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Bitte nicht drängeln. Am Bundestag ist eher weniger Verkehr.

© Reiner Zensen

Von Tag zu Tag: Imma vorn

Bernd Matthies begrüßt vorsichtig eine Idee der BVG für die U-Bahn.

Der öffentliche Nahverkehr würde weltweit sofort einen riesigen Qualitätssprung machen, wenn die Fahrgäste nicht wären. Ohne sie gäbe es weniger Verspätungen, weniger Genörgel, alles liefe wie von selbst. Bitte? Geht nicht? Ja, schon gut.

Also schauen wir mal, was geht. Eines der größten Probleme der Berliner U-Bahn liegt unbestritten darin, dass die vielen Zugtüren nicht gleichmäßig benutzt werden. Wer jemals eine Oberschülergruppe aus Geislingen an der Steige dabei beobachtet hat, wie sie durch gemächlichstes Verlassen des Zuges über eine einzige Tür den Fahrplan sprengt, der weiß Bescheid. Die flehentlichen Appelle durch die Lautsprecher, man möge doch alle Türen zum Ein- und Aussteigen nutzen, verpuffen stets total – sollte die BVG eventuell lieber „Feuer!“ oder „Freibier!“ rufen lassen?

Aber es gibt was Neues: Ein System, das per Kamera die Fahrgäste im Zug zählt und auf dem nächsten Bahnhof anzeigt, wo drinnen Platz ist, und wo deshalb am besten einzusteigen wäre. Das hilft zwar auch nichts gegen die trutschigen Oberschüler, könnte aber verhindern, dass die Fahrgäste draußen nun auch genau bei ihnen in den Zug wollen.

Keine Zukunftsmusik: Das soll ab dem heutigen Mittwoch ausprobiert werden, allerdings zunächst auf der Linie 55, Bahnhof Bundestag, wo echtes Gedrängel so selten ist wie eine Dampflokomotive. Aber irgendwo muss ja mal angefangen werden, und wenn die Technik funktioniert, soll sie auch auf richtige Bahnhöfe losgelassen werden. Und auf richtige sture Berliner, deren Prinzip lautet: „Ick steije imma vorn in zweiten ein.“

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