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Der erste Personenzug nach zwölf Jahren rollt durch Ringenwalde. Ab 9. Dezember halten hier wieder Züge.

© Jörn Hasselmann

Zum Fahrplanwechsel im Dezember: Eisenbahnstrecke nach Templin wird wieder eröffnet

In Brandenburg ist es einmalig: Auf einer alten Bahntrasse sollen wieder Züge rollen. Ab Dezember können Fahrgäste von Joachimsthal nach Templin durchfahren.

Jahrzehntelang wurden Strecken stillgelegt, zu wenig Fahrgäste, zu hohe Kosten. Nun sollen am 9. Dezember zwischen Joachimsthal und Templin wieder Züge rollen, zwölf Jahre nach der Stilllegung. Seit 2006 waren die kleinen Triebwagen als RB63 nur noch von Eberswalde nach Joachimsthal und zurück gependelt – das lohnte sich wegen des Tourismus in dem bekannten Ausflugsort rund 70 Kilometer nördlich von Berlin. Nun sollen Touristen die gesamte Strecke wieder füllen. Einen Namen hat sie schon: „Schorfheide-Bahn“, und einen Werbespruch auch: „Von der Waldstadt in die Bäderstadt“.
Es waren die Landkreise Barnim und Uckermark, die sich für die Nebenstrecke einsetzten, nicht der Verkehrsverbund VBB oder das Land. Am Montag wurde auf dem Kaiserbahnhof Joachimsthal die Finanzierung unterschrieben, das Land gibt knapp zwei Millionen Euro jährlich für die Probephase aus, einen kleinen Teil schießen die Kommunen zu.

Ziel: 300 Fahrgäste pro Tag

Anschließend starteten die begeisterten Landräte mit Infrastrukturministerin Kathrin Schneider zu einer ersten Fahrt. Sie sahen dabei: viele Menschen wohnen nicht in diesem Teil Brandenburgs. Viel Wald, wenig Orte. Die sieben Züge pro Richtung werden an allen Stationen halten – Gesamtfahrzeit eine Stunde. Angeboten wird etwa ein Zwei-Stunden-Takt, gegen 18 Uhr starten allerdings werktags schon die letzten durchgehenden Züge. An Wochenenden wird länger gefahren. Alexander West vom VBB sagte, dass etwa 300 Fahrgäste täglich gewonnen werden müssen, damit der Zug dauerhaft fahren kann. Ein ehrgeiziges Ziel, sagte Detlef Bröcker, Geschäftsführer der NEB, die im Auftrag des VBB die BB63 betreibt. Positiv sei, dass die Landkreise ihre Buslinien ab Dezember an die Bahn angepasst haben, die Busse also nicht – so wie früher – als Konkurrenz parallel fahren.

Elektronische Zähler in allen Triebwagen

Nur mit Touristen werde man die Züge allerdings nicht füllen, sagte Bröcker. Auch tägliche Pendler müssten gewonnen werden. Den Erfolg wird er jeden Abend ablesen können: Alle Triebwagen der NEB haben elektronische Zähler. Die Strecke wird derzeit ausgebessert, sodass die Züge mindestens Tempo 50 fahren können. Die 26 Kilometer nach Templin waren nicht abgebaut worden, weil etwa 80 Güterzüge pro Jahr fahren. Ministerin Schneider kündigte an, dass Brandenburg in den kommenden Jahren zehn Millionen Zugkilometer zusätzlich bestellen werde. Davon werden natürlich vor allem Pendler im Berliner Umland profitieren, mit mehr und längeren Zügen. Derzeit sind es 34 Millionen Zugkilometer. Florian Müller vom Fahrgastverband Igeb lobte das Engagement Schneiders für die Strecke. Unter ihrem Vorgänger Jörg Vogelsänger wäre die Reaktivierung chancenlos gewesen. Seine Amtszeit seien „verlorene Jahre“ für die Eisenbahn in Brandenburg gewesen. Nach der Wende war die Zahl der Fahrgäste in berlinfernen Gegenden rapide gesunken. Drei von den vier Strecken nach Templin wurden stillgelegt. Nun sind es immerhin wieder zwei. In die beiden anderen Richtungen werden nie mehr Züge rollen.

Infrastrukturministerin Kathrin Schneider und Barnims Landrat Detlef Kurth vor der Sonderzug nach Templin.
Infrastrukturministerin Kathrin Schneider und Barnims Landrat Detlef Kurth vor der Sonderzug nach Templin.

© Jörn Hasselmann

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