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Augen zu, Plauze raus. Ein Werbetexter spielt BVG-Kontroletti.

© Tsp

Update

Von DSDS in den Untergrund von Berlin: Is' mir egal: Die Geschichte hinter dem BVG-Song

Im Netz geistert der BVG-Song "Is' mir egal" herum. Schon Dieter Bohlen musste ihn sich anhören. Wie finden Sie ihn?

Ach, schöne, neue BVG-Welt. Das weiße Hemd spannt überm Bauch, das Schaffnermützchen sitzt lässig auf dem Kopf, die BVG-Weste wippt im Takt der Musik. "Mach' mal Beat!" - so beginnt ein neuer Song über die BVG, der seit Freitag im Netz herumgeistert. Es ist die BVG-Version von "Is' mir egal". Dahinter steckt erneut die Werbeagentur Jung von Matt, die schon mit bekannten Edeka-Spots wie dem "Opa" auffiel.

Mittendrin im neuen BVG-Song: ein Mann, der schon Dieter Bohlen bei DSDS zum Grübeln brachte. Seinen Song "Is' mir egal" zeigte er Anfang des Jahres bei RTL vor großem Publikum, jetzt hat er den Song reaktiviert und eine BVG-Version daraus gemacht. Der Mann heißt Kazim Akboga, er soll Werbetexter sein.

Na dann - Achtung, Ohrwurmgefahr! - hören wir mal rein. Der Beat ist entspannt, der Text eingängig. Kostprobe? "Montagmorgen - is' mir egaaaal, Monatsticket - is' mir egaaaal, keine Tickets - is' nicht egal." Oder "Keine Kleingeld is' mir egaaaal, keine Trinkgeld - is' mir egaaaal, gar keine Geld - is' nicht egal."

Das Musikvideo spielt mit Klischees. Drehorte sind die U-Bahn, die Straßenbahn und auch der Bus, gefilmt wurde vor allem auf den Bahnhöfen der U2 in Neu-Westend und in Ruhleben. Die einen werden es berlinisch-lustig finden, andere wiederum kindisch/schlecht/egaaal ("Für so einen Klamauk ist Geld da").

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Schon Dieter Bohlen hatte eine klare Meinung zu dem Berliner. "Du kannst nicht singen, is mir egal, du kommst nicht weiter, is mir egal", sang er damals in der Fernsehshow. "Da ist die Tür, is mir egal, viermal 'Nein', is mir egal." Das Video soll aber wesentlich älter sein; bei Youtube gibt es einen Eintrag aus dem Sommer 2014.

Zwiebel in der U-Bahn? Ist nicht egal!

In dem Song wimmelt es vor Klischees und Doppeldeutungen. Nicht jeder wird's witzig finden - vor allem nicht jene Passagen, in denen der Musiker singt: "Käse reiben, Zwiebel schneiden - is' mir egaaaal." Bekanntlich gehört die Einnahme vom Mittagessen mit Zwiebelbeilage zu den unangenehmsten Begleiterscheinungen einer Fahrt mit der BVG, um es vorsichtig zu formulieren.

Erste Szene, Ruhleben - mit dem offiziellen Logo.
Erste Szene, Ruhleben - mit dem offiziellen Logo.

© Tsp

Letzter Schnitt, dann die Zusammenfassung: "Könnt ihr alles machen - is' mir egaaaal, solche Sachen - sind uns egaaaal. Wir euch lieben, is' euch egal." Dann kommt das BVG-Logo und der Slogan: "Nur wir lieben dich so wie du bist." So lautet der Werbeslogan der alten BVG, mit dem sich der Konzern seit vielen Monaten ein neues Image verpasst hat.

Anruf bei der BVG: "Das Video ist überspitzt"

"Das Video gehört zu unserer Imagekampagne", sagt BVG-Sprecherin Petra Reetz. Natürlich sei das Video "überspitzt", die ersten Reaktionen seien enorm positiv. Zu ernst sollte es bitte niemand nehmen: "Es ist jedem Fahrgast klar, dass Pferde in der U-Bahn nichts zu suchen haben" - denn um Pferde geht es in dem Video ebenfalls. "Im Kern geht es um die einfache Botschaft: Es ist uns egal, welche Vorlieben du hast - wir nehmen dich mit." Die Ausschreibung zu dem Videospot hat die Werbeagentur Jung von Matt gewonnen.

Zehn BVG-Leute twittern von 6 bis 18 Uhr

Vor allem bei Twitter ist der Hashtag #weilwirdichlieben beliebt, weil die BVG-Kommentatoren gern liebevoll zurückschnauzen. Etwa zehn Twitterer - "alles BVG-Angestellte" - sind täglich von 6 bis 18 Uhr im Dienst; sie sitzen nach Angaben der BVG im Callcenter. Der Anfang sei schwierig gewesen, innerhalb kurzer Zeit sei die Stimmung jedoch ins Positive gekippt.

"In erster Linie möchten wir natürlich mehr Fahrkarten verkaufen", sagt Reetz. "Das ist unser Geschäft." Geschadet habe die Kampagne - ähnlich wie einst bei der einst so bräsigen BSR ("We kehr for you") - dem Konzern nicht, im Gegenteil. An der Werbung arbeiteten mehrere Werbeagenturen, "wir haben keine Lead-Agentur".

Die Kampagne, die unterstützt werde von BVG-Chefin Sigrid Nikutta und BVG-Finanzchef Henrik Falk (Reetz: "Sie sagten: Traut euch was, macht mal!") wirke auch nach innen. Die einst so verstaubte BVG wirkt so frischer. "Fahrgäste haben wir seit dem Start jedenfalls nicht verloren", sagt Reetz.

Und Kazim Akboga? Der hat Freitagvormittag bei Facebook nur knapp zum Start des Videos geschrieben: "bei mir läuft nicht, bruder, bei mir fährt. isch hab video mit BVG gemach. viel schipass". Als Werbetexter weiß der Mann, wann man solche Videos veröffentlichen sollte - natürlich zum Wochenende. Das Video ist nämlich partytauglich.

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