zum Hauptinhalt
Ein Mitarbeiter läuft auf das Humboldt-Klinikum zu. Er darf sich nur noch hier aufhalten - oder Zuhause.

© Annegret Hilse/REUTERS

Virusmutation B117 in Berliner Humboldt-Klinikum: Was die Pendelquarantäne für die Mitarbeiter bedeutet

Arbeiten trotz Quarantäne. Rund 1500 Ärztinnen und Pfleger in Berlin-Reinickendorf sind davon betroffen. Doch wie funktioniert das eigentlich?

Seit Freitag steht die Humboldt-Klinik in Reinickendorf unter Quarantäne. Mittlerweile ist dort bei 24 Mitarbeiter:innen und Patient:innen die Virusmutation B117 festgestellt worden. Es gilt ein Aufnahmestopp und Mitarbeiter:innen dürfen sich nur noch zwischen ihrem Zuhause und der Klinik bewegen, ansonsten müssen sie die Quarantäne einhalten. Einkaufen gehen oder Freunde treffen? Tabu.

Für die Arbeitswege gibt es seit Montag einen Shuttleservice mit „Berlkönig“-Bussen der BVG, denn die rund 1500 betroffenen Mitarbeiter:innen seien angehalten, keine öffentlichen Verkehrsmittel auf dem Weg zur Arbeit zu nutzen, sagt Mischa Moriceau, Pressesprecherin vom Krankenhausbetreiber Vivantes, zu dem das Humboldt-Klinikum gehört. Verboten sei es aber nicht. Stattdessen können sie kostenlos die Sammeltaxis der BVG buchen.

Jannes Schwentu, Sprecher der BVG, erklärt den Ablauf: „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben einen speziellen Zugang für die App erhalten, so werden sie dann gesondert von den regulären Fahrgästen erkannt.“ 60 Mitarbeiter:innen haben, mit Stand von Dienstagmittag, seit Montag von dem Angebot Gebrauch gemacht.

Die eingesetzten Fahrzeuge würden ausschließlich für die Quarantäne-Transporte eingesetzt werden und seien extra für den Einsatz präpariert worden, sagt Schwentu. Der Fahrerraum sei komplett versiegelt, zwischen den zwei Sitzreihen gebe es eine zusätzliche Plastiktrennwand. Zudem würden höchsten drei Personen gleichzeitig mitgenommen werden. Ja, es könne schon sein, dass zwei Mitarbeiter:innen nebeneinandersitzen, räumt Schwentu ein. Aber natürlich mit Maske, das sei Pflicht.

Eine Pressesprecherin von Viavan, dem Unternehmen, das die Berlkönig-Fahrer:innen beschäftigt, sagt, dass diese vorab über den speziellen Einsatz informiert wurden und die Möglichkeit hatten, einzuwilligen oder abzulehnen.

[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Der Amtsarzt von Reinickendorf, Patrick Larscheid, sagte dem Rbb, die Pendelquarantäne sei ein „gängiges und ziemlich gut funktionierendes Vorgehen“ – obgleich es in Berlin ein Novum ist. Für die Berlkönig-Busse ist es jedoch bereits der zweite Einsatz dieser Art: Im ersten Lockdown vor fast einem Jahr fuhren sie ausschließlich und kostenfrei für medizinisches und pflegerisches Personal – das allerdings nicht unter Quarantäne stand.

Wer geht für die Mitarbeiter:innen einkaufen?

Wie funktioniert diese neuartige Pendelquarantäne ganz konkret? Wer geht für die Mitarbeiter:innen einkaufen? Sind ihre Familien ebenfalls in Quarantäne? „Quarantäne heißt ja, dass man sich auch von anderen Mitgliedern des Haushalts isoliert“, sagt Moriceau. Doch nicht jede Familie oder WG verfügt über genügend Platz.

Um die Einkäufe müssen sich die Betroffenen selbst kümmern. Da sei aber etwas in Planung, deutet Moriceau an. Solange es keine Lösung gibt, muss das Pendel-Personal nach einer langen Schicht auf Lieferdienste, Freunde oder Verwandte zurückgreifen.

Zur Startseite