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Seit 2014 gibt es in Adlershof, in der Abram-Joffe-Straße, schon ein Studentendorf.

© Kitty Kleist-Heinrich

Treptow-Köpenick: 570 neue Wohnungen für Adlershof beschlossen

Der Senat beschließt den Bau von über 500 Wohnungen. Damit bringt er eine Planung auf den Weg, die seit 2004 auf ihre Umsetzung wartet.

Es ist schon arg strapaziert, Wowereits Bonmot, wonach keiner einen Anspruch aufs Wohnen in der Innenstadt hat – aber irgendwie wirken die Worte bis in den Senat seines Nachfolgers Michael Müller hinein. Am Dienstag hat der Senat Pläne für den Bau von 570 Wohnungen beschlossen – in Johannisthal. Und bringt damit eine Planung auf den Weg, die seit 2004 auf ihre Umsetzung wartet.

Die Wohnungen entstehen genau genommen im Entwicklungsgebiet Adlershof. Das hatte der Senat mit Milliarden-Aufwand in einer Zeit gestartet, als Berlin schon mal wuchs, und die Unternehmen um ihren Platz in der Stadt bangen mussten. Adlershof war auch Berlins Beitrag zum „Aufbau Ost“. Am Rande der Stadt, und zwar dem östlichen, sollte die Landschaft auch nicht austrocknen, deshalb siedelte die Verwaltung dort Teile der Humboldt-Uni und Forschungseinrichtungen an.

"Wohnen am Campus"

Die Planungsleistungen aus dieser fernen Zeit macht sich der Rot-Rot-Grüne Senat zunutze, der sich bislang eher nicht durch Schaffenskraft in der Stadtentwicklung ausgezeichnet hat. Geplant waren im Osten Berlins laut Senatsbaudirektorin Regula Lüscher schon seit Langem rund 5000 Wohnungen. Wie viele davon heute stehen, wusste sie am Dienstag bei der Vorstellung des Beschlusses nicht mal genau zu sagen. Nur so viel: 2970 sind planungsrechtlich „festgesetzt“, 390 Wohnungen sind am Landschaftspark fertiggestellt sowie „1500 in Entstehung“, wie sich die Schweizerin mit dem deutschen Pass ausdrückte.

Immerhin hat das alte Vorhaben, das mit neuem Elan seiner Umsetzung entgegensieht, einen Namen: „Wohnen am Campus“. Und weil es die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft Howoge in die Hand nimmt, wird jeder zweite Mieter günstig wohnen, jedenfalls wenn sein Einkommen niedrig ist, und er daher einen Anspruch auf eine der entstehenden Sozialwohnungen hat: 6,50 Euro je Quadratmeter und Monat sollen diese kosten.

Schwierige Lärmsituation

Das Leben in Adlershof wird sich entlang der Hermann-Dörner-Allee und der Karl-Ziegler-Straße abspielen: Diese grenzen die neu entstehenden Häuserzeilen ab, die einen Block bilden. Dessen begrünter Hof soll den Lärm von der Straße und dem benachbarten Gewerbegebiet abschirmen. Selbst die Planer räumen ein, dass die hier herrschende „schwierige Lärmsituation“ bei der Planung zu berücksichtigen sei. Allerdings ist auch der Landschaftspark Johannisthal/Adlershof um die Ecke. Die Bewohner werden zudem von der geplanten Verlängerung der Straßenbahn profitieren, die sie nach Schöneweide zum S-Bahnhof bringen wird. Zeit genug ist noch, denn über den Baubeginn war zu erfahren, dass er im kommenden Jahr oder eher noch im ersten Quartal 2019 sein werde. Bei zwei Jahren Bauzeit sei mit dem Einzug der ersten Bewohner im Jahr 2021 zu rechnen.

Und wer soll hier einziehen? Studenten und Forscher, die im Wissenschaftscampus arbeiten: Deshalb entstehen „120 Mikrowohnungen“ auf dem insgesamt 2,7 Hektar „überplanten Gewerbegebiet“. Aber auch Wohnungen für Familien will die Howoge anbieten, zumal der Bauherr in dem Gebiet zugleich 54 Kita-Plätze schaffen wird und außerdem noch eine Gemeinschaftsschule entstehen soll.

Wohnen am Rande der Stadt in Gebieten, die seit Jahren fertig geplant sind – feiern kann sich der Senat dafür nicht lassen. Zumal die großen innerstädtischen Baugebiete unangetastet bleiben: Wann der – ebenfalls längst beschlossene – Umbau des Molkenmarktes startet, weiß die Senatsbaudirektorin nicht.

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