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Berlin: US-Investor will "Eisbären" eine neue Halle spendieren

BERLIN .Mit etwas Fortune könnte im kommenden Jahr eine der zentralen Brachen der Stadt zu neuem sportlichen Leben erweckt werden.

BERLIN .Mit etwas Fortune könnte im kommenden Jahr eine der zentralen Brachen der Stadt zu neuem sportlichen Leben erweckt werden.Auf dem Areal des früheren Stadions der Weltjugend in Mitte, das Anfang der 90er Jahre im Zuge der Olympia-2000-Bewerbung der Spitzhacke zum Opfer fiel, will der Eishockeyclub EHC Eisbären eine neue Großarena für mindestens 15 000 Zuschauer errichten.Voraussetzung ist, daß ein seit Monaten an dem erfolgreichen Club interessierter nordamerikanischer Investor bei der Stange bleibt.Die US-Amerikaner würden zugleich den Verein übernehmen.

Der Spitzenclub der Deutschen Eishockeyliga (DEL), der heute in Hohenschönhausen spielt, läßt sich derzeit für die weiteren Verhandlungen von der Sportverwaltung eine detaillierte Expertise über das Vorhaben an der Chausseestraße anfertigen.Sport-Staatssekretär Klaus Löhe (SPD) ist von den Plänen der Eisbären sehr angetan: "Es scheint, als ob erstmals jemand ernsthaft über ein Hallen-Projekt an diesem Standort nachdenkt und auch willens ist, es zu realisieren.Ich kann mir durchaus vorstellen, daß hier eine profitable Großarena entstehen könnte." Für Löhe ist die wirtschaftlich gesunde Halle der Kölner "Haie" ein Vorbild, in der regelmäßig mehr als 10 000 Zuschauer die Spiele verfolgen.

Im Rahmen der (im September 1993 gescheiterten) Olympiabewerbung Berlins hatten die Stadtplaner 1992 das ehemalige Stadion der Weltjugend (erbaut 1950) geschleift.Damaliges Ziel war es, eine 15 000 Zuschauer fassende Olympia-Mehrzweckhalle zu errichten.Als Namenspatronin für die Arena hatte man bereits "Lilli Marleen" auserkoren.Doch außer großen Plänen und schicken Modellen konnte der damalige Bausenator Wolfgang Nagel (SPD) nichts Weitergehendes präsentieren.Die Investoren, die sich in "public-private-partnership" an dem Hallenprojekt interessiert gezeigt hatten, sprangen allesamt ab, weil eine Refinanzierung der Investitionen im dreistelligen Millionenbereich damals nicht realistisch erschien.Auch die vor zwei Jahren vorgestellten Entwürfe für eine Wohnblockbebauung gepaart mit Sport- und Freizeitanlagen blieben bislang im Ideenstadium hängen.Zwischenzeitlich wird auf Gelände im Herzen der Stadt Golf gespielt.

Das Areal in Mitte wäre für die im Hohenschönhausener Sportforum beheimateten Eisbären ein idealer Standort, so Vereinsmanager Lorenz Funk gestern gegenüber dem Tagesspiegel.In Mitte herrscht eine vorbildliche Verkehrsanbindung, die Lage ist zentral - und zugleich im früheren Ostteil.Letzteres ist schon aus atmosphärischen Gründen für die engagierte Fangemeinde der Eisbären ein nicht zu unterschätzender Identitätsfaktor.Die Anhänger der Eisbären gelten als die begeisterungsfähigsten in der Eishockey-Profiliga.Manager Funk hält sich aber dennoch zu den Hallen-Plänen des Vereins bedeckt.Er wolle "den ersten Schritt nicht vor dem zweiten machen" und noch sei nichts in "trockenen Tüchern".Es gebe zwar seit längerem Anfragen von privaten Investoren, verbindliche Planungen seien noch nicht erstellt worden.

Nach Informationen des Tagesspiegels ist ein im internationalen Eishockeygeschäft aktiver US-Investor seit geraumer Zeit in Deutschland auf der Suche nach einem geeigneten Projekt.In die engere Wahl habe das Unternehmen nun die Standorte Berlin und München genommen, will sich aber bis zu einer endgültigen Entscheidung noch bis zum Jahresende Zeit lassen.Auch, um zunächst die weitere sportliche Entwicklung der Berliner Eisbären zu beobachten.Denn wenn sich der Investor für Berlin entscheidet, würde er den Verein zunächst wirtschaftlich übernehmen und dann eine Eishalle erstellen.Der kommerzielle Erfolg soll dann durch die gesamte Vermarktung der Club-Aktivitäten sichergestellt werden.

