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Magische Momente. Die Ausstellung „The New York Years“ des Fotografen Ashkan Sahihi zeigt 40 Porträts in der McLaughlin Galerie Berlin an der Linienstraße.

© W. Huthmacher/Promo

Vom Hudson an die Spree: Gesichter, die New York bewegten, nun in Berlin

Die Ausstellung des Fotografen Ashkan Sahihi zeigt Porträts aus New York. Zuvor hatte der Künstler ein Buch mit Fotos von Berlinerinnen veröffentlicht.

John Cage sitzt zwischen Kakteen vor zwei Schachbrettern. Paul Auster liegt, rauchend und in Gedanken versunken, auf einem Bett. Autorin Joan Didion zeigt träumerisch Falten vor einem verschwommenen Bücherregal. Das sind Bilder einer neuen Ausstellung, die den Galeristen Daniel McLaughlin besonders berührt haben. [Linienstr. 32, Mitte, bis zum 21. November, Di-Sa jeweils 11-18 Uhr.]

Er hat selber zwölf Jahre in New York gelebt, dort in einer Galerie gearbeitet. Jetzt zeigt er 40 von über 200 Porträts des Fotografen Ashkan Sahihi: Einblicke in eine vertraute und doch ferne Welt. Denn die Sehnsucht mag noch so groß sein. Die Stadt am Hudson River ist derzeit weiter entfernt von Berlin, als die meisten es je erlebt haben.

Die Ausstellung bietet einen Einblick in die Gesichter, die Kunst und Kultur der Metropole auf der anderen Seite des Atlantiks in den letzten 30 Jahren geprägt haben, magische Momente. Entsprechend war das Interesse bei der Eröffnung. Das coronakonforme Konzept der Vernissage erlaubte es, draußen an der frischen Luft zu diskutieren: Vor den hohen Fenstern der Galerie spielte die Musik, wurden Getränke ausgeschenkt. Innen blickten die Gäste korrekt mit Maske auf die Bilder.

Kimberly Marteau Emerson, Human Rights Aktivistin und Frau des früheren US-Botschafters, trat als Gastgeberin und Rednerin auf. Ein Porträt von ihr ist unter den 375 Frauenbildern, die Ashkan Sahihi 2015 in einem Buch mit dem Titel „Die Berlinerin“ veröffentlichte. Der zeigte Frauen, die in Berlin wohnen oder die Stadt in Bewegung halten.

Auch damals war es sein Ziel, „ein ehrliches Stadtporträt zu zeichnen“. Ihre Beziehung zu dem Künstler, den sie „einen Weltklasse-Zuhörer“ nennt, beschreibt Kimberly Emerson als Freundschaft auf den ersten Blick. Gemeinsam haben sie das Berliner Nachtleben erforscht, als das noch möglich war. Er sah in ihr sofort „eine interessante und interessierte Frau“, mit der man offen reden konnte.

Yoko Ono blinzelt über den Rand ihrer Sonnenbrille

Auch die Arbeit mit den Portraitierten in New York, wo Sahihi von 1987 bis 2014 lebte, war von großer Offenheit geprägt. Neue Facetten wollte er zeigen, bis zu dem Punkt, an dem Schauspieler, Schriftsteller und Maler wie Familienmitglieder wirken: Der Schauspieler Willem Dafoe zieht sein Unterhemd aus. Die Künstlerin Cindy Sherman hat er mit einer Infrarotkamera aufgenommen, einmal im Hellen vor einem Stacheldrahtzaun, dann im Dunkeln mit geschlossenen Augen.

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Der Schriftsteller Irvine Welsh hockt mit einem Kopfschutz für Hunde, der einem umgedrehten Lampenschirm ähnelt, auf einem Bett. Opernsängerin Renée Fleming sitzt auch auf einem Bett, in Abendjacke. Yoko Ono blinzelt unterm schräg aufgesetzten Strohhut mit einem Auge über den Rand ihrer Sonnenbrille.

Porträts von Drogenkonsumenten

Aufmerksam auf die New-York-Fotos wurde McLaughlin durch ein im Distanz-Verlag erschienenes Buch. Der im Iran geborene Künstler Ashkan Sahihi hatte die Zeit des Lockdowns im Frühjahr zum Aufräumen seines Archivs genutzt. Gemeinsam mit Daniel McLaughlin machte er sich an die Auswahl der Fotos für die Ausstellung. Der Galerist kannte frühere Projekte, darunter die Serie mit Porträts von Drogenkonsumenten, die auch ins Museum of Modern Arts gelangte.

McLaughlin und seine Frau Catrioma, die auch in der Atlantikbrücke engagiert ist, vermissen in der Coronakrise New York – vor allem die unglaublich positive Energie. „New York macht Mut: Da kommen wir durch“, das ist die Erinnerung des Galeristen an den Spirit während verschiedener Katastrophen, die er dort erlebt hat. Insofern ist diese dritte Ausstellung in der Galerie, die er im März, zwei Tage vor Beginn der Kontaktsperre, eröffnet hat, ein Herzensprojekt.

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