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Revier markiert. Wer sich beim Anblick der Markierung nicht ganz sicher ist: Das ist kein Parkplatz.

© Doris Spiekermann-Klaas

Verkehrsbehinderung in Berlin: Wo Radspuren besonders oft zugeparkt werden

Über zugeparkte Radwege regen sich Fahrradfahrer besonders auf. Eine Untersuchung zeigt, auf welchen Radspuren in Berlin besonders oft geparkt wird – und wer dort steht.

Auf dem Papier steht, dass auf Fahrradspuren nicht geparkt werden darf. Und auf den Fahrradspuren stehen Autos – und zwar massenhaft. Das Thema war der mit Abstand meistgenannte Aufreger, als die Verkehrsverwaltung im vergangenen Jahr online nach Gefahrenstellen für Radfahrer suchte. Ein „Überraschungssieger“, denn eigentlich hatte die Verwaltung nach heiklen Kreuzungen gefragt. Jetzt wurde das Problem erstmals detailliert erfasst: Der Radfahrerclub ADFC und der Umweltverband BUND präsentierten die Auswertung ihrer Kampagne „Radspuren frei“.

Drei Monate lang konnten online Behinderungen gemeldet werden. Rund 2000 Meldungen mit 6000 Behinderungen gingen ein, also durchschnittlich drei Falschparker pro Meldung. Mit 671 Fällen belegte die Schlesische Straße den ersten Platz, gefolgt von der Franklinstraße mit 623 Blockaden. Joachim-Friedrich-, Westfälische und Uhlandstraße folgen mit je rund 450 Fällen.

Setzt man die Zahl der Blockaden ins Verhältnis zur Länge der jeweiligen Radspur, ändern sich zwar die ersten beiden Plätze nicht, aber auf dem dritten taucht eine Überraschung auf: die Wilhelm-Kabus-Straße am Südkreuz. Die wird vor allem sonntags ganz selbstverständlich zur Parkspur umfunktioniert – vermutlich vor allem von Kunden des Supermarkts im Bahnhof. Auf anderen Straßen dominieren dagegen Probleme an Werktagen, wobei ebenfalls Mutmaßungen möglich sind, was die Autofahrer in der Zwischenzeit erledigen. So wird in der Schlüterstraße in Charlottenburg mit ihren vielen Restaurants vor allem zur Mittagszeit die Radspur zugeparkt. Wobei aus der City West überhaupt die meisten Blockaden gemeldet wurden.

Nur Taxis, Müllabfuhr und Einsatzfahrzeuge dürfen in zweiter Reihe parken

Im Ordnungsamt heißt es dazu, es sei „unser permanenter Anspruch, die Radspuren freizuhalten“. Neben den Routinestreifen gebe es etwa monatlich Schwerpunktkontrollen, bei denen auch mal der Abschleppwagen gerufen werde. Aber gerade in der Schlüterstraße dominierten Falschparker-Autos aus Preisklassen, deren Fahrer Strafen wohl „aus der Portokasse zahlen“, sagt ein Bezirksamtsmitarbeiter.

Laut Straßenverkehrsordnung müssen alle Arten von Radspuren freigehalten werden – mit kleinen Unterschieden: Auf den „Schutzstreifen“ (gestrichelte Linie) darf gehalten werden, sofern sie sich am Fahrbahnrand befinden, kein Halteverbot ausgeschildert ist und kein Radfahrer behindert wird. Die „Radfahrstreifen“ (durchgezogene Linie) müssen dagegen immer freigehalten werden – ebenso wie jene Schutzstreifen, die neben geparkten Autos verlaufen. Denn in zweiter Reihe dürfen nur Taxis, Müllabfuhr und Einsatzfahrzeuge halten.

Um die Misere in den Griff zu bekommen, fordern ADFC und BUND, dass sich neben den Ordnungsämtern auch die Polizei verstärkt dem Problem widmet – gern mit einer auf die City West ausgeweiteten Fahrradstaffel. Und die Bezirke sollten mehr Ladezonen ausweisen und freihalten. Denn rund ein Viertel der Blockierer waren Firmen-, Liefer- oder Lastwagen.

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