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Seit August 2017 gab es am Südkreuz Kameras wie diese, mit denen Software zur Gesichtserkennung getestet wurde

© Paul Zinken/dpa

Videoüberwachung in Berlin: Das Südkreuz wird wieder zum Drehort

Die Deutsche Bahn und die Bundespolizei testen in Berlin eine neue Software. Sie soll kritische Situationen automatisch erkennen.

Nach dem Pilotprojekt zur Gesichtserkennung beginnt am Bahnhof Südkreuz bald ein neuer Test zum Einsatz von Videotechnologie: Ab dem 18. Juni und dann bis Ende des Jahres wollen die Deutsche Bahn und die Bundespolizei prüfen, ob eine neue Videosoftware in der Lage ist, kritische Situationen zu erkennen, die zu Störungen im Bahnbetrieb führen könnten. Das teilte die Deutsche Bahn mit. Ziel sei es, Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit und Sicherheit zu verbessern.

Welche Situationen soll die Software identifizieren? Nach Angaben der Bahn sollen die Kameras erkennen, ob eine Person am Boden liegt, ob Gepäckstücke zurückgelassen wurden und ob sich in Bereichen wie etwa vor Rolltreppen eine Ansammlung von Personen befindet. Außerdem soll die Technologie die Bewegungen von Gruppen erkennen und erfassen, wie viele Personen sich auf bestimmten Flächen befinden.

Im Drehbuch stehen 1600 Szenen

Der Test finde nur in bestimmten, blau markierten Bereichen statt, und nur an zwei Tagen in der Woche: jeweils dienstags von 12 bis 20 Uhr und mittwochs von 8 bis 16 Uhr. Für das Projekt seien Darsteller engagiert worden, die nach einem festgelegten Drehbuch rund 1600 Szenen spielen sollen.

Für Reisende und Bahnhofsbesucher ergebe sich durch den Testbetrieb keine andere Situation als sonst, teilte das Unternehmen mit. Eine Identifikation von Personen oder ein Abgleich von Personendaten finde nicht statt, es werde auch keine Gesichtserkennung durchgeführt. Die Testbereiche seien klar gekennzeichnet und könnten von Besuchern und Reisenden umgangen werden. Alle Bereiche des Bahnhofs könne man auch ohne Betreten des Testbereichs erreichen.

Ein besonderer Ton zeigt eine kritische Situation an

Wenn die Software eine kritische Situation erkenne, soll sie Mitarbeiter, die an den Videoüberwachungsmonitoren sitzen, mit einem Hinweiston auf die Szene aufmerksam machen. Das Kamerabild, das die Situation zeige, werde dann automatisch auf einen separaten Monitor geschaltet. „Bisher werden die Bilder von vielen Kameras in die Leitstellen der Deutschen Bahn und zur Bundespolizei übertragen. Die dort tätigen Mitarbeiter können nicht alle Bilder ununterbrochen bei gleichbleibender Aufmerksamkeit beobachten und auswerten“, teilt die Bahn zur Begründung mit. Mit der neuen Software und dem Hinweiston sollen kritische Situationen schneller und zuverlässiger erkannt werden.

Nach Angaben der Bahn findet der Test „unter strengen datenschutzrechtlichen Vorgaben der Datenschutzaufsichtsbehörden“ statt. Sowohl die Berliner Datenschutzbeauftragte wie auch der Bundesdatenschutzbeauftragte seien umfassend einbezogen worden.

Das einjährige Pilotprojekt zur Gesichtserkennung am Bahnhof Südkreuz begann im August 2017. Rund 300 Testpersonen hatten sich freiwillig zur Verfügung gestellt und ihre Gesichter einscannen lassen. In 80 Prozent der Fälle habe die Software Personen erkannt, teilte das Innenministerium nach Ende des Projektzeitraums mit. Datenschützer hatten die automatische Gesichtserkennung deutlich kritisiert.

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