zum Hauptinhalt
Noch endet die U-Bahnlinie 3 am Bahnhof Krumme Lanke. Von einer Verlängerung würden vor allem Studenten profitieren.

© Thilo Rückeis

Exklusiv

Verlängerung würde 49 Millionen Euro kosten: Berliner U3 könnte 2030 bis zum Mexikoplatz fahren

Eine bislang unveröffentlichte Studie der BVG, die dem Tagesspiegel vorliegt, beziffert die Kosten der neuen U3-Strecke auf 48,6 Millionen Euro.

Seit 100 Jahren wird über eine Verlängerung der U-Bahn von Krumme Lanke bis Mexikoplatz nachgedacht. So gut wie jetzt waren die Chancen noch nie. Der Bau wäre "mit einem relativ geringen baulichen und finanziellen Aufwand möglich", heißt es in einer Studie der BVG. Eine günstige Variante würde 41,5 Millionen Euro kosten, die optimale 48,6 Millionen. 

Bislang lehnten Gegner wie zum Beispiel die Grünen U-Bahnen wegen hoher Baukosten von 150 Millionen Euro pro Kilometer und der langen Bauzeit ab. In Zehlendorf sei aber alles anders: Die BVG betont, dass die Oberfläche nicht nur freigehalten sei seit 100 Jahren, sondern wirklich "frei" sei. Die Argentinische Allee sei so breit, dass noch nicht einmal der Autoverkehr während der Bauzeit gestoppt werden müsste. 

15.000 zusätzliche Fahrgäste werden erwartet. Vorteile hätte der Lückenschluss zur S-Bahn vor allem für Studenten in Potsdam und der FU. Dies ist das Fazit einer 43-seitigen Studie der BVG, die dem Tagesspiegel exklusiv vorliegt. 

Die von der BVG bevorzugte "Variante 2" würde einen guten Umstieg zur Wannseebahn ermöglichen und ein späterer Weiterbau in Richtung Düppel wäre problemlos möglich. Rückbauten wie bei Variante 1 wären nicht erforderlich. Zudem würde der Platz als Gartendenkmal nur gering beeinträchtigt. Eine direkte Verbindung beider Bahnsteige würde zusätzliche 5 bis 10 Millionen Euro kosten, schätzt die BVG. 

Und die Verkehrsbetriebe brauchen die Verlängerung noch aus einem ganz anderen Grund: Da in den kommenden Jahren erstmals seit Jahrzehnten wieder viele neue Züge bestellt wurden, fehlt Platz zum Abstellen. Deshalb wollen die Fachleute der BVG eines der beiden Streckengleise nachts zum Abstellen von drei Zügen nutzen - eine völlig neue Idee in Berlin. 

[Mehr zum Thema: Neues Design der Berliner Züge :Zurücktreten bitte, das Tablet fährt ein (T+)]

"Durch das gute Verhältnis von zusätzlichen Fahrgastaufkommen zu den Investitionskosten sollte die Möglichkeit bestehen, das Vorhaben idealerweise mit bis zu 75  Prozent Bundesmitteln zu finanzieren", heißt es. Auf Berlin entfielen gerade einmal gut 10 Millionen Euro.

Die Kosten wären auch wegen des "höheren Wettbewerbsdruck niedriger", heißt es in dem Papier. Denn "aufgrund der einfachen Bauweise ohne komplizierte Grundbaumaßnahmen kann eine größere Zahl mittelständischer Baufirmen mit anbieten". 

Probleme beim Bau seien nicht zu erwarten. Der Grundwasserspiegel liege in zehn Meter Tiefe, dies spare zudem viel Geld beim Bau. Wegen der Wasserproblematik verzögert sich zum Beispiel der Bau der A100 nach Treptow und der S21 zum Hauptbahnhof seit vielen Jahren. Möglich wäre später ein Weiterbau bis Düppel, hier gäbe es eine Verknüpfung mit der Stammbahn, die wiederaufgebaut werden soll. 

Die meisten Parteien sind für den Weiterbau

Politisch gibt es eine große Mehrheit für den Lückenschluss im Südwesten. Die SPD will ihn, die CDU hat kürzlich am Mexikoplatz sogar für einen sofortigen Beginn demonstriert. Und selbst die Grünen, die eher auf die Straßenbahn setzen, sind bei der U3 positiv gestimmt. Bettina Jarasch, die grüne Spitzenkandidatin in der Abgeordnetenhauswahl im September, hat sich gerade positiv zur U3 geäußert. 

Im Februar hatte Verkehrssenatorin Regine Günther gesagt, dass die Verlängerung "kostengünstig und leicht zu verwirklichen" sei und insgesamt "sehr vielversprechend". Die Verkehrsverwaltung werde prüfen, wie der Bau beschleunigt werden könne. Tatsächlich ist Günther bereits wieder zu spät.  Im Februar hatte sie die Senatsvorlage für die U3 für den März dieses Jahres angekündigt.  

[Wenn Sie alle aktuellen Entwicklungen zur Coronavirus-Pandemie live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

1929 war die Dahlemer U-Bahn von Thielplatz (heute "Freie Universität")  bis Krumme Lanke verlängert worden. Der Krieg verhinderte dann den immer geplanten Lückenschluss mit der S-Bahn. Kürzlich hatte die Potsdamer Bundestagsabgeordnete Saskia Ludwig (CDU) sogar eine Verlängerung der U3 bis Kleinmachnow ins Gespräch gebracht. 

Alle anderen derzeit diskutierten Projekte wären wesentlich teurer. Im Februar hatte der Senat beschlossen, zwei Projekte voranzutreiben, nämlich den Ausbau der U7 zum BER sowie zur Heerstraße. 

Trotz Bedenken hat sich auch die Linkspartei dem Plan von SPD und Grünen gefügt. Die anderen beiden Projekte - die Verlängerung der U8 ins Märkische Viertel und ein Abzweig der U6 zum ehemaligen Flughafen Tegel, werden zunächst nicht weiter verfolgt. Im Dezember war die U5 zwischen Hauptbahnhof und Alexanderplatz eröffnet worden - das kostete 860 Millionen Euro. 

Zur Startseite