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Die Alte Fischerhütte am Schlachtensee hat Tradition. Doch Preise und Ausstattung schrecken viele Gäste ab – noch.

© Cay Dobberke

Traditionslokal am Schlachtensee in Berlin: Die Fischerhütte soll attraktiver werden

Überhöhte Preise schocken die Gäste des traditionellen Ausfluglokals. Besonders Familien sind betroffen. Jetzt gelobt die Betriebsleitung Besserung

Sie sind sprachlos. „Das ist wirklich heftig. Wir haben Eis und Getränke gekauft und sind mehr als 20 Euro los. Das hatten wir nicht erwartet“, sagt Michael Stauch. Der 35-Jährige ist mit seiner Frau und den zwei Kindern spontan in den Biergarten der „Fischerhütte am Schlachtensee“ eingekehrt.

Eine ähnliche Szene hatte Dirk Kurbjuweit, Stellvertretender Chefredakteur des „Spiegels“, beobachtet und Anfang der Woche in seinem Newsletter darüber berichtet: Eine Mutter hatte ihre zwei kleinen Söhne mit einem Zehn-Euro-Schein für Pommes ausgestattet, allerdings blieb das erhoffte Wechselgeld aus. Den genauen Ort wollte er nicht verraten, Recherchen des Tagesspiegels aber ergaben: Es war derselbe – der Biergarten am nordöstlichen Zipfel des Schlachtensees, ein gern auch von Familien frequentiertes Ausflugsziel.

Fünf Euro für eine Portion Pommes

Die unmittelbar am Ufer gelegene Fischerhütte steht dort seit dem 18. Jahrhundert. Sie beherbergt eine Weinhandlung mit Bar, ein Restaurant mit Terrasse und einen großzügig angelegten Biergarten mit Selbstbedienungsbereich und ist ein beliebtes Ausflugsziel für Berliner und Touristen.

Eben hier wollte Familie Stauch den Tag am See ausklingen lassen. Bei gutem Wetter ist der Biergarten immer gut besucht. Die Gäste stehen oft Schlange für einen Imbiss, ein Eis oder ein Getränk. Die Wahl fällt einigen schwer, das Angebot ist groß. Groß sind allerdings auch die Preise.

Eine klassische Portion Pommes schlägt mit fünf Euro zu Buche. Ein Softdrink dazu kostet weitere 3,50 Euro. Die Portion ist sehr groß und das Glas gut gefüllt, aber eine vierköpfige Familie auf einem Tagesausflug ist so schnell bei über 30 Euro. Kinderportionen? Fehlanzeige. Gerichte für Kinder unter 14 Jahren stehen nur im Restaurant auf der Karte – dort kostet die Portion Pommes 6,50 Euro. Für Michael Stauch steht fest: „Noch mal werden wir hier wohl nicht herkommen.“

Zumal sich der Biergarten zwar durch die fantastische Lage als Ausflugsziel empfiehlt, nicht aber unbedingt durch die Ausstattung. Sie wirkt fast heruntergekommen: Von den Holzmöbeln blättert die Farbe, die Tischdecken sind verschmutzt und haben Löcher. Der Bereich wirkt ungepflegt und wenig einladend.

Bald kein aufgewärmtes Essen mehr

„Wir arbeiten daran“, betont Betriebsleiterin Heike Seebaum. „In den kommenden Wochen wird sich richtig etwas entwickeln. Zum einen verändern wir das Angebot, und zum anderen frischen wir den Außenbereich deutlich auf.“ Seit sechs Monaten leitet sie den Betrieb. „Im Restaurant bieten wir sehr hochwertige Speisen. Dort wird nichts aufgewärmt, sondern alles frisch zubereitet.“ Dort ist es dann aber auch teurer.

Derzeit würde der Biergarten technisch auf ein Pagersystem umgerüstet, das dem Kunden anzeigt, wenn seine Bestellung fertig ist. Mit einem zusätzlichen Koch im Außenbereich könne so das Essen frisch auf den Teller kommen und das Angebot ausgebaut werden. Unter anderem laufen derzeit Tests mit möglichen Zulieferern für Brathähnchen. Die Zeiten von aufgewärmtem Essen neigen sich also dem Ende zu.

Auf gar keinen Fall gehe es darum, mit hohen Preisen Badegäste oder Familien fernzuhalten, betont die Betriebsleiterin. Im Gegenteil: „Alle Gäste sind uns herzlich willkommen. Wir haben im Haus nur eine einzige Einschränkung für Badegäste: Sie sollten Schuhe tragen, wenn sie unseren Toilettenbereich nutzen.“

„Fünf Euro sehen wir für die wirklich große Portion Pommes als angemessenen Preis an, davon können zwei Personen satt werden. Allerdings denken wir inzwischen darüber nach, künftig auch kleinere Portionen zu geringeren Preisen für Kinder anzubieten“, verspricht Heike Seebaum.

Längere Wartezeiten für deutlich bessere Qualität? Das klingt nach einem fairen Tausch, zumal die Kunden das Warten dank idyllischer Lage am See als zusätzliche Entspannungsphase nutzen können. Auch für Familien scheinen an der Fischerhütte bessere Zeiten anzubrechen.

Die teuren Pommes sind im Moment jedenfalls noch keine geschmackliche Offenbarung. Sie sind ganz okay, aber eben nicht frisch und lediglich lauwarm. Bis in drei bis vier Wochen die angekündigten Neuerungen greifen, ist ein liebevoll zusammengestellter Picknickkorb vor allem für Familien eine interessante Alternative.

Anika Wenzel

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