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In der Beratungsstelle für sexuelle Gesundheit in Mitte wird ein Mann gegen Affenpocken geimpft.

© dpa/Paul Zinken

Verzögerter Startschuss: Berlin startet Impfkampagne gegen Affenpocken – Lauterbach fordert mehr Dosen

Berlin ist Affenpocken-Hotspot. Nun wurden die ersten Spritzen gegen das Virus verabreicht. Der Gesundheitsminister fordert, dass die Stadt mehr Dosen bekommt.

Nach langem Warten wird seit Mittwoch auch in Berlin offiziell gegen das sich ausbreitende Affenpockenvirus geimpft. Die ersten Spritzen gab es im Zentrum für sexuelle Gesundheit des Gesundheitsamts Mitte. Zunächst stehen in Berlin 8000 Dosen des Impfstoffs Jynneos/Imvanex zur Verfügung.

Geimpft wird in mehr als 20 Schwerpunktpraxen, Beratungsstellen und Spezialambulanzen der Charité, der Kliniken für Infektiologie des St. Joseph Krankenhauses Tempelhof und des Vivantes Auguste-Viktoria-Klinikums Schöneberg.

In den vergangenen Tagen hagelte es viel Kritik an dem verspäteten Impfstart: die 8000 Dosen lägen schon seit einigen Wochen in Berlin, andere Bundesländer wie Brandenburg hätten viel früher mit dem Impfen begonnen.

„Wir standen alle vor großen Herausforderungen, diese Impfung auf die Beine zu stellen“, sagte Gesundheitsstaatssekretär Thomas Götz (Grüne) nun zum offiziellen Start. Die Erklärung: logistische und rechtliche Fragen, die es noch zu klären gab.

Der Impfstoff war eigentlich für die seit 1980 für ausgerottet erklärten Menschenpocken gedacht, eine Anwendung gegen Affenpocken ist in der EU noch nicht zugelassen. Die Erweiterung des Anwendungsgebiets sei aber in Vorbereitung.

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Auch an der geringen Anzahl der Impfdosen für Berlin gibt es Kritik, die Nachfragen nach dem Impfstoff war bereits vor dem Start hoch. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) forderte nun, Berlin müsse mehr Impfdosen bekommen. Für die Verteilung sind die Länder zuständig.

Mehr als 1000 Fälle in Berlin

„Berlin ist der Hotspot in Deutschland für die Affenpocken und braucht daher auch deutlich mehr Impfstoff als andere Länder“, sagte Lauterbach dem ZDF. Stand Mittwoch kommen 1031 der bundesweit 1694 gemeldeten Fälle aus Berlin.

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Die Ständige Impfkommission und das Robert Koch-Institut empfehlen die Affenpocken-Impfung vorläufig in „besonderen Risikokonstellationen und für besondere infektionsgefährdete Personengruppen“. Gemeint sind unter anderem Menschen ab 18 Jahren, die sich innerhalb von 14 Tagen möglicherweise angesteckt haben, aber symptomlos sind. Außerdem wird die Impfung Männern empfohlen, die Sex mit Männern haben und dabei häufig die Partner wechseln.

Für die Grundimmunisierung sind zwei Impfdosen im Abstand von etwa einem Monat nötig. Wer an einer Impfung interessiert ist, kann unter der bisherigen Corona-Hotline 030/901841000 einen Termin vereinbaren. Eine Liste der Impfstellen in Berlin gibt es hier als PDF.

Tobias Langley Hunt

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