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Einige bleiben draußen, auch bei Minusgraden: Ein Obdachloser im Regierungsviertel.

© dpa/Kay Nietfeld

Trotz Kälte: Jede Nacht bleiben 200 Schlafplätze in Berlin für Obdachlose frei

Weil sie nicht in die Notquartiere wollen, liegen Menschen im Park oder auf dem Bürgersteig. Könnten Containerschlafplätze wie in Hamburg Betroffenen helfen?

Von Fatina Keilani

Um die 50 Menschen sind es, die jede Nacht in den U-Bahnhöfen Moritzplatz und Lichtenberg Zuflucht suchen. Die beiden Stationen werden von der BVG offengehalten, um Obdachlosen in eisigen Nächten Schutz zu bieten. Zugleich bleiben jede Nacht 200 Betten der Kältehilfe frei. 1200 gibt es insgesamt, mehr als früher. Der Kältebus fährt die beiden Bahnhöfe an, er bringt warme Getränke und macht den Menschen das Angebot, sie zu einem Schlafplatz zu bringen. Aber viele wollen nicht. Sie bleiben lieber auf der Straße oder im U-Bahnhof.

"Zunächst einmal: Jeder hat einen Anspruch auf Unterbringung", sagt Regina Kneiding, Sprecherin der Sozialverwaltung. "Es gibt aber Menschen, die nicht in eine Einrichtung gehen würden." Sie wollen sich nicht in ein Regelwerk einordnen, fürchten das Alkohol- und Drogenverbot in den Notquartieren oder sind psychisch krank. Bis Ende Januar sollen an den beiden Kältebahnhöfen Räume geschaffen werden, damit die Menschen zumindest mal ins Warme gehen und einen heißen Tee trinken können. Am Moritzplatz wird dazu ein Container aufgestellt, am Bahnhof Lichtenberg ist geplant, leerstehende Gewerberäume zu mieten.

Hamburg hat Containerschlafplätze geschaffen

Der schon im November gemachte Vorschlag von Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne), Obdachlose vorübergehend in Tempohomes unterzubringen, fand zunächst wenig Zuspruch. Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke) war dagegen. Die Nachnutzung der Container kommt nun aber doch auf die Tagesordnung des Senats – und das Thema Obdachlose soll dabei auch besprochen werden.

Hamburg macht es vor. Die Stadt vergibt Containerplätze an Obdachlose für den Winter, allerdings per Los, da es zu wenige sind. In Berlin geht es um 17 Tempohomes mit jeweils bis zu 500 Plätzen, die für rund 100 Millionen Euro gekauft wurden, als ab 2015 sehr viele Flüchtlinge in Berlin ankamen.

Bei der Senatsverwaltung für Finanzen ist man daran interessiert, die Tempohomes zu verwerten – sei es, sie zu verkaufen, sei es, sie sinnvoll zu nutzen. Nicht alle können am aktuellen Ort stehen bleiben, da es für manche Standorte schon Pläne gibt.

Dieter Puhl kennt sich mit Obdachlosen aus, er leitete bis vor kurzem die Bahnhofsmission am Zoo. Er hat nichts gegen die Container, im Gegenteil: „Jeder Platz, der angenommen wird, kann einen Kältetoten verhindern“, sagt Puhl, aber: Es würden nicht alle Plätze angenommen. Das bloße Überlassen von Containern würde nach seiner Überzeugung auch keinesfalls reichen: Es brauche Betreuung, also Personal, und das sei teuer.

An sich, so Puhl, brauchten die meisten Menschen auf der Straße intensive sozialpsychiatrische Betreuung. Denn dort ist Endstation. Wer noch einigermaßen für sich sorgen kann, lässt sich unterbringen – derzeit leben 37000 Menschen in Pensionen und Einrichtungen.

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