zum Hauptinhalt
Die Mühlendammbrücke ist marode und soll abgerissen werden. Ein Neubau steht an.

© Jörg Carstensen/dpa

Verkehr: Günther lehnt Umplanung der Mühlendammbrücke ab

Der Neubau in Berlins historischer Mitte soll wieder 45 Meter breit werden - die autokritische Verkehrssenatorin sieht das nicht als "autogerecht" an.

Von Christian Hönicke

Verkehrssenatorin Regine Günther lehnt eine Umplanung der neuen Mühlendammbrücke in Berlins historischer Mitte ab. Das erklärte ein Sprecher der Senatsverkehrsverwaltung dem Tagesspiegel: "Die Senatorin treibt in der Tat den Umbau der Stadt voran, weg von der autogerechten, hin zur menschengerechten, lebenswerten Metropole – eine Neuplanung der Mühlendammbrücke ist dabei gleichwohl nicht vorgesehen."

Die Mühlendammbrücke befindet sich am Ort der ältesten Spreequerung Berlins. Die aktuelle Version stammt von 1968 und ist 45 Meter breit – 15 Meter breiter als der Vorgängerbau. Weil die Brücke marode ist, soll sie ab 2022 einem Neubau weichen.

Die Senatsverwaltungen für Verkehr und Stadtentwicklung bereiten hierfür gemeinsam mit der Baukammer einen Realisierungswettbewerb vor. Als Bedingung ist dabei "eine Realisierung unter Aufrechterhaltung des Verkehrs" vorgegeben. Pro Tag queren derzeit mehr als 72.000 Autos die Brücke.

Günther hatte in einem Gastbeitrag für den Tagesspiegel die Abkehr von der autogerechten Stadt propagiert. Daraufhin hatte ein Bündnis von 14 Berliner Verbänden, Vereinen und Initiativen sie und Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher aufgefordert, die neue Mühlendammbrücke diesem Leitbild anzupassen. Die aktuelle Planung beruhe auf den Annahmen der autogerechten Stadt.

Der Initiative gehören unter anderem der Berliner Fahrgastverband IGEB, der Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin, der Deutsche Werkbund Berlin, der Fußgängerverband Fuss e.V., das Bürgerforum Berlin, die Gesellschaft Historisches Berlin, das Forum Stadtbild Berlin und der Council for European Urbanism Deutschland (C.E.U.D.) an.

„Es handelt sich um den ältesten Ort, sogar um die Gründungsvoraussetzung Berlins und zugleich das wichtigste Verbindungsglied zwischen den historisch bedeutendsten Plätzen der Stadt, dem Molkenmarkt und dem Köllnischen Fischmarkt, die in der Senatsplanung als Stadtplätze wiedergewonnen werden sollen“, teilten sie Günther und Lompscher in einem Brief mit. Auch wenn der bedenkliche bauliche Zustand der Brücke zur Eile mahne, solle man doch den Neubau nicht überstürzen, da es ein Vorhaben von Bedeutung für die ganze Hauptstadtregion sei. Dies könne nur in gemeinsamen Abstimmungen, etwa an einem „Runden Tisch Mühlendamm“, vorbereitet und durchgeführt werden.

Doch in der Senatsverkehrsverwaltung drangen sie mit diesem Anliegen nicht durch. Der Verwaltungssprecher erklärte, die neue Brücke solle auf beiden Seiten je einen Gehweg, einen Radweg und drei Autospuren haben, in der Mitte eine Straßenbahntrasse.

"Nach unserer Auffassung entspricht dieser Straßenquerschnitt nicht nur den aktuellen verkehrlichen Prognosen, sondern verbessert insbesondere die Leistungsfähigkeit des ÖPNV auf dieser Strecke", so der Sprecher. "Mit der neuen Aufteilung des Verkehrsraumes reduzieren wir bereits eine Spur zugunsten von Straßenbahn und Radwegen." Im Übrigen widerspreche diese Planung auch nicht dem Planwerk Innere Stadt, denn dort seien nicht lediglich zwei Autospuren ausgewiesen, wie von der Initiative behauptet.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false