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Schauspieler Harald Juhnke, aufgenommen 1991 vor Konnopke's Imbiß in der Weißenseer Mahlerstraße mit Currywurst und einem Glas Berliner Weiße.

© picture alliance/dpa

Verstorbener TV-Entertainer: „Alles, was mit Harald Juhnke zu tun hat, geht über meinen Tisch“

Peter Wolf war der Manager von Juhnke und fühlt sich auch heute noch so. Neben einem Fernsehfilm plant er ein Musical zu Ehren des Showstars.

„Ente kross“, das Plakat an einer Betonsäule am Bikini-Haus kannte eigentlich jeder in West-, ach was, in ganz Berlin: Harald Juhnke vor einem Festtagsbraten, Reklame für das China-Restaurant „Tai-Tung“, das älteste in Berlin, gegründet von seinem Schwiegervater, dann von seinem Schwager übernommen. Prominente wie Willy Brandt, Richard von Weizsäcker, Günter Grass, Udo Lindenberg, Ang Lee und Gong Li hatten sich im Gästebuch verewigt.

2009 musste es im Zusammenhang mit dem Umbau des Gebäudes an der Budapester Straße schließen, fünf Jahre später existierte immerhin noch die Website des Lokals, die der Schwager „aus historischen Gründen“ am Leben erhielt, samt dem Foto des Entertainers mit seinem Entenbraten. Mittlerweile ist auch sie erloschen. Aber das Plakat gibt es noch, es hängt im Flur einer ehrwürdig-gediegenen, zum Bürotrakt umfunktionierten Wohnung in der Passauer Straße in Schöneberg, in der einst Juhnke ein und aus ging.

Im Juni 2019 würde Juhnke 90 Jahre alt

In einem Raum daneben, für Besprechungen reserviert, blickt er einem sogar überlebensgroß entgegen, sein Foto in einen schwarzen Rahmen gefasst – das originale, das nach Juhnkes Tod bei der Trauerfeier am 9. April 2005 in der Gedächtniskirche neben dem Sarg stand. Kein besonders treuer Fan hat hier die Sammlung seiner Devotionalien ausgestellt – oder vielleicht doch, in besonderer Ausprägung.

Peter Wolf, der diese und weitere Erinnerungsstücke in seinem Büro versammelt hat, war von 1988 bis zu Juhnkes Tod sein Manager und fühlt sich, wie er gerne bekennt, noch heute so. „Alles, was mit Harald Juhnke zu tun hat, geht über meinen Tisch.“ Er habe Juhnke alles zu verdanken, empfinde noch immer große Dankbarkeit, sehe sich daher geradezu in der Pflicht, sich zu kümmern, stets in Abstimmung mit Juhnkes Witwe Susanne.

Derzeit beschäftigen besonders zwei Projekte den Künstlermanager und Fernsehproduzenten, der über 120 Shows, darunter viele mit Carmen Nebel, zum Laufen brachte: Am 10. Juni 2019 würde Juhnke 90 Jahre alt, Anlass für Wolf, den Sänger, Schauspieler, Entertainer gleich doppelt zu ehren – mit einem Fernsehfilm und einem Musical.

Film soll Zeit zwischen 1979 und den neunziger Jahren in den Mittelpunkt rücken

Die Idee zum Film hatte Wolf schon vor über zehn Jahren, stieß aber beim damaligen ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut, heute der Intendant, auf wenig Gegenliebe. Dem sei das Projekt zu nahe an Juhnkes Tod gewesen, sagt Wolf. Aber die Idee war damit nicht hinfällig, und als er im August 2017 in anderer Angelegenheit mit Oliver Berben telefonierte und dabei das Juhnke-Projekt erwähnte, war der Filmproduzent gleich hochinteressiert. Zwei Monate später waren die Verträge unterschrieben.

Peter Wolf, der frühere Manager von Harald Juhnke.
Peter Wolf, der frühere Manager von Harald Juhnke.

