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Bei der Berliner Feuerwehr sind rund elf Prozent der Stellen nicht besetzt.

© imago images/Seeliger

Unbesetzte Stellen in Berliner Verwaltung: Der Mitarbeitermangel im Öffentlichen Dienst ist dramatisch

Fast überall in Berlins Öffentlichem Dienst fehlen Mitarbeiter. Die Suche nach Fachkräften gestaltet sich als schwierig.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Die Berliner Verwaltung leidet sehr darunter, dass viele Stellen unbesetzt sind. An diesem Zustand hat sich seit Jahren nichts geändert. Nicht nur für die bezirklichen Gesundheitsämter, die bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie eine zentrale Rolle spielen, ist das ein großes Problem. Auch das Landesamt für Gesundheitsschutz, dort war Ende Juni jede fünfte Stelle unbesetzt, hat akute Personalnot. Gleiches gilt für die Senatsverwaltung für Gesundheit, in der jede achte Stelle vakant ist. Dies alles in einer Zeit, in der die Gesundheitsfürsorge höchste Priorität haben sollte.

Ähnlich prekär ist die Lage im Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten (14,1 Prozent unbesetzte Stellen) und bei der Senatsverwaltung für Arbeit und Integration (13,1 Prozent fehlendes Personal). Völlig unterbesetzt ist auch die Berliner Feuerwehr. Trotz der Bemühungen des Senats, die Anwerbung von Mitarbeitern zu beschleunigen und zu modernisieren, hat sich die Lage nicht verbessert. Waren vor zwei Jahren in den Senatsverwaltungen und nachgeordneten Behörden 2,3 Prozent der Stellen unbesetzt, sind es jetzt 3,5 Prozent.

Dieser relativ niedrige Durchschnittswert kommt allerdings auch nur deswegen zustande, weil in den Schulen und bei der Polizei zum Stichtag 30. Juni die meisten Stellen besetzt waren. Viele andere Ämter und Behörden suchen händeringend Personal. Am Geld liegt es nicht. Die Zahl der Vollzeitstellen in der Hauptverwaltung wurde seit dem Jahr 2006 von 86.090 auf jetzt 93.264 erhöht, die öffentlichen Personalausgaben stiegen im selben Zeitraum von 6,3 auf 10 Milliarden Euro.

Dagegen verloren die Bezirke laut Personalstatistik der Finanzverwaltung in den vergangenen Jahren viele Vollzeitstellen. Waren es 2006 noch 25.305, sind es jetzt 22.529. Die drastischen Stellenstreichungen früherer Jahre wurden seit 2013 eben nur teilweise kompensiert.

Hinzu kommt, dass es den Bezirksämtern wegen schlechterer Bezahlung und der weniger attraktiven Arbeitsplätze besonders schwer fällt, ihre Mitarbeiter zu halten und neue zu gewinnen. In der Konkurrenz mit Landes- und Bundesbehörden, auch mit privaten Unternehmen, stehen die Chancen relativ schlecht.

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Durchschnittlich sind in den Bezirken zwölf Prozent der Stellen nicht besetzt, besonders dramatisch ist die Situation in Marzahn-Hellersdorf, Charlottenburg-Wilmersdorf, Treptow-Köpenick und Tempelhof-Schöneberg.

Selbst wenn geeignete Bewerber vorhanden sind, dauert ein Stellenbesetzungsverfahren in Berlin 3,5 Monate. Das ist schon ein Erfolg im Vergleich zu vergangenen Jahren. Die Finanzverwaltung des Senats weist auf die „deutliche Beschleunigung" hin. Vor fünf Jahren lagen zwischen Bewerbung und Einstellung eines Mitarbeiters durchschnittlich 5,3 Monate.

Innenverwaltung soll „Taskforce“ aufbauen

Nach einem zähen Ringen, vor allem mit den auf Eigenständigkeit pochenden Bezirken, wurde inzwischen ein landesweit einheitliches, digital gestütztes Musterverfahren zur Personalgewinnung eingeführt, außerdem müssen alle Stellen zentral über das Berliner „Karriereportal“ ausgeschrieben werden. Die Ausschreibungsfrist wurde auf zwei Wochen verkürzt.

Um die besonders dramatischen Engpässe im Gesundheitswesen, bei Bürgerdiensten und der KFZ-Zulassungsstelle, aber auch im Einwanderungsamt zu beheben, soll die Senatsinnenverwaltung eine „Taskforce“ aufbauen, die sich hauptsächlich aus Quereinsteigern rekrutiert.

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„Es wird deutlich kommuniziert, dass das Land Berlin an Menschen mit diversen Lebensläufen und Berufserfahrungen interessiert ist", heißt es in der Antwort der Finanzverwaltung auf eine parlamentarische Anfrage der Linken-Abgeordneten Katina Schubert. Auch die Bildungsverwaltung will künftig Einsteigerprogramme nutzen, um mit Unterstützung des Landesverwaltungsamts neue „Lehrer-Personalsachbearbeiter" zu gewinnen.

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Mit Spezialkampagnen sollen Jugendliche mit Migrationshintergrund und behinderte Menschen angesprochen werden. Das größte Problem ist aber weiterhin der Mangel an gut ausgebildeten Fachkräften, Engpassberufe sind beispielsweise Informatiker und Bauingenieure, Sozialarbeiter und Architekten.

Die Personalnot im öffentlichen Dienst Berlins wird noch dadurch verstärkt, dass die Krankheitsquote hoch ist. In der Hauptverwaltung lag sie im vergangenen Jahr bei zehn Prozent, in den Bezirksämtern bei 11,5 Prozent. Fast 30 Prozent aller Krankheitstage fielen auf Langzeiterkrankungen von über einem halben Jahr, weitere 19 Prozent auf Erkrankungen zwischen sechs Wochen und sechs Monaten. Befördert wird dies sicher auch durch die Überalterung der Behörden. In der Berliner Verwaltung ist jeder zweite Beamte oder Angestellte älter als 50 Jahre, nur knapp sechs Prozent sind jünger als 30 Jahre.

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