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Fünf Millimeter. Die kleinen Mottenlarven fressen sich durchs Laub.

© O. Leillinger/Wikipedia

Verregneter Sommer: Die Miniermotte macht Berliner Straßenbäumen zu schaffen

Die Kastanien werden im Regensommer 2017 von den Insekten geplagt wie seit Jahren nicht. Noch schlimmer sind Bakterien.

Der Regensommer 2017 hat den meisten Bäumen in Berlin gutgetan – aber teilweise auch ihren Widersachern. Das gilt insbesondere für die Miniermotte, die sich aus Südosteuropa ausgebreitet hat. 1998 fraßen sich ihre Larven erstmals auch durchs Laub Berliner Kastanien: Ihre Gänge (Minen) trennen die Oberhaut der Blätter vom darunter liegenden Gewebe, sodass die Blätter vorzeitig braun werden und abfallen. In diesem Jahr ist der Befall so stark wie lange nicht. Und jetzt beginnt die Zeit der Abwehr.

„So schlimm wie 2017 war es nur in den allerersten Jahren, als es noch keine stadtweite Strategie gab“, sagt Derk Ehlert, Naturexperte bei der Umweltverwaltung. Eigentlich bremst durchwachsenes Sommerwetter die Population – aber in diesem Jahr passte der Rhythmus nicht: Im Frühjahr, als die erste, noch kleine Mottenpopulation aus dem alten Laub schlüpfte, war es trocken. Der Regen kam erst, als in den Blättern die nächste, im Larvenstadium gegen Nässe unempfindliche Mottengeneration heranwuchs. Als die winzigen Falter im Juni ausflogen, war es just wieder trocken – ebenso wie bei der dritten Generation im August.

„Glücklicherweise waren die meisten Bäume erst von der dritten Generation schlimm betroffen“, sagt Ehlert. Dadurch starben die Blätter in großer Zahl erst im Spätsommer ab, sodass die Kastanienbäume keinen Notaustrieb mehr starteten, der sie zusätzlich geschwächt hätte.

Verwaltung rät davon ab, Kastanien zu pflanzen

Das Resümee der Fachleute ist inzwischen eindeutig: Obwohl die Motten Fressfeinde wie Meisen und Raubwespen haben, bleibt die Beseitigung des befallenen Laubs vor dem Winter die effektivste Abwehr. Es muss allerdings bei mindestens 60 Grad kompostiert werden, was nur große Anlagen etwa der BSR (Laubsack/Biotonne) oder gut aufgebaute, geschlossene Gartenkomposter schaffen.

Mit gut 21.000 Exemplaren sind die Rosskastanien unter den 428.000 Berliner Straßenbäumen noch keine Exoten. Aber sie werden seltener, denn neuerdings werden sie auch von Bakterien befallen, gegen die es noch kein Mittel gibt. Die über Pilzsporen verbreiteten Bakterien lagern sich unter der Rinde ein und schneiden Äste und schlimmstenfalls den Stamm von der Wasserversorgung ab.

Das sei für die von Motten und den urbanen Widrigkeiten wie versiegeltem Boden, Hundeurin und Tausalz ohnehin gestressten Bäume kaum zu verkraften. „Dummerweise betrifft das – anders als die Motten – auch die rot blühenden Kastanien“, sagt Ehlert. Wegen der Bakterien rät die Verwaltung, keine Kastanien mehr zu pflanzen. Verboten ist es nicht, aber vorerst bleibt außer der Hoffnung nur Abwarten und Laub sammeln.

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