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Wir sind so frei. Das Deutsch-Amerikanische Volksfest hatte seine eigenen Traditionen.

© Kai-Uwe Heinrich

Update

Volksfest in Not: Kein Platz in ganz Berlin

Das Deutsch-Amerikanische Volksfest fällt 2019 aus. Der verhinderte Veranstalter Thilo-Harry Wollenschlaeger kritisiert die Politik heftig.

Von Sandra Dassler

„Es ist schon sehr traurig“, sagt Bernd Schwintowski. „Nicht nur, weil es gerade im 70. Jahr der Luftbrücke fast wie eine Absage an die deutsch-amerikanische Freundschaft ist, sondern auch, weil es die Geringschätzung für eine ganze Berufsbranche zeigt: die Schausteller.“ Schwintowski ist PR- und Marketing-Manager und seit Jahren der Pressesprecher für das traditionsreiche Deutsch-Amerikanische Volksfest (DAV). „Das findet in diesem Jahr nicht statt“, sagte er am Sonnabend dem Tagesspiegel. „Der Veranstalter Thilo-Harry Wollenschlaeger hat trotz aller Bemühungen keinen Platz gefunden.“

Wollenschlaeger selbst ist zutiefst enttäuscht. Seit Monaten hatte er um Hilfe bei seiner Suche nach einem Platz für das große Volksfest gebeten, das sein Vater Harry 1961 ins Leben gerufen hatte. Lange fand es in Zehlendorf an der Trumanplaza statt, später an der Heidestraße in der Nähe des Hauptbahnhofs. Als auch dieses Gelände nicht mehr genutzt werden konnte, fiel das Fest 2016 aus, fand dann aber einen neuen Platz in Mariendorf.

Im Vorjahr kamen 300.000 Besucher

Mehr als 300.000 Besucher kamen im vergangenen Jahr dorthin – auch deshalb kann Wollenschlaeger nicht nachvollziehen, warum es – so schildert er es – keine Unterstützung bei der Suche nach einem geeigneten Gelände gibt. „Wenn man einen Brief an den Regierenden Bürgermeister schreibt und Monate später die Antwort erhält, dass dieser dafür nicht zuständig sei, ist das schon bitter“, sagt er.

Eine Sprecherin der Senatskanzlei wies die Vorwürfe zurück. Wollenschläger seien verschiedene Ansprechpartner in Senats- und Bezirksverwaltungen genannt worden, die mit ihm in Gespräch seien. Auch seien ihm alternative Standorte genannt worden, so der Zentrale Festplatz am Kurt-Schumacher-Damm. Dort allerdings, sagt Wollenschlaeger, finde kurz vorher das Deutsch-Französische Volksfest statt, für dessen Ab- und den Aufbau des Deutsch-Amerikanischen Volksfests sei die Zeit zu knapp. Von Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) habe er nur einen Brief bekommen, der sich für ihn wie Hohn gelesen habe: „Ihnen als Veranstalter … ist es in den vergangenen Jahren immer wieder gelungen, die Tradition der deutsch-amerikanischen Verbundenheit in Berlin zu feiern. Ich hoffe, dass es Ihnen erneut gelingen wird …“.

Es ist nicht gelungen. Das vom 19. Juli bis 11. August geplante Fest wird nicht stattfinden. „Das stand eigentlich schon länger fest“, sagt Wollenschlaeger: „So ein Fest plant man nicht in ein paar Wochen. Da müssen Bands eingeladen, Hotelzimmer bestellt, Genehmigungen eingeholt werden. Aber jetzt kommen die Anfragen und jetzt wird vielen erst klar, was es bedeutet.“

Nur die Bezirksverordnetenversammlung von Tempelhof-Schöneberg hatte beschlossen, bei der Suche nach einem geeigneten Standort zu helfen. Allerdings gegen die Stimmen von Linken und Grünen. „Es mag ja sein, dass die einen immer noch die Amerikaner als Feinde sehen und die anderen etwas gegen Donald Trump haben“, sagt Wollenschlaeger. „Aber die Präsidenten kommen und gehen, die Freundschaft bleibt.“

Wir Berliner verdanken den Amis so viel... Das verbindet und dafür ist es piepegal, was für ein Trump(el) gerade Präsident ist.

schreibt NutzerIn carolina

Die Schausteller fühlen sich benachteiligt

Auch die Interessengemeinschaft Berlin-Brandenburgischer Schausteller hat sich zur Sache geäußert. In einer Stellungnahme heißt es, die Absage werfe „ein Schlaglicht auf den Umgang der Entscheidungsträger aus Politik und Verwaltung mit einer Gruppe von kleinen Gewerbetreibenden, die man bei großen Ereignissen nicht dabei haben möchte“.

Auch bei den Feierlichkeiten zur Luftbrücke auf dem einstigen Flughafen Tempelhof habe man keine Berliner Schausteller zugelassen. „Dafür welche aus Bremen“, sagt DAV-Sprecher Bernd Schwintowski. Wollenschlaeger ergänzt: „Wenn es um die Reichen und die Schönen geht, dann machen sich Berlins Regierende stark. Bei einem Volksfest ist ihnen alles egal.“

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