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Der Löwe wacht: Das White Trash an der Schönhauser Allee hat sich den Charme des einstigen chinesischen Restaurants erhalten. Das soll auch in Treptow so bleiben.

© David von Becker

Von Prenzlauer Berg nach Treptow: Szenerestaurant White Trash zieht nun doch um

Das White Trash wollte längst nach Treptow umgezogen sein, doch das klappt nicht so schnell wie geplant. Am neuen Standort wird trotzdem schon gefeiert.

Das White Trash ist immer noch da, wo es vor einem Jahr war. Die roten Chinalampen hängen noch, die goldenen Löwen empfangen wie gewohnt die Gäste am südlichen Ende der Schönhauser Allee. War da nicht etwas? Hatte Besitzer Walter Potts nicht schon vor einem Jahr angekündigt, mit seinem Club nach Treptow zu ziehen? Der Ortswechsel war schon für vergangenen Sommer geplant. Als Antigentrifizierungsmaßnahme quasi, denn aus seiner Sicht passt Rock ’n’ Roll schon lange nicht mehr nach Prenzlauer Berg.

Ja, das habe nicht geklappt, gesteht nun Sprecher Kristian Wolff – zumindest noch nicht. „Wir wollten Rock ’n’ Roll machen und waren dabei ein wenig blauäugig.“ Die bürokratischen Hürden und Schwierigkeiten mit den unterschiedlichsten Ämtern seien schuld an der Verzögerung des Umzugs. So kompliziert hatte man sich das alles nicht vorgestellt.

Zwischen Arena, Club der Visionäre und Badeschiff

Doch weg will Walter Potts immer noch, auf jeden Fall – spätestens im April, wenn der Mietvertrag an der Schönhauser Allee ausläuft, sollen die Bauarbeiten am neuen Standort abgeschlossen sein. Darauf scheint man sich im White Trash zu freuen. „Kreuzberg ist der Ausgehbezirk schlechthin“, sagt Kristian Wolff. Moment, Kreuzberg? Genau genommen liegt die neue Location im Bezirk Treptow, am Flutgraben 2 nämlich. Zwischen Arena, Club der Visionäre und Badeschiff hat der Amerikaner Potts ein neues Gelände für seinen Club gefunden. Dort, wo die coolen Kids ausgehen, sucht Potts offenbar das authentischere Berlin-Gefühl. Die Veränderungen von Szene und Publikum im mehr und mehr gutbürgerlichen Prenzlauer Berg passen dem Clubbesitzer schon lange nicht mehr. Er sucht nach Entwicklungsmöglichkeiten. Und die hofft er in Treptow zu finden.

Zusätzlich zum Innenbereich gibt es dort nämlich einen Außenbereich – der fehlte an der Schönhauser Allee. Bis auf ein paar wackelige Tische auf dem engen Bürgersteig konnte man hier die im Restaurant des Clubs zubereiteten Burger nur im Dunkeln des ehemaligen China-Restaurants essen. „Das Kreuzberger Gelände bietet viel mehr Fläche als die Räume an der Schönhauser Allee“, sagt Wolff. Deutlich mehr Gäste könne man dort gleichzeitig unterbringen und habe auch mehr Möglichkeiten für Events.

Das bewährte White-Trash-Prinzip bleibt erhalten

Auch jetzt wird der neue Standort des Clubs schon als Veranstaltungsort genutzt. Vergangenen Freitag zum Beispiel fand dort eine Mischung aus Skaterwettbewerb und Kunstausstellung statt – musikalisch begleitet vom israelischen Jazzpop-Duo Ofrin. „Diese Veranstaltungen werden zwar von uns unterstützt, sind aber keine White-Trash-Veranstaltungen“, sagt Kristian Wolff. Immerhin stand der Chef Walter Potts bei dieser Gelegenheit höchstpersönlich am Grill. Ansonsten stellt das White Trash bislang nur die Location zur Verfügung. Über weitere Veranstaltungen ist derzeit nichts bekannt. Überhaupt habe das alles ja auch gar nichts mit dem neuen Laden zu tun, sagt Wolff.

Der Umbau läuft – bislang ist das ehemalige Autohaus am Ufer aber noch lange nicht der Laden, der er einmal sein soll. Trotz der räumlichen Veränderungen soll das bewährte White-Trash-Prinzip erhalten bleiben: eine Mischung aus Club, Burgerladen, Tattoostudio und Kulturveranstaltungsort. Und natürlich ziehen auch die roten Lampen und die goldenen Löwen mit ans Spreeufer. Denn obwohl sie so gar nicht zum amerikanischen Szenetreff passen, sind sie doch längst zum Markenzeichen des White Trash geworden.

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