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Das Palais am Festungsgraben (links) wurde 1751 bis 1753 errichtet und seither mehrfach umgebaut.

© imago/Schöning

Unter den Linden: Was wird aus dem Palais am Festungsgraben?

Schmuckstück Unter den Linden: Der Senat streitet über die Zukunft des Palais am Festungsgraben. Nun hat auch das Maxim-Gorki-Theater ein Konzept vorgelegt, das vom Kultursenator unterstützt wird.

Wer darf was künftig im Palais am Festungsgraben machen? Konzepte gibt es viele, entschieden ist noch nichts. Einig sind sich nur alle, dass es sich um ein Schmuckstück handelt, mit dem sich viele gern schmücken möchten. Doch die Stimmung bei der Debatte über die Zukunft des 1751 erbauten glanzvollen Gebäudes hat sich seit einigen Tagen stark eingetrübt, nachdem im rot-rot-grünen Senat offenbar verschiedene Ansichten heftig aufeinanderprallten.

Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen (SPD) favorisiert ein Konzept der landeseigenen Immobilienfirma „Berlinovo“, die aus dem Palais „ein offenes Haus für Kunst, Kultur, Wissenschaft und Veranstaltungen“ machen will. Kultursenator Klaus Lederer (Linke) setzt sich hingegen für ein Konzept ein, das sich mit Flucht und Schutz beschäftigt: Eine Idee, die auch vom Maxim-Gorki-Theater sowie von mehreren Initiativen entwickelt wurde, unter anderem von „Kiron“, einer Hochschulplattform für Geflüchtete.

Ihr Projekt heißt: „Das Deutsche Haus“. Das verstehen die Initiatoren aber nicht im national-abgeschotteten Sinne, sondern sie verfolgen genau das Gegenteil. Sie wollen einen „Ort des Exils in Berlin für verfolgte und bedrohte Kulturschaffende“ verwirklichen, „sowie für Institutionen, Netzwerke und Einrichtungen, die sich dem Schutz bedrohter Kulturschaffender widmen“.

"Vibrierendes Haus der Kreativität"

Gemäß dem Konzept, das dem Tagesspiegel vorliegt, sollen sich das Palais am Festungsgraben und das benachbarte Maxim-Gorki-Theater „zusammen zu einem schützenden Ort entwickeln, der gleichzeitig die gesamte Stadtgesellschaft zum Verweilen und Mitgestalten einlädt“. Ziel, so heißt es weiter, sei ein „vibrierendes Haus der Kreativität, der Chancen und Vielfalt“.

Den Hintergrund ihres Konzeptes und des durchaus provozierenden Titels „Deutsches Haus“ erläutern die Verfasser mit einem Rückblick auf die deutsche Geschichte. Deutschland sei nach einem langen Kapitel des Faschismus und der Zerstörung nun für viele bedrohte Kulturschaffende „das Land der Demokratie, Freiheit und Hoffnung“. Und für viele Menschen symbolisiere Deutschland seit dem Migrationssommer 2015 „ein willkommenheißendes Land der Demokratie“. Nachdem früher viele Deutsche im Ausland ein Exil gefunden hätten, sei es nun Zeit für ein solches Deutsches Haus der Zuflucht in Berlins Mitte.

Freiflächen sollen vermietet werden

Dort sollen laut Konzept Kunst- und Kulturschaffende, Wissenschaftler, Journalisten, Aktivisten, Menschenrechtler, Start-ups, Nicht-Regierungs-Organisationen (NGOs) „und andere Weltverbesserer“ unter einem Dach zusammenkommen, sich vernetzten und als „permanente Hausgemeinschaft“ vielerlei schaffen – von Ausstellungen und Konferenzen über Workshops, Performances und Ausbildungsangeboten bis zu digitalen Hochschulplattformen für Geflüchtete.

Konkret sollen im Gebäude Büro-, Veranstaltungs- und Projektflächen entstehen, außerdem Räume für Gastronomie und Kommunikation. Damit sich das Haus wirtschaftlich trägt, sollen etliche Flächen auch vermietet werden, zu verschiedenen Konditionen, damit auch finanziell Schwächere zum Zuge kommen.

Um das Gebäude effektiv zu nutzen, sollen auch die bisherigen Flure und Durchgänge als Kommunikationsräume gestaltet werden. In den repräsentativen Sälen könnten beispielsweise Feste, Empfänge oder Konzerte stattfinden. Und das künftige Restaurant im „Deutschen Haus“ soll „Exil“ heißen. Gedacht ist an eine „gastronomische Ausbildungsstätte für Geflüchtete und Neuberliner“.

Schließlich sieht das Konzept noch ein buchstäbliches Highlight vor: ein „Bürgerforum“ unterm Dach – als Ersatz für das gleichnamige geplante aber nie verwirklichte Bürgerforum im Regierungsviertel.

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