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Große Risiken - auch beim Lesen. Das bestätigten die Berliner Vergleichsarbeiten erneut.

© Kitty Kleist-Heinrich

Vergleichsarbeiten in Berlin: Keine Besserung bei Drittklässlern in Sicht

Ein Drittel der Berliner Drittklässler erreichen nicht den Mindeststandard beim Lesen und Rechnen. Die Daten sollten eigentlich nicht veröffentlicht werden.

Mit seinem Insistieren auf einen transparenten Umgang mit den Ergebnissen der Vergleichsarbeiten hat Neuköllns SPD-Abgeordneter Joschka Langenbrinck auch dieses Jahr Erfolg gehabt: Die Bildungsverwaltung veröffentlichte die Resultate der Drittklässler (Vera 3) am Mittwoch im Rahmen einer parlamentarischen Anfrage Langenbrincks. Allerdings wurden die Daten erstmals nur pauschal mitgeteilt - ohne die separate Ausweisung nach Herkunftssprache und Geschlecht der Schüler. Der Grund für diese Auslassung wurde nicht genannt.

Ein Drittel gehört zur Risikogruppe

Die Ergebnisse selbst bieten keine Überraschung: Wie immer in den vergangenen Jahren erreicht ein Drittel der Drittklässler noch nicht einmal den Mindeststandard und gehört damit zur Risikogruppe. Das gilt für die Lesekompetenz ebenso wie für den Sprachgebrauch und für die mathematischen Teilbereiche "Größen und Messen" und "Raum und Form". Eine Besserung der stets schwachen Berliner Ergebnisse hatte allerdings auch kaum jemand erwartet angesichts der vielen Zuzüge von Kindern ohne Deutschkenntnisse.

Auch sonst gibt es wenig Bewegung, denn die zweite Kompetenzstufe, die den Mindeststandard abbildet, ist ebenfalls überrepräsentiert, so dass in allen vier Bereichen 50 bis 60 Prozent der Schüler unterhalb des Regelstandards bleiben. .

"Eine bewusste Überforderung der Schüler"

Bildungs-Staatssekretär Mark Rackles (SPD) begründete die schwachen Ergebnisse damit, dass die Vergleichsarbeiten eine "bewusste Überforderung" der Schüler bedeuteten, da sie Bildungsstandards abfragten, die erst nach eineinhalb Jahren am Ende der Jahrgangsstufe 4 erreicht werden müssen. Bei einer durchschnittlichen Lernentwicklung sei "zwangsläufig zu erwarten", dass ein größerer Teil der Schüler diese Lernstandards noch nicht erreicht habe. Allerdings müsse ein besonderes Augenmerk in den Schulen bei den Kindern liegen, die in Jahrgangsstufe 3 noch nicht den Mindeststandard erreicht haben.

Anders als bei Vera 3 im Jahr 2017 wurde dieses Jahr keine Rechtschreibleistung getestet. Um diese Kompetenz ist es noch schlechter bestellt als um die anderen: Als sie im Vorjahr abgefragt wurde, lieferte rund die Hälfte der Drittklässler nicht den Mindeststandard.

Versteckspiel um die Vera-Ergebnisse

Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) hatte nach einem monatelangen Versteckspiel um die Vera-Daten im Oktober 2017 mitgeteilt, dass sie künftig unter Verschluss bleiben sollten. Dabei wurde auf die Verfahren in den anderen Bundesländern verwiesen, die die Vera-Ergebnisse nicht veröffentlichen, da sie vor allem den Lehrern dazu dienen sollen, die Lücken ihrer Schüler noch besser zu erkennen. Dann aber beharrte Langenbrinck auf den Auskunftsrechten der Abgeordneten - mit Hinweis auf entsprechende Gerichtsentscheidungen.

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