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Anschub für die Gründung. Berlin ist international bekannt für seine Start-up-Szene. Die IBB Ventures unterstützt junge Unternehmen bei der Suche nach Kapitalgebern.

© imago images/Westend61

Von der Gründung bis zum "Exit": IBB Ventures unterstützt Berliner Start-ups bei der Investorensuche

Mit ihrer Beteiligungsgesellschaft hat die Förderbank im vergangenen Jahr 15 Millionen Euro investiert - und damit 75 Millionen Euro an privatem Kapital angezogen.

Neu ist es nicht, aber Wirtschaftssenator Stephan Schwarz (für die SPD) betonte es erneut am Mittwoch: Berlin sei die „Start-up-Hauptstadt Deutschlands“. Junge, innovative Unternehmen seien ein „Motor für den Arbeitsmarkt“ der Hauptstadt. 

Maßgeblichen Anteil am Erfolg habe die Förderung mit Hilfe der IBB Ventures - eine Beteiligungsgesellschaft der Investitionsbank Berlin (IBB). Sie investiert in Start-ups. Am Mittwoch zog Schwarz gemeinsam mit dem IBB-Vorstandsvorsitzenden Hinrich Holm Bilanz. 

15 Millionen Euro hat die IBB Ventures nach eigenen Angaben 2021 in Neugründungen investiert. Elf neue Unternehmen wurden ins Portfolio aufgenommen, das nun insgesamt 47 Firmen umfasst. 

Eine Förderung erhielt unter anderem X-Cardiac, ein Hersteller von medizinischer Software. Mittels Künstlicher Intelligenz (KI) soll das neuartige Programm Komplikationen nach Operationen am Herzen früh erkennen. Der medizinische Bedarf sei sehr groß, sagte Mitgründer Oliver Höppner, denn das Risiko von Nachblutungen oder akutem Nierenversagen nach einer Herzoperation sei vergleichsweise groß. 

Dr. Hinrich Holm ist der Vorstandsvorsitzende der Investitionsbank Berlin (IBB).
Dr. Hinrich Holm ist der Vorstandsvorsitzende der Investitionsbank Berlin (IBB).

© IBB

In zehn Prozent der Fälle gebe es Komplikationen. Für die betroffenen Patienten könne das eine lange Zeit auf der Intensivstation oder sogar den Tod bedeuten. Die Software von X-Cardiac wertet die Daten von Patient:innen fortlaufend aus, um Risiken schon vor dem Eingriff erkennen zu können. 

Sie wird bereits am Deutschen Herzzentrum Berlin (DHZB) eingesetzt, das mit dem Start-up kooperiert. Für Krankenhäuser sei es mit dieser Methodik möglich, die Sterberate zu senken, sagte Höppner. 

Dadurch verbessere sich langfristig die Reputation des Hauses und die Attraktivität für Patient:innen steige. Der Einsatz der digitalen Technik habe also auch in wirtschaftlicher Hinsicht unmittelbare positive Auswirkungen. 

X-Cardiac wurde 2020 gegründet, unterstützt vom DHZB, dem Berlin Institute of Health (BIH) und der Charité-Universitätsmedizin Berlin. Die erste Finanzierung erfolgte im März 2021. IBB Ventures habe sich während des gesamten Prozesses als „sehr verlässlicher Partner“ erwiesen, lobte Höppner. 

IBB Ventures überzeugt private Kapitalgeber

IBB-Chef Hinrich Holm betonte, es sei das Ziel der IBB Ventures, durch passgenaue Förderung in der Anfangsphase innovative Geschäftsmodelle zu unterstützen. Das funktioniere aber nur gemeinsam mit privaten Kapitalgebern. In der Frühphase sei es eine wichtige Aufgabe, nach geeigneten Investoren zu suchen. 

Die begleitende Finanzierung aus staatlichen Mitteln wecke deren Interesse und fungiere als „Hebel“, denn sie erhöhe insgesamt das Vertrauen in die Start-ups. „Fremdes Kapital sucht uns“, fasste Holm zusammen. 