Eine Halle in Mitte sollte eine Kapazität um die 15 000 Zuschauer aufweisen und auch für andere Veranstaltungen, wie beispielsweise "Holiday on Ice", genutzt werden können.Die Kosten dürften sich nach ersten Schätzungen um die 100 Millionen Mark belaufen.

Ungeklärt ist immer noch, ob die seit über einem Jahr geschlossene Deutschlandhalle für den zweiten Eishockeyclub in der Stadt, die Berlin Capitals, wieder als Eisarena genutzt werden kann.Anfang März hatte die Wirtschaftsverwaltung eine Wiedereröffnung im Sommer des kommenden Jahres in Aussicht gestellt.Eine Senatsvorlage, in der die grundsätzliche Wiedereröffnung des historischen Veranstaltungsortes definiert wird, befindet sich derweil noch im sogenannten Mitzeichnungsverfahren.Noch sind aber keine konkreten Planungsunterlagen oder Investorenmodelle vorgelegt worden.Wenn es dazu kommen sollte, würde die benachbarte Eishalle an der Charlottenburger Jafféstraße, wo schon vor mehr als 20 Jahren Eisbären-Manager Lorenz Funk für den Berliner Schlittschuhclub stürmte, abgerissen werden.

Die Halle für die Caps war ein Luftschloß

Schon vor zwei Jahren gab es Eisstadionpläne in der Stadt

Vor vor zwei Jahren plante der Berliner Immobilienhändler Axel Banghard den Bau einer neuen Eishalle - allerdings für den Lokalrivalen Berlin Capitals über dem S-Bahnhof Olympiastadion.Vier Monate hingen die Pläne in der Luft, bevor der dynamische Jungunternehmer seinen Vorstoß zurückzog.

"Hinfahren, Rolltreppe hoch und rein" so hatte der damalige Hallenbefürworter und S-Bahnchef, Axel Nawrocki, sich die neue Mehrzweckhalle am Olympiastadion vorgestellt.15 000 Besucher sollten darin Platz haben, Ende 1999 sollte sie stehen.Die Finanzierung hatte sich Banghard allein durch private Investoren vorgestellt.130 Millionen Mark sollte das ehrgeizige Projekt kosten.Damals konnte der Unternehmer jedoch keine Partner für den Plan gewinnen.

Der Senat hatte sich von Anfang an skeptisch zurückgehalten.Auch die Sportverwaltung hatte abgewunken.Für diese Größenordnung sei der Markt in Berlin gesättigt.Das Velodrom und die Max-Schmeling-Halle waren gerade im Ostteil der Stadt eröffnet worden.

Widerspruch hatte Banghard auch von den Anwohnern bekommen.Das Projekt sei überproportioniert.Große Sportereignisse im Olympiastadion verursachten darüberhinaus regelmäßig ein Verkehrschaos in dem ruhigen Stadtteil.Viele befürchteten, daß dies mit dem Bau einer solchen Halle zum Dauerzustand werde.

Schließlich platzte das Luftschloß.Banghard vermißte die "lückenlose Unterstützung" einiger politisch Verantwortlichen.Im April 1997 ließ er die Hallenpläne fallen. ja

Erfolgreiches Vorbild: Die "Kölnarena"

In Köln gab es bis zum vergangenen Jahr nur eine alte, baufällige Eisporthalle, die zunächst 5000 Zuschauer faßte, nach einem Umbau dann 7000.Hier spielten die "Haie", der Kölner Eishockeclub.Dann wurde mit einem großen Fest die "Kölnarena" eröffnet, eine Superhalle mit allem Komfort und rund 18 000 Plätzen.Innerhalb von 16 Monaten zog der Konzern Philip Holzmann den Bau hoch - ganz auf eigene Kosten, ohne öffentliche Zuschüsse.

In Köln waren viele zunächst skeptisch, ob sich die Investition rentiert.Woher sollten regelmäßig soviele zuschauer kommen? Doch seit dem Eröffnungstag ist die "Kölnarena" eine einzigartige Erfolgsgeschichte.Zu den Heimspielen der "Haie" kommen trotz mäßiger Leistungen fast immer mehr als 10 000 Fans, oft ist die Halle ausverkauft.Gerhard Schröder eröffnete hier seinen Wahlkampf, die Kelly Family, DJ Bobo und die Flippers sahen eine ausverkaufte Arena, bei Holiday on Ice und dem Karneval war es ebenso.

Zum Erfolgsrezept der "Kölnarena" gehört wohl, daß die Halle eine Attraktion für sich ist: gigantisch, futuristisch, praktisch und gemütlich zugleich, mit angeschlossenem Parkhaus und außergewöhnlich vielen Ständen - wie in einer kleinen Stadt. lom

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