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Günter Faltin, Hochschullehrer und Unternehmensgründer; fotografiert beim Interview in den Räumen der Projektwerkstatt in Berlin-Friedenau.

© Thilo Rückeis

„Virenfänger“ gegen Aerosole?: Berliner Professor will Restaurants und Kneipen mit Luftfiltern für 970 Euro retten

Als Gründer der „Teekampagne“ zeigte Günter Faltin, wie man ein Produkt fairer machen kann. Jetzt widmet er sich dem Kampf gegen das Coronavirus.

Glaubt man dem Hersteller, ist das, was seit Mittwoch in einem Büro in Steglitz brummt, ein „kleines Wunder gegen Viren“. Könnte es der Gastronomie durch den Pandemie-Winter helfen? Der „Virenfänger“ verspricht, in geschlossenen Räumen fast sämtliche Aerosole aus der Luft zu filtern.

Gegen eine Tröpfchen-Infektion ist die Maschine zwar machtlos, aber das 80 Zentimeter hohe und 22 Kilo schwere Geräte soll Luft in Räumen mit zu 35 Quadratmetern Grundfläche sauber halten können.

Bislang gibt es nur diese eine Maschine in Steglitz, doch der Hersteller – ein Unternehmen aus der Luftreinigungsbranche in Gelsenkirchen – verspricht bereits zum 15. Oktober eine erste Liefertranche parat zu haben. Die Vermarktung organisiert die Berliner Projektwerkstatt von Günter Faltin, der in den 1980er Jahren mit der „Teekampagne“ bekannt wurde, die inzwischen der größte Importeur von Darjeeling-Tee ist.

Einen ähnlichen Erfolg erhofft man sich vom „Virenfänger“. „Wir sind überzeugt davon, dass es dafür einen großen Markt gibt“, sagt Detlef Gürtler, Sprecher der Projektwerkstatt. Bislang gebe es keinen Vertrieb solcher Geräte an private Endkunden. Das Gerät solle Menschen ansprechen, „die trotz Corona Weihnachten zusammen mit der Oma feiern wollen“.

Für Schulen ist das Gerät mit mehr als 50 Dezibel ungeeignet (Ein kurzes Video mit Ton gibt es auf der Hersteller-Seite). Die Dämmung soll aber nachgebessert werden. Tagungen, Konferenzen, Kitas oder Lokale könnten von dem 970 Euro teuren Model profitieren.

Viel kalte Luft. Der "Virenfänger" ist laut Angaben der Herstellers gut genug für bis zu 35 Quadratmeter große Gaststättenräume.
Viel kalte Luft. Der "Virenfänger" ist laut Angaben der Herstellers gut genug für bis zu 35 Quadratmeter große Gaststättenräume.

© promo

Dehoga wünscht sich Empfehlungen der Gesundheitsverwaltung

Beim Gastronomie-Verband Dehoga reagiert man zurückhaltend. Im August hatte der Verband sich für die Genehmigung von Heizpilzen ausgesprochen – seitdem wird in der Politik darüber gestritten. In Sachen Luftreinigung besteht viel Ungewissheit. Seit Beginn der Pandemie gebe es zahlreiche Angebote dieser Art. Doch vom TÜV sei keines gecheckt worden.

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„Es wäre wünschenswert, wenn es von der Gesundheitsverwaltung eine Empfehlung zu Luftfilteranlagen oder Luftreinigungsgeräten zur Nutzung in Innenräumen gäbe“, sagt Gerrit Buchhorn, stellvertretender Dehoga-Berlin-Geschäftsführer.

Bei der Wirtschaftsverwaltung heißt es: „Natürlich können auch solche Geräte wie der Virenfänger der Gastronomie in der kalten Jahreszeit helfen, wenn sich erweisen lässt, dass die epidemiologische Sicherheit gewährleistet ist.“ Gürtler sagt, der „Virenfänger“ sei nicht zertifiziert, weil man erst vor vier Wochen die Idee gehabt habe. Die einzelnen Teile seien aber geprüft – und 90 Prozent davon made in Germany.

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