© promo

Peter Wolf und Susanne Juhnke sind als Berater dabei, haben bei Inhalt wie Besetzung Mitspracherechte. Der Film, der im Oktober 2019 an zwei Abenden in der ARD laufen soll, wird die Zeit zwischen 1979 und den neunziger Jahren in den Mittelpunkt rücken.

Nach dem überraschenden Tod von Peter Frankenfeld 1978 hatte Juhnke dessen ZDF-Show „Musik ist Trumpf“ übernommen und schon mit dem allerersten Auftritt, so erzählt Wolf, die Herzen der Zuschauer gewonnen – Juhnke, wie er die Showtreppe herunter kommt und dabei singt: „Es stand ein Meister an dieser Stelle. / Ich bin nur Lehrling, nicht mal Geselle. / Ich bin ein Mann für alle Fälle.“

Klassiker und Neukompositionen im Musical

Die Übernahme von Frankenfelds Rolle sei die wichtigste Entscheidung Juhnkes in seiner Karriere gewesen und sein Durchbruch als Entertainer, sagt Peter Wolf. Der Film wird den Bogen bis zu Juhnkes großen Erfolgen als Schauspieler schlagen, in Filmen wie „Der Papagei“, „Schtonk!“, „Der Trinker“ oder „Der Hauptmann von Köpenick“.

Ab Mai soll in Berlin und Umgebung gedreht werden, das Casting, auch der Kandidaten für den Hauptdarsteller, ist bereits erfolgt. Namen will Wolf aber noch nicht nennen, auch nicht für das Musical, obwohl da der Darsteller bereits feststeht. Singen werden sie alle beide, und eines lässt Wolf sich dann doch entlocken: Der Bühnen-Juhnke sei einer der renommiertesten deutschen Musicaldarsteller.

Neben Klassikern wie „Berlin, Berlin“, Juhnkes Version von Sinatras „My Way“ und seinem größten Hit „Barfuß oder Lackschuh“ soll es auch einige Neukompositionen geben. Der Schwerpunkt liegt erneut auf den glanzvollen Jahren Juhnkes, aber die Handlungen sind nicht deckungsgleich, im Musical wird der Bogen weiter gespannt.

Premiere am 3. Juni

In beiden Fällen aber wird Juhnke selbst im Mittelpunkt stehen, nicht nur Songlieferant für eine ganz andere Geschichte sein, wie es etwa in „Ich war noch niemals in New York“ oder „Mamma Mia!“ der Fall ist. Am 3. Juni, kurz vor dem 90. Geburtstag, soll die Premiere steigen, über den Aufführungsort laufen gerade die finalen Verhandlungen, mit im Boot ist ein „renommierter Berliner Veranstalter“.

Für Berlin ist zunächst eine dreiwöchige Aufführungsreihe geplant. Insgesamt erwartet Wolf in Juhnkes Heimatstadt rund 750 Vorstellungen, unterbrochen von Tourneen durch Deutschland, Österreich und die Schweiz. Mit dabei: das Deutsche Fernsehballett, das Wolf 2012 vom Mitteldeutschen Rundfunk und der Katholischen Kirche in Deutschland, den beiden Gesellschaftern der als GmbH organisierten Tanztruppe, erworben hatte.

Wolf blickt auf einen weiten Weg zurück, seit er 1987 Juhnke kennengelernt hatte. Damals veranstaltete er in einer südhessischen Kleinstadt eine Charity-Show für die Behindertenhilfe, bekam Juhnke für eine günstige Gage von 10 000 Mark. Wolf dachte, das sei wegen des guten Zwecks, bedankte sich, andere Kollegen wie Udo Jürgens oder Roy Black seien nicht so bescheiden. Juhnke war überrascht: Charity-Gage? Erst durch Wolf erfuhr er, was für solche Auftritte verlangt und gezahlt wurde. Er hatte seinen Manager gefunden.

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