zum Hauptinhalt

Berlin: Trauer um Harald Juhnke

Der große Berliner Schauspieler starb im Alter von 75 Jahren. Im Roten Rathaus liegt von heute an das Kondolenzbuch aus

Kurz nach Brigitte Mira ist ein weiterer aus der Riege der großen Berliner Volksschauspieler gestorben: Am gestrigen Freitag entschlief Harald Juhnke friedlich in einem Krankenhaus in Brandenburg, teilte seine Ehefrau Susanne mit. Die Klinik liegt nicht weit entfernt von dem Pflegeheim für Demenzkranke im Osten Berlins, in dem der 75-jährige Entertainer die letzten dreieinhalb Jahre seines Lebens verbracht hatte.

Bundespräsident Horst Köhler würdigte Juhnke in einem Beileidstelegramm an die Angehörigen als Künstler, der es auf einzigartige Weise verstanden habe, das Publikum auf charmante Art zu unterhalten. Kulturstaatsministerin Christina Weiss nannte Juhnke den „Grandseigneur des Boulevards“. Auch Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit ehrte Juhnke: „Er war ein Berliner mit Leib und Seele, der wie kein anderer auch außerhalb der Grenzen Berlins für unsere Stadt gestanden hat.“ Berlin verneige sich vor einem seiner großen Söhne. Wowereit wird sich heute um 11 Uhr als erster in das Kondolenzbuch für den Verstorbenen eintragen, das im Treppenfoyer im Roten Rathaus ausliegen wird. Danach haben die Berliner bis 18 Uhr Gelegenheit, in dem Buch ihre Trauer auszudrücken. Auch am Sonntag steht das Rathaus von 11 bis 18 Uhr offen. Ab Montag können sich Bürger dann während der normalen Öffnungszeiten von 9 bis 18 Uhr eintragen.

Nach dem Tod von Brigitte Mira hatte der Senat beschlossen, sie in einem Ehrengrab beizusetzen. Vermutlich wird der Senat in Kürze auch über eine solche Grabstätte für Juhnke beraten.

Die letzten drei Tage seines Lebens habe der Entertainer im Krankenhaus, nicht im Pflegeheim verbracht, sagt ein langjähriger Freund der Familie. Bereits mehrfach sei Juhnke in der Klinik behandelt worden. Letztlich sei der Volksschauspieler an allgemeiner Schwäche des Körpers und an Herzversagen gestorben.

Neben seinen großen Erfolgen erlebte Harald Juhnke tiefe Abstürze infolge seiner Alkoholkrankheit. Immer wieder warnten ihn Freunde und Familienangehörige: Harald, noch ein Absturz, und es wird gefährlich! Aber Juhnke habe das Problem nicht in Griff bekommen. „Er konnte nichts dafür: Wenn er ein Glas trank, musste er weitertrinken“, sagt der Freund. Offenbar sei er sich der Gefahr auch nicht bewusst gewesen. „Er hat sich ja nach jedem Absturz wieder erholt.“

Juhnke habe nur phasenweise getrunken. „Sonst hätte er auch gar nicht so viel erreichen können. Er hat fleißig geackert und war überaus kreativ.“ Doch schließlich ging es nicht mehr gut. Mehrere Male war Juhnke zur Behandlung bei einem Neuropsychiater am Universitätsklinikum in Basel, weil er Anzeichen zunehmender Demenz zeigte. Der Alkohol sei bei dem Publikumsliebling aber nicht die Hauptursache für die Krankheit gewesen, sagt ein der Familie eng verbundener Mediziner. „Er hatte die Anlage dafür in sich. Der Alkohol hat den Ausbruch der Demenz nur befördert.“

Seinen letzten Auftritt vor der Kamera hatte Juhnke im Jahr 2000 in dem Fernsehfilm „Vor Sonnenuntergang“. Im Jahr darauf wurde er von seiner Frau Susanne Juhnke in das Brandenburger Pflegeheim eingewiesen. Sein Gesundheitszustand hatte sich seither stetig verschlechtert. „Wenn das Gehirn nicht richtig funktioniert, dann folgt diesem Verfall oft auch langsam der Körper“, sagt der Freund. Hoffnungen auf eine Genesung oder sogar ein Comeback des begnadeten Künstlers erfüllten sich nicht.

Noch einmal – 2003 – geriet Juhnke in die Schlagzeilen. Sein Sohn aus erster Ehe wollte Susanne Juhnke gerichtlich die Vormundschaft über ihren Ehemann entziehen lassen. Der Hintergrund war ihr kurz zuvor veröffentlichtes Buches über das Leben an der Seite des Schauspielers. Doch dieser Versuch blieb letztlich erfolglos.

Zur Startseite