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Angebote des Türkischen Konsulats sind in etlichen Bundesländern noch immer willkommen.

© imago/Seeliger

Update

Türkischer Antrittsbesuch: Erdogans Generalkonsul zum Gespräch bei Bildungssenatorin Scheeres

Nur eine Twitterbotschaft kündete am Montag vom Treffen in der Bildungsverwaltung. Zum Inhalt des "konstruktiven" Austauschs gibt es keine Informationen.

In Sachen "Türkischlernen" ging es am Montag Schlag auf Schlag: Erst machte der Tagesspiegel bekannt, dass die Wissenschaftsverwaltung an der Freien Universität Berlin erstmals einen Studiengang für das Lehramt Türkisch finanziert. Am Nachmittag dann die zweite Überraschung.

"Antrittsbesuch des türkischen Generalkonsuls Rifki Olgun Yücekök bei Senatorin Sandra Scheeres", twitterte die Senatsverwaltung für Bildung munter.

Sie ließ auch wissen, dass sich "beide in einem konstruktiven Gespräch zu aktuellen Themen austauschten". Zur Illustration wurde noch ein Foto mitgeliefert, auf dem die SPD-Politikerin und der türkische Repräsentant freundlich in die Kamera lächeln. Mehr war nicht zu erfahren.

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Dabei gäbe es einiges, was man doch recht gern wüsste. Zum Beispiel wie sich die Teilnehmerzahlen des Konsulatsunterrichts entwickelt haben, seitdem die aus der Türkei entsandten Lehrer auch in Moscheen eingesetzt werden. Oder wie der Diplomat darüber denkt, dass Wissenschaftsstaatssekretär Steffen Krach (SPD) gerade die Tür zum Türkischlehrerstudium aufgestoßen hat, als er mit der Freien Universität besagte Übereinkunft erzielte.

Schließlich hat die Sache einige Brisanz, denn die plötzliche Eile beim Aufbau des Studiengangs hat auch zu tun mit dem Wunsch, die Abhängigkeit von Erdogans Lehrern zu verringern. Am Dienstag dann äußerte sich zwar nicht Scheeres direkt, aber ihr Sprecher Martin Klesmann: "Wir begrüßen das und hatten ja auch schon für die Einrichtung eines solchen Studiengangs geworben", erinnerte Klesmann.

Türkischer Bund und GEW würdigen den Vorstoß

Auch der Türkische Bund Berlin-Brandenburg nahm Krachs Initiative zustimmend auf: "Damit Türkisch als Herkunftssprache und anschließend als zweite und dritte Fremdsprache angenommen wird, ist es notwendig, in der Bundesrepublik ausgebildete Lehrkräfte einzusetzen", würdigte Sprecher Safter Cinar den bevorstehende Studiengang an der Freien Universität.

Der langjährige Bildungsexperte der Grünen und frühere Bundestagsabgeordnete Özcan Mutlu lobte auf Twitter den "überfälligen Schritt". Er hatte sich schon 2007 dafür eingesetzt, Alternativen zu schaffen, um das Feld nicht allein den Konsulaten mit ihren in der Türkei ausgebildeten Lehrern zu überlassen. Noch immer nehmen deutschlandweit zehntausende Kinder an dem Unterricht des türkischen Staates teil.

Auch die Lehrergewerkschaft GEW meldete sich zu Wort: "Ich begrüße, dass endlich Türkischlehrer*innen auch in Berlin ausgebildet werden. Berlin erfüllt damit eine uralte GEW Forderung, welche in der letzten Landesdelegiertenversammlung erneut nahezu einstimmig beschlossen wurde", kommentierte Gökhan Akgün, der GEW-Bezirksvorsitzende von Friedrichshain-Kreuzberg.

Die Freie Universität trifft Vorbereitungen

Gökhan erwartet, dass das muttersprachliche Studienangebot „Türkisch“ Berlin als Standort stärken und ein deutliches Signal bundesweit und besonders in Richtung Ankara ausstrahlen wird".

  • Die Freie Universität entwickelt jetzt ein Konzept für den neuen Studiengang.
  • Das Angebot soll spätestens im Wintersemester 2021/22 starten.
  • Zurzeit bildet bundesweit nur Nordrhein-Westfalen eigene Türkischlehrer aus.

Die Berliner Bildungsverwaltung hatte sich nach Bekanntwerden des Konsulatslehrereinsatzes in Moscheen im Oktober auch für eine eigene Türkischlehrerausbildung ausgesprochen. Allerdings war immer von den nächsten Hochschulverträgen die Rede, die nicht vor 2023 umgesetzt werden können. Das hätte bedeutet, dass das neue Studium erst zwei Jahre später möglich gewesen wäre als jetzt infolge Krachs Vorstoß.

Geplant ist, den neuen Lehramtsstudiengang am Institut für Turkologie einzurichten, wo bereits Türkische Sprachwissenschaft, Türkische Literatur und Türkische Geschichte angeboten werden. Derzeit prüft die Freie Universität, welche zusätzlichen Stellen für den Aufbau des neuen Studiengangs benötigt werden.

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