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Berlin: U-Bahn-Brand: Unglaubliches Glück: In einer "Luftblase" überlebt

Am Tag nach dem Brand in der U-Bahn steht fest: Die 350 Fahrgäste haben unglaubliches Glück gehabt. Eine zufällige Verkettung glücklicher Umstände hat sie gerettet - sie überlebten in einer "Luftblase", während der Zug lichterloh brannte.

Am Tag nach dem Brand in der U-Bahn steht fest: Die 350 Fahrgäste haben unglaubliches Glück gehabt. Eine zufällige Verkettung glücklicher Umstände hat sie gerettet - sie überlebten in einer "Luftblase", während der Zug lichterloh brannte. Auch der Grund für den Brand im U-Bahnhof Deutsche Oper scheint nun klar zu sein: Unregelmäßigkeiten bei der Stromversorgung, die am Ende zu einer automatischen Notbremsung und einem folgenden Kurzschluss sowie einem Lichtbogen mit sehr hoher Energie waren wahrscheinlich die Ursache. Dies sagte gestern BVG-Vorstandsmitglied Hans-Heino Dubenkropp dem Tagesspiegel. Bei dem Feuer war rund 350 Fahrgästen der Weg über den einzigen Ausgang durch den Qualm versperrt.

Die Feuerwehrmänner, die gegen 15.20 Uhr mit ihren Atemschutzgeräten die Stufen die Treppen der Station hinunterliefen, hatten in den dunklen Rauchschwaden mit einer Handvoll Hilfloser auf dem Bahnsteig gerechnet. "Dass wir dann plötzlich einer Menge von 300 bis 350 Personen gegenüberstehen, hat uns richtig überrascht", sagte einer der Retter. Auf dem Bahnsteig war dichter Rauch aufgestiegen, als der letzte Waggon eines Zuges der Baureihe G II ("Gisela"), die aus der DDR stammen, nach dem Einfahren vollständig ausbrannte.

Dass das Unglück nicht wesentlich mehr Verletzte forderte, war nach den Worten des Feuerwehrmannes vor allem der Besonnenheit der Eingeschlossenen zu verdanken. "Die meisten Leute waren sehr diszipliniert." "Wie in einer Luftblase" habe die Menge am Ende der Halle gewartet, sagte der Feuerwehrmann, während der Rauch "mit dem Kamineffekt" die Treppen hochgezogen sei. Der Qualm war so dicht, dass die Flammen von anderen Bahnsteigende aus kaum zu erkennen waren. Ein Schrecken scheint die Szene auf dem U-Bahnhof aber auch den Rettern eingejagt zu haben. "Wir haben mit viel mehr Verletzten gerechnet", sagte der Feuerwehrmann. Von den 31 Verletzten lagen nach Polizeingaben am Sonntagfrüh noch fünf im Krankenhaus.

Tatsächlich hätte den eingeschlossenen Menschen einige Minuten auf dem Bahnsteig erspart bleiben können. Denn beim Eintreffen der Feuerwehr fanden die Retter zunächst keinen BVG-Mitarbeiter, der ihnen weitere Informationen geben konnte. Die Fahrer beider Züge, die im Bahnhof standen, sowie der Mitarbeiter des so genannten Präsenzdienstes hätten zu dieser Zeit einen Teil der Fahrgäste durch den Tunnel zum nächsten Bahnhof geführt, sagte U-Bahnchef Ulrich Deinhardt gestern. Alle drei BVG-Mitarbeiter kamen auch ins Krankenhaus.

Weder die Zurückgebliebenen noch die gerade eingetroffenen Feuerwehrmänner wussten, ab auf den Gleisen bereits der Strom abgestellt war. "Erst nach der betreffenden Nachricht konnten wir die Menschen durch den Tunnel ins Freie führen", sagte der Feuerwehrmann. Nach Angaben des U-Bahn-Chefs hatte der Fahrer des brennenden Zuges sofort den Strom abgeschaltet. Dies sei bei Unglücken praktisch der erste Handgriff, um Fahrgäste bei einer Rettung nicht zu gefährden. Warum es keine Durchsagen gegeben habe, wie es Zeugen berichteten, werde untersucht. Nach der Stromabschaltung konnte auch der Gegenzug den Bahnhof nicht mehr verlassen.

Die BVG will nun prüfen, ob das Sicherheitskonzept der anderen Bahnhöfe, wo es ebenfalls nur einen Ausgang gibt, geändert werden muss, sagte Deinhardt. Dazu gehören unter anderem die Stationen Sophie-Charlotte-Platz und Theodor-Heuss-Platz.

Der U-Bahn-Verkehr verlief gestern wieder normal. Er konnte bereits in der Nacht zu Sonntag um 0.30 Uhr wieder aufgenommen werden. Die elektronischen Anzeigen ("Daisy") wiesen die Fahrgäste dabei darauf hin, dass die Züge zur Zeit nicht am Bahnhof Deutsche Oper halten. In den Zügen reichten die Erklärungen über Lautsprecher von "betrieblichen Gründen" bis zum Verweis auf den Brand. Eine Fahrerin bat die Fahrgäste sogar, die Fenster zu schließen, weil es auch gestern immer noch gewaltig stank.

Bereits am Freitagabend hatten Fahrgäste auf dem Bahnhof Zoo einen Zug verlassen müssen, nachdem es nach Rauch gerochen hatte, wie ein Fahrgast mitteilte. Die Ursache sei ein defekter Umformer gewesen, sagte U-Bahn-Chef Ulrich Deinhardt. Zu einem Brand habe es dadurch nicht kommen können. Dieser Zug gehörte zur alten BVG-Flotte aus westlicher Produktion. Zwei Fahrzeuge dieser Baureihe hatten in den vergangenen Jahren aber auch Feuer gefangen.

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