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Frühchen-Station der Charité

© Mike Wolff

Update

Virchow-Klinikum der Charité in Berlin-Wedding: Keime auf Frühchenstation gefunden

Auf dem Charité-Virchow-Campus Wedding ist bei drei Babys eine Besiedelung mit MRSA-Keimen festgestellt worden. Ein Baby hatte zurückliegend eine Infektion, wurde aber erfolgreich behandelt..

Als sich am Mittwoch eine Mutter beim Tagesspiegel meldete, um davon zu berichten, dass auf der Charité-Frühchenstation gefährliche MRSA-Keime entdeckt wurden, dachten einige: Nicht schon wieder. Zuletzt war die Station auf dem Campus Wedding 2012 in die Schlagzeilen geraten. Damals hatten sich Frühgeborene mit Keimen infiziert. Dies war am Mittwoch offenbar nicht der Fall. Bei drei Kindern ist eine Besiedelung mit Keimen festgestellt worden – allerdings, weil Mediziner danach gesucht hatten: ein üblicher Vorgang, um Keime vor dem Eindringen in den Körper zu finden. Eins der Kinder hatte zurückliegend eine Infektion, sei aber erfolgreich behandelt worden, heißt es in Mitteilung des Klinikums.
Die drei Kinder seien separiert und Schutzmaßnahmen getroffen worden, sagte eine Charité-Sprecherin, derzeit sei kein Kind auf der Neonatologie infiziert. Die Klinik-Leitung teilte zu den Routinekontrollen von Eltern und Kindern mit: „Erwartungsgemäß werden in unregelmäßigen Abständen dabei Patienten und Angehörige identifiziert, die MRSA-besiedelt sind, ohne dabei krank zu sein.“

FDP fordert besseres Händehygienemanagement

Als MRSA – Fachterm: Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus – werden Bakterien bezeichnet, die gegen die meisten Antibiotika resistent sind. Sie können bei Betroffenen mit schwachem Immunsystem gefährliche, mitunter tödliche Entzündungen hervorrufen. Hygieniker warnen, dass jedes Jahr zehntausende Patienten in deutschen Kliniken sterben würden, weil Krankenhauskeime verbreitet seien. Der FDP-Gesundheitsexperte Florian Kluckert sagte, unter Gesundheitssenatorin Dilek Kolat (SPD) hätten sich Erkrankungen durch Krankenhauskeime vervierfacht. So waren im Jahr 2016 stadtweit 424 Fälle, 2017 dann 1 763 Fälle registriert worden. Kluckert forderte ein „besseres Händehygienemanagement für Personal und Besucher“.

Nach letztem Keimausbruch ging es um Personalnot

Im Jahr 2013 hatten Experten der Charité einen Untersuchungsbericht übergeben, der sich mit dem letzten großen Keimausbruch befasste. Hintergrund war der Befall eines Kindes mit Serratien im Jahr 2012. Das ist nicht ungewöhnlich, der Darmkeim stammte von der Mutter des Kindes. Bald aber wurden 25 Kinder von Keimen besiedelt, elf davon infiziert. In dem Bericht wurde auch erwähnt, eine angespannte Personallage könne einen Ausbruch begünstigen. Über die Personallage in Krankenhäusern wird derzeit auch in der Bundespolitik gesprochen. Viele fordern verbindliche Personalschlüssel, damit ausreichend Fachkräfte auf den Stationen im Dienst sind. Die Charité gilt, trotz Personalknappheit, dahingehend inzwischen als möglicher Vorreiter. Der an der größten Universitätsklinik geltende Tarifvertrag ist eine Vorlage für die aktuellen Bemühungen im Bund.

Mehr zum Thema Frühchen lesen Sie die Tagesspiegel-Multimedia-Reportage über ein Extremfrühchen an der Berliner Charité: "390 Gramm: Über die Gratwanderung an der Grenze des Lebens"

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