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Viele mögen sich in öffentlichen Verkehrsmitteln gar nicht festhalten – wegen all der vielen Keime. Dabei geht es noch schlimmer.

© Imago/suedraumfoto

Verkehrsmittel in Berlin: Viele Menschen, viele Keime

Berlins Busse und Bahnen sind trotz regelmäßiger Reinigung ziemlich dreckig. Das gilt für ein anderes Verkehrsmittel aber noch viel mehr.

Die Erkältungssaison ist vorbei, die der Handschuhe allerdings auch. Keine gute Nachricht für die Nutzer von Bussen und Bahnen, die sich bekanntlich festhalten sollen – und das womöglich noch widerwilliger tun, seit eine kürzlich veröffentlichte Studie zeigte, dass die öffentlichen Verkehrsmittel teils heftig von Keimen und Bakterien bevölkert sind.

Das klang ein wenig so, als transportierten Busse und Bahnen mit den Pendlern auch Pest und Cholera. Bei näherer Betrachtung erweist es sich zwar als eklig, aber in der Regel ungefährlich. Außerdem tun die Verkehrsunternehmen etwas gegen die Erreger – täglich ein bisschen und regelmäßig auch ein bisschen mehr.

Busse hui, Taxis pfui

Das Reinigungsunternehmen Zipjet hatte öffentliche Verkehrsmittel von Berlin, London und Paris untersuchen und die Proben in einem Mannheimer Labor auswerten lassen. Dabei erwiesen sich die Berliner Busse von allen untersuchten Transportmitteln als das sauberste. In ihnen wurden lediglich „nichtfermentierende gramnegative Stäbchen“ in mittlerer Konzentration nachgewiesen, die sich in stehendem Wasser bilden. Geraten sie in Lüftungsanlagen, können sie Lungenentzündungen hervorrufen. In Londoner und Pariser Bussen wurden deutlich mehr dieser Erreger nachgewiesen – und noch verschiedene andere. London fiel vor allem auch durch Enterokokken auf. Das sind Darmbakterien, die wohl nach dem Toilettengang über ungewaschene Hände an Haltestangen gelangten und Durchfall verursachen können. Sie fanden sich auch in Berliner Straßenbahnen hoch konzentriert.

Die BVG gibt sich vom Befund nicht überrascht und hält den Städtevergleich – in dem sie ja halbwegs gut abgeschnitten hat – für fragwürdig, weil beispielsweise die Tube im noch viel größeren London voller sei als die Berliner U-Bahn. Nach Auskunft von BVG-Sprecherin Petra Reetz werden die Verkehrsmittel täglich grob gereinigt. Bei Tram und Bus gehörten dazu auch die Haltestangen, über die mit Desinfektionsmittel gewischt werde. Bei der U-Bahn sei diese Arbeit alle drei Tage fällig. Hinzu kämen Grundreinigungen in größeren Abständen – und kleine Putzaktionen bei Bedarf zwischendurch. Ähnlich ist die Reinigung bei der S-Bahn organisiert.

Was hilft: Hände waschen, Wäsche waschen

Sowohl die Studienautoren als auch andere Experten betonen, dass der unappetitliche Befund für gesunde Menschen kein Grund zur Sorge sein muss – sondern zum regelmäßigen Händewaschen, vor allem vor dem nächsten Essen. Heikel kann es allerdings für Menschen mit geschwächtem Immunsystem werden. Die Mikrobiologin Constanze Wendt rät im Resümee außerdem, die Kleidung einmal pro Woche zu waschen, damit sich die Keime nicht zu sehr häufen. Denn die wurden auch auf Sitzflächen in Bahnhöfen nachgewiesen. In Paris war sogar ein Bahnhof der am stärksten belastete Ort.

Nach Auskunft von Zipjet wurden für die Untersuchung inkognito je fünf Proben genommen und ins Labor nach Mannheim geschickt. Die sind vor allem für jene ernüchternd, die sich statt einer schniefenden Busgesellschaft lieber dem Taxi anvertrauen: Auf Taxisitzen in Berlin und London wurden die meisten Keime gefunden. Man ist im Taxi längst nicht so allein, wie man sich wähnt.

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