Marco Zeller, Chef der IBB Ventures, wies außerdem darauf hin, dass seine Gesellschaft 2020 auch Coronahilfen für Berliner Start-ups geleistet habe. In einem normalen Jahr vor der Krise wurden demnach etwa zwölf Millionen Euro in zehn Firmen investiert. Im Krisenjahr 2020 waren es 25 Millionen Euro, die verteilt wurden. 

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Die Gelder gingen zum einen an 20 neue Start-ups und waren andererseits in 47 Fällen Folgefinanzierungen. Gleichzeitig investierten private Partner 72 Millionen Euro. Im Unterschied zu den Coronahilfspaketen der Bundesregierung habe die Unterstützung jedoch nicht aus einmaligen Zuschüssen bestanden. 

Unterstützung bis zum "Exit"

Die IBB Ventures habe Anteilsscheine erhalten. Die Beteiligungsgesellschaft orientiert sich in ihrem Vorgehen an dem ihrer privatwirtschaftlichen Pendants. „Wir gehen extrem hohe Risiken ein“, sagte Zeller. Wie bei privaten Kapitalgebern gehöre es zum Geschäft, dass nicht alle Start-ups erfolgreich sein können. Das bedeutet, das ein Teil der Beteiligungen ganz oder teilweise ausfällt. Die Misserfolgsquote liegt Zeller zufolge bei etwa 30 Prozent. 

Doch die erfolgreichen Unternehmen erzielen beim Exit eine so hohe Rendite, dass sich das Investment insgesamt lohnt. Als Exit wird in der Start-up-Szene ein geplanter Ausstieg von Kapitalgebern aus einer Beteiligungsanlage bezeichnet. Das kann bedeuten, dass das Start-up von einem etablierten Unternehmen aufgekauft wird, oftmals einem Wettbewerber aus derselben Branche.

2021 beispielsweise übernahm der Mineralölkonzern Shell das Berliner Start-up Ubitricity, das Ladestationen für Elektroautos herstellt. Die Ladesäulen werden in Straßenlaternen verbaut. Die großen Ölkonzerne versuchen zunehmend, sich als moderne Mobilitätsunternehmen neu aufzustellen. Deshalb haben sie Interesse an innovativen und nachhaltigen Geschäftsmodellen. 

Der Shell-Deal war einer von sieben erfolgreichen Exits von IBB-Ventures-Beteiligungen im vergangenen Jahr. Ein Exit kann aber auch im Zuge eines Börsengangs erfolgen. In ihrem 25-jährigen Bestehen habe die 1997 unter dem Namen IBB Beteiligungsgesellschaft mbH gegründete Gesellschaft bereits 80 erfolgreiche Exits begleitet, sagte Zeller. 

Zu den jüngsten Beispielen gehört die digitale Lernplattform Sofatutor. Ein Konsortium um den Münchner Risikokapitalgeber Emeram Partners übernahm 2021 die Mehrheit der Anteile. 

Im Vorjahr hatte der Turbinenhersteller Rolls Royce, der ein Werk südlich von Berlin hat, das Start-up Qinous gekauft. Die Firma entwickelt Energiespeicher für dezentrale Versorgungssysteme. Inzwischen wurde sie umbenannt und firmiert als Rolls-Royce Solutions Berlin. 

Ein Exit müsse gut geplant sein, sagte Holm. „Wir gehen nicht mit der Brechstange raus“. Die Lösung müsse für alle Beteiligten sinnvoll und lukrativ sein. Im aktuellen Jahr will die IBB einen sogenannten Impact Fonds aufsetzen. Diese Form des Investments umfasst auch Kriterien wie Nachhaltigkeit oder Ökologie. 

Schwarz sagte, eine wichtige Herausforderung für die Start-ups sei die Integration von geflüchteten Fachkräften aus der Ukraine, Russland und Belarus. Er kündigte dafür politische Unterstützung an.
 

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