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Altbau-Fassaden im Kaskelkiez (Kaskelstraße) in Berlin-Lichtenberg.

© Thilo Rückeis

Victoriastadt in Berlin-Lichtenberg: Der Kaskelkiez wird unter Milieuschutz gestellt

Keine Luxussanierungen mehr, keine Umwandlung in Eigentumswohnungen - der Kaskelkiez in Lichtenberg soll zusammengehalten und vor Gentrifizierung geschützt werden.

Der Lichtenberger Kaskelkiez wird von vielen nur "Klein-Friedrichshain" genannt, auch "Lichtenhain" oder "Friedrichsberg" - eine Verbindung der angrenzenden Bezirke Lichtenberg und Friedrichshain. Hier gibt es unter anderem eine Filmkunst-Videothek, Fahrradläden, viele Wohngemeinschaften, Cafés und Szenekneipen, die einen Vergleich mit denen im hippen Nachbarkiez nicht scheuen müssen. Gefühltes Friedrichshain rund um die Kaskelstraße also. Der Bereich wurde in den letzten Jahren immer angesagter, bei freien Wohnungen stehen die Interessenten Schlange. Das Wohngebiet im Ortsteil Rummelsburg heißt eigentlich Victoriastadt, das sagt aber kaum jemand mehr.

Nun hat das Lichtenberger Bezirksamt die Ortslage unter Milieuschutz gestellt. Auch das heißt eigentlich anders, nämlich "soziale Erhaltungsverordnung", und hat zum Ziel, die Zusammensetzung der Wohnbevölkerung in einem Gebiet zu erhalten und einer sozialen Verdrängung entgegenzuwirken.

Luxussanierungen nicht mehr möglich

Eine Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen ist nun nur unter bestimmten Voraussetzungen möglich und bedarf einer Genehmigung. Ebenso wie der Rückbau, die Änderung oder die Nutzungsänderung baulicher Anlagen. Luxussanierungen sind eine weitere Ursache von Verdrängung. Zukünftig sind rund um die Kaskelstraße nur noch Sanierungen erlaubt, die den üblichen Wohnstandard und den Mindeststandard der Energieeinsparverordnung herstellen. Luxussanierungen dürfen nicht mehr genehmigt werden. Verdrängungen von Mietern oder Einrichtungen, die aus städtebaulichen Gründen erfolgen, sollen so verhindert werden.

Mietpreisentwicklung wird jedoch auf Landesebene entschieden

Grundlage für die Entscheidung des Bezirksamtes auf der Sitzung am Mittwoch war das Gutachten des Fachbereichs Stadtplanung. Darin heißt es, dass es noch erhebliche bauliche Aufwertungspotentiale in dem Gebiet gibt. Außerdem belegt das Gutachten, dass Menschen, die in den Kaskelkiez ziehen, in der Tendenz deutlich jünger und einkommensstärker sind als die Menschen, die dort bereits leben.

"Das Gutachten weist nach, dass sich das Milieu im Kaskelkiez derzeitig wandelt und ohne unser Eingreifen weitere Verdrängungen zu erwarten wären", sagt Birgit Monteiro (SPD), Lichtenbergs Bezirksstadträtin für Stadtentwicklung. "Dies ist auch der wesentliche Unterschied zu den beiden anderen Untersuchungsgebieten, dem Weitlingkiez und der Frankfurter Allee Nord. Dort ist das Milieu relativ stabil.“ Für Verdrängung seien jedoch vor allem die allgemeine Mietpreisentwicklung sowie dauerhafte Kostensteigerungen durch die Modernisierungsumlage verantwortlich, sagt Monteiro weiter. "Gegen die können wir auf Bezirksebene nicht angehen. Hier sind Landes- und Bundesregierung gefragt, Mietpreise wirkungsvoll zu begrenzen.“

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