nicht so, dass da einer mit dem Spaten kommt und die Viecher ein paar Meter weiterträgt, nein, das Vergrämen muss man sich als einen hochkomplexen Vorgang vorstellen, der alle Aspekte der traumatisierten Eidechsenseele zu bedenken hat, quasi eine Psychoanalyse am offenen Denkmal. Aber wie konnte der Kopf ohne Vergrämung und unter den Adleraugen überhaupt eingegraben werden? Unsere Leninisten sollten das mal untersuchen.

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