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Hardenbergplatz

© Rückeis

Umbau am Bahnhof Zoo: Hart, härter, Hardenbergplatz

Neue Türme, Hotels, Büros: Überall wird in der City West gebaut. Nur die Pläne für den Bahnhof Zoo samt Vorfeld kommen schleppend voran - 2014 immerhin soll die Ausschreibung für die Tiefgarage beginnen.

Überall wird gebaut rund um den Bahnhof Zoo. Das 119 Meter hohe Zoofenster wurde gerade erst eröffnet, nebenan haben die Arbeiten für den ebenso hohen Turm „Upper West“ begonnen. Ein Teil der Gerüste an der Langzeit-Baustelle Bikini-Haus ist gefallen; in diesem Jahr soll die Modernisierung abgeschlossen sein. Voraussichtlich im Spätsommer endet auch die Sanierung der Gedächtniskirche. Für ein neues „Quartier am Zoo“ mit sechs Hochhäusern, 800 Wohnungen sowie Büros und Läden rund ums Gelände des gescheiterten Riesenradprojekts gibt es bemerkenswerte Pläne. Und selbst die Tage der als Schmuddelecke verrufenen Passage an der Joachimstaler Straße scheinen gezählt, die als „Aschinger-Haus“ und „Leineweber-Haus“ bekannt ist. Das Eckgebäude mit dem Beate-Uhse-Museum steht zum Verkauf.

Überall wird gearbeitet, doch für den Hardenbergplatz selbst kommen die Planungen nur schleppend voran – sehr viel mehr als eine Wurstfiliale von „Curry 36“ ist dort in den letzten Monaten nicht entstanden. Dabei hatte bereits vor zwei Jahren der damalige Charlottenburg-Wilmersdorfer Baustadtrat Klaus-Dieter Gröhler (CDU) angekündigt, der Bezirk wolle den Bahnhofsvorplatz zum zentralen Veranstaltungsort in der City West machen – ohne Autoverkehr und die Parkplätze, die durch eine Tiefgarage ersetzt würden. Der Platz biete mehr Raum als der Breitscheidplatz und könne etwa für Kirchentage oder Leinwandübertragungen großer Sportereignisse genutzt werden. Sogar eine Ausdehnung des Elefantengeheges des Zoos auf den Hardenbergplatz brachte Gröhler ins Gespräch.

Zwischenzeitlich schien die Finanzierung unklar. Jetzt planen das Bezirksamt und die Stadtentwicklungsverwaltung erst einmal einen Ideenwettbewerb, der nach Auskunft des heutigen Baustadtrats Marc Schulte (SPD) in diesem Jahr startet. Danach könnten Fördergelder aus dem Programm „Aktive Zentren“ beantragt werden. Eine Ausschreibung für den Tiefgaragenbau sei für 2014 geplant.

Seit Jahren ist eine Modernisierung des Bahnhofs Zoo im Gespräch – bisher aber wird nur geprüft und geplant

Bushaltestellen und parkende Autos: Das soll es auf dem Hardenbergplatz in Zukunft nicht mehr geben.
Bushaltestellen und parkende Autos: Das soll es auf dem Hardenbergplatz in Zukunft nicht mehr geben.

© Thilo Rückeis

Mehrere potenzielle Investoren haben aber schon kritisiert, dass die rot-grüne Mehrheit in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) nur 300 Stellplätze erlauben will. Das entspricht ungefähr der Zahl der oberirdischen Parkplätze, reicht aus Sicht der Interessenten aber kaum für einen wirtschaftlichen Betrieb aus. Der Bezirk will einen Teil des Hardenbergplatzes begrünen und die Taxistände an die Jebensstraße verlagern. Für die BVG-Busse ist eine verkleinerte Fläche auf dem Hardenberplatz geplant. Laut Stadtrat Schulte könnte zudem eine „Kulturmeile“ zwischen dem Helmut-Newton-Fotomuseum in der Jebensstraße und dem Amerika-Haus mit der Galerie C/O entstehen, die im Laufe des Jahres an die Hardenbergstraße zieht. Nüchterner sieht es die AG City: Der Hardenbergplatz sei in erster Linie ein „normaler Verkehrsplatz, auf dem die Passanten bequem umsteigen wollen“, sagte Vorstandsmitglied Gottfried Kupsch. Auch die Tiefgarage sei wichtig – eine Begrünung des Platzes erscheine dagegen verzichtbar.

Mit dem hohen Bautempo in der Umgebung kann aber auch die Bahn nicht wirklich mithalten. Seit Jahren stellt der Konzern einen Umbau in Aussicht, konnte sich bisher aber nicht dazu durchringen. Beim vorgesehenen Umbau des Bahnhof gebe es „keinen neuen Stand“, teilte ein Bahnsprecher auf Anfrage mit. Dieses Jahr werde noch geplant, würden Varianten untersucht. Erst dann seien die Einzelheiten bekannt und erst dann könne auch entschieden werden, ob die Bauarbeiter anrücken. Der Bahnhof war zuletzt 1987 zur 750-Jahr-Feier der Stadt gründlich renoviert werden. Inzwischen ist mehr als eine Auffrischungskur erforderlich. Der einstige Fernbahnhof für den Westteil der Stadt soll heller werden und freundlicher wirken. Die Bahn will nach ihren – bisher unverbindlichen – Plänen auch das seit langem geschlossene Restaurant „Terrassen am Zoo“ im ersten Stock wiederbeleben, das nach dem Ausbleiben der Fernzüge seit Ende Mai 2006 kaum noch Gäste begrüßen konnte. Überlegt wird nun, die in den 50er Jahren überbaute Terrasse wieder zu einem Platz im Freien zu machen. Doch auch hier muss sich der Umbau für die Bahn rechnen; entscheiden soll am Ende der Vorstand. Dem Vernehmen nach liegt es nicht nur am Geld, dass sich die Bahn so lange ziert. Im Konzern befürchtet man demnach auch, dass ein herausgeputzter Bahnhof Zoo Begehrlichkeiten weckt, hier auch wieder Fernzüge halten zu lassen, die derzeit ohne Stopp durch die Halle fahren. Die Bahn lehnt ein Wiederaufwerten des Bahnhofs zur Fernbahnstation bisher weiter ab.

Der Langsamkeit rings um den Hardenbergplatz hat sich nun auch die BVG angepasst. Innerhalb weniger Wochen wollte sie im vergangenen Jahr die Zugangstreppe vom Zwischengeschoss des U-Bahnhofs zum Bahnhofsvorplatz sanieren. Daraus wurden am Ende Monate. Denn es stellte sich heraus, dass die Treppenanlage so marode ist, dass sie nicht erneuert werden kann. Eine dann gebaute Behelfskonstruktion musste nach Bedenken der Technischen Aufsichtsbehörde nachgebessert werden, weshalb der Zugang weiter verschlossen blieb. Immerhin soll er in den nächsten Tagen freigegeben werden. In zwei Jahren soll dann auch eine neue feste Treppe entstehen. Dann will die BVG den U-Bahnhof gründlich sanieren. Immerhin ein Lichtblick – unter der Erde.

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