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Kevin Kühnert, Bundesvorsitzender der Jusos, der SPD Nachwuchsorganisation. Er fordert ein härteres Eintreten gegen Islamismus in der politischen Linken

© Michael Kappeler/picture alliance/dpa

„Unangenehm auffälliges Schweigen beenden“: Kühnert fordert von Linken ein stärkeres Engagement gegen Islamismus

Nach dem brutalen Mord an dem französischen Lehrer Samuel Paty fordert der Juso-Vorsitzende, sich deutlicher gegen Islamisten zu positionieren.

Vor fünf Tagen wurde der französische Lehrer Samuel Paty von einem Islamisten enthauptet, mutmaßlich weil er in einer Klasse Mohammed-Karikaturen gezeigt hatte. In einem Gastbeitrag für den "Spiegel" hat sich nun Kevin Kühnert, Vorsitzender der Jusos, vehement für mehr Engagement gegen Islamismus ausgesprochen.

Kühnert schreibt: "Statt über Paty zu sprechen, diskutieren wir über das Party-Verhalten von Jugendlichen in Corona-Zeiten." Es gebe nur wenige empathische Stimmen, die den Tod des Lehrers kommentiert hätten, sonst würden sich vor allem "einige Rechtsaußen" zu Wort melden.

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"Insbesondere die politische Linke sollte ihr unangenehm auffälliges Schweigen beenden", schreibt der 31-jährige SPD-Politiker. Es seien insbesondere die "proklamierten Werte" der Linken, die bei Terroranschlägen mit den Füßen getreten würden. "Mitgefühl und Trauer sollten Eckpfeiler zwischenmenschlichen Anstands sein und keine politische Bückware, die nur auf Nachfrage ausgereicht wird", heißt es in dem Beitrag weiter.

Laut Kühnert stehe deshalb der Vorwurf im Raum, es gebe "richtige und falsche Opfer oder Täter". Er erinnert an den mutmaßlich von einem Geflüchteten erstochenen Daniel H. aus Chemnitz. Nach der Tat sei minutiös dessen Facebook-Profil besprochen worden, um sich zu versichern, dass er ein Linker gewesen sei. "War das für unser Mitgefühl wirklich wichtig? Hätten wir um einen Liberalen ernsthaft weniger getrauert?"

Kühnert vermutet die Instrumentalisierung solcher Attentate "durch Rechtsaußen", als einen Grund für das Schweigen vieler. Sein Gastbeitrag richtet sich vor allem an die politische Linke, er schreibt: "Will die politische Linke den Kampf gegen den Islamismus also nicht länger Rassisten und halbseidenen Hobbyislamforschern überlassen, dann muss sie sich endlich gründlich mit dieser Ideologie als ihrem wohl blindesten Fleck beschäftigen."

In Dresden wurden Touristen von einem Islamisten getötet

Der Juso-Vorsitzende fordert einen Grundkonsens in der Gesellschaft, dass alle Opfer von Terror gleich an Würde seien und die Täter nicht hierarchisiert werden dürften. "Jegliche Lynchjustiz stellt einen barbarischen Verstoß gegen die Freiheiten dar, die mühsam für uns erkämpft wurden."

Kurz nach der Veröffentlichung seines Textes wurde bekannt, dass ein tödlicher Messerangriff auf Touristen vor zwei Wochen in Dresden mutmaßlich einen islamistischen Hintergrund hat. Nach "Spiegel"-Informationen sei der tatverdächtige Syrer Abdullah Al H.H. seit Jahren als Islamist bekannt. (jb)

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