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Zu Tisch, bitte. Wer wird hier Platz nehmen?

© Markus Scholz/p-a/dpa

Unverbindliches Berlin: Legt! Euch! Fest!

Ein Restaurant-Tisch ist schnell bestellt. Die Mühe, eine Reservierung abzusagen, macht sich aber niemand. Das ist asozial – und gefährlich für die Wirte.

Lieber in die Pizzeria oder Lust auf Sushi? Will die Freundin gerne zünftig essen oder elegant speisen? Sollen wir den neuen Inder ausprobieren oder wieder mal ins Bayerische Wirtshaus? Kommt vielleicht noch Vincent mit? Der ist doch Veganer, oder? Brauchen wir dann einen größeren Tisch? Egal. Wir reservieren erst mal – überall. Schnell die Telefonnummer gegoogelt, ein Anruf, fertig.

Berlin bietet so viele kulinarischen Optionen, dass es schwerfallen kann, sich zu entscheiden. Für viele Wirte aber beginnt hier das Problem.

Wer einen Tisch reserviert und dann nicht erscheint, kostet den Wirt Nerven – und vor allem Geld. Schließlich muss der Tisch frei gehalten und kann nicht an andere, möglicherweise wartende Gäste vergeben werden. So kommt es zu der bizarren Situation, dass Hungrige im Lokal warten, während diverse Tische leer sind – aber nicht besetzt werden dürfen. Weil sich die Unverbindlichen am Ende doch spontan umentschieden haben.

Früher waren nur gehobene Restaurants betroffen

Reservierungen nicht zu nutzen, ist mehr als eine ärgerliche Unsitte. In der Gastronomiebranche nennt man das „No-Shows“ – grob übersetzt hat sich jemand einfach nicht gezeigt. War die nicht eingelöste Reservierung noch vor ein paar Jahren nur ein Ärgernis für gehobenere Restaurants, ist das Thema mittlerweile in der ganzen Branche bekannt. Und auch in Berlin für viele Wirte eine betriebswirtschaftliche Gefahr.

Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) teilt mit: Leer bleibende Plätze führen insbesondere in Restaurants mit einer kleinen Anzahl von Tischen und fehlender Laufkundschaft zu „teils erheblichen Umsatzausfällen“. Das Personal muss schließlich auch bezahlt werden, wenn das Restaurant trotz vieler Reservierungen nur halb voll wird. Als Reaktion auf die unzuverlässigen Gäste haben einige Gastronomen Anzahlungen und Stornogebühren eingeführt. Die treffen dann – wie so oft – alle, also auch solche, die kurz vorher bedauernd telefonisch absagen müssen, weil jemand krank geworden ist.

Wer Termine nicht einhalten kann, muss sie absagen

Eine Stadt wie Berlin mit all ihren Möglichkeiten lädt natürlich zur Unverbindlichkeit ein, nicht nur beim Restaurantbesuch. Wer sich aber immer alles offenhält, hat am Ende häufig nicht viel davon. Silvester ist die BVG voll von Menschen, die auf der Jagd nach der besten Party der Stadt um Mitternacht in U-Bahn oder Tram stranden. Besonders im Zwischenmenschlichen ist Unverbindlichkeit nicht lässig, sondern respektlos und asozial. Über Dating-Apps verabredet zu sein und dann sitzen gelassen zu werden, ist das Allerletzte.

Natürlich gibt es manchmal gute Gründe, einen Restaurantbesuch platzen zu lassen, auch kurzfristig. Grundsätzlich muss aber gelten: Wer Termine macht und nicht einhalten kann, muss sie absagen. Das gilt für’s Bürgeramt wie für die Pizzeria. Schließlich profitiert jeder davon, wenn der freie Platz vor dem Sachbearbeiter nicht leer bleibt und das Lieblingsrestaurant nicht pleitegeht.

Mir doch egal, was ihr esst. Hauptsache, ihr macht klare Ansagen! Ihr werdet sehen: Es lohnt sich, zuverlässig zu sein.

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