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Noch ist in der U-Bahn der Internet-Empfang ziemlich unterirdisch.

© dpa

Unterirdischer Empfang: Mobiles Internet in Berliner U-Bahnen soll ausgebaut werden

In Berlin in der U-Bahn zu surfen ist oft ziemlich sinnlos: Das Netz im Tunnel ist den vielen Smartphones nicht mehr gewachsen. Nun soll’s besser werden. Und ein simpler Trick hilft schon jetzt.

Wer mit der U-Bahn durch Berlin fährt, schaut lieber auf sein Smartphone als aus dem Fenster. Zu sehen ist in beiden Fällen leider oft dasselbe, nämlich – nichts. Denn das mobile Internet ist entweder extrem langsam oder ganz tot, vor allem zu Stoßzeiten. „Bei der starken Verbreitung von Smartphones kann es schon zu Beeinträchtigungen kommen“, bestätigt E-Plus-Sprecher Jörg Borm. Alexander Kuch wird etwas deutlicher: „Die mobile Internet-Datenrate ist manchmal gleich null“, so der Chef vom Dienst des Internetportals Teltarif, das regelmäßig den Mobilfunkempfang in der Berliner U-Bahn testet.

Vier Mobilfunkbetreiber versorgen auch den Berliner Untergrund mit Netz: E-Plus, Telekom, Vodafone und O2, wobei E-Plus der dominierende Anbieter ist. Um der Überlastungen Herr zu werden, baut E-Plus derzeit seine Kapazitäten aus: Anfang der Woche gab das Unternehmen bekannt, bis Ende dieses Jahres die kompletten 120 Kilometer U-Bahn-Tunnel in Berlin mit Mobilfunk der Standards UMTS und LTE zu versorgen, mit denen Geschwindigkeiten von bis zu 70 Megabit auf Smartphone oder Tablet möglich sein sollen. Den Anfang machen einige Abschnitte und Stationen der Linien U 8 und U 7, wo es bereits jetzt schnelleres Netz gibt – zumindest für Kunden von E-Plus.

Auch die Telekom will das unterirdische Netz weiter ausbauen

„Wir führen auch Gespräche mit anderen Anbietern über den Ausbau“, sagt Markus Falkner, Sprecher der BVG, mit der alle Baumaßnahmen abgestimmt werden müssen. Die Telekom bestätigt das: „Wir befinden uns mit der BVG in Verhandlungen über einen weiteren technischen Ausbau, der noch dieses Jahr starten und in 2015 abgeschlossen sein soll“, sagt Sprecher Georg von Wagner. Dabei muss zwischen Internet und Telefonie unterschieden werden: Letztere ist weit weniger problematisch, die U-Bahnen sind durchgängig mit dem dafür nötigen GSM-Standard ausgestattet.

Den Untergrund mit Mobilfunk auszustatten, ist nicht ganz einfach: Die speziellen Wellenausbreitungen stellen die Technik vor große Herausforderungen, die Anbieter müssen die langen Tunnel gezielt mit Richtfunkantennen „ausleuchten“. Auch der Nord-Süd-Tunnel der S-Bahn wird auf diese Weise versorgt. „Es ist ein hoher technischer Aufwand, und man muss sehr sorgfältig planen, damit es nicht zu gegenseitigen Störungen kommt“, sagt Borm.

Damit auf der Strecke keine Lücken im Netz entstehen, hat E-Plus an jeder unterirdischen U-Bahn-Station eine Funkanlage installiert. Übrigens: Wer in der U-Bahn schnelles Netz haben will, sollte sich immer den vorderen Waggon setzen. „Vorne hat man den besten Empfang, weil sich das Gerät als Erstes in die neue Funkzelle einwählt“, verrät ein BVG-Techniker.

In London ist es deutlich schlimmer

Berlin ist keineswegs die einzige Weltstadt, in der es mit dem Internet in der U-Bahn mal hakt: Teltarif machte vor kurzem auch einen Test im Untergrund von London. „Dort war es deutlich schlimmer“, sagt Kuch. „Wir haben vier verschiedene SIM-Karten ausprobiert, bekamen aber überhaupt kein Netz.“

Für den oberirdischen Bereich bescheinigt Kuch der deutschen Hauptstadt eine gute Mobilfunkversorgung: „Die grundsätzliche Netzabdeckung in Berlin ist sehr gut.“ Problematisch wird es nur bei Großveranstaltungen wie Konzerten, Fußballspielen oder der zentralen Silvesterparty. Um diese Überlastungen aufzufangen, errichten die Provider zu solchen Ereignissen mobile Basisstationen und W-Lan-Hotspots. Der nächste Großeinsatz dieser Art wird wohl die WM-Fanmeile in Tiergarten sein.

Die längerfristige Lösung könnten großflächige Gratis-W-Lans sein, wie sie etwa in den USA und an internationalen Flughäfen weit verbreitet sind. Immerhin bieten Deutsche Bahn und Telekom seit 2013 an sieben Berliner Bahnhöfen kostenloses Internet an – für eine halbe Stunde. Der Ausbau freier W-Lan-Netze erfordere einfach große Investitionen, so Kuch: „In dieser Hinsicht ist Deutschland noch immer ein Entwicklungsland.“ Tatsächlich wurde in Berlin über Jahre ergebnislos debattiert, ob und wie sich kostenloses W-Lan in der Innenstadt realisieren lässt. Palma de Mallorca dagegen hat neuerdings nicht nur das, sondern auch eine U-Bahn: 2007 wurde sie eröffnet.

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