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Ende 2004 reiste die britische Königin Elizabeth II. an der Seite des britischen Botschafters in Deutschland, Peter Torry, im Panoramazug von Berlin nach Potsdam.

© picture alliance / dpa

Touristisches Highlight auf Abstellgleis: Schlechte Aussichten für die Berliner Panorama-S-Bahn

Seit 2009 steht das Unikat in der Werkstatt - und wird wohl nie wieder fahren. Das hat technische, aber auch rechtliche Gründe.

Von innen heraus sind die Perspektiven famos – aber von außen betrachtet desolat. So ist die Lage bei der Panorama-S-Bahn, die sich das Nahverkehrsunternehmen 1999 zum 75-jährigen Bestehen schenkte. Richtig berühmt wurde das auf einem Wald- und Wiesen-Zug aus den 1940ern basierende dreiteilige Unikat mit den drehbaren roten Plüschsesseln und den kuppelartig bis ins Dach gezogenen Großformatfenstern, als Queen Elizabeth II. 2004 eine Sightseeing-Tour damit unternahm.

Ansonsten fuhren vor allem Touristen und Fans mit sowie Festgesellschaften zum Stundentarif von gut 1000 Euro – Klimatisierung und barrierefreie Toilette inklusive. „Fahren wie die Queen“, lautete der Slogan zeitweise.

Als 2009 die S-Bahn wegen einer Kombination aus Technikproblemen und Managementfehlern an den Rand des Zusammenbruchs geriet, wurde der ocker-rote Rolls Royce zunächst vorläufig ausrangiert, weil sämtliche Werkstattkapazitäten für den laufenden Betrieb benötigt wurden. Als 2013 zumindest das Gröbste überstanden war, wurden die Kosten für die Wiederinbetriebnahme des exklusiven Dreiteilers auf zwei Millionen Euro geschätzt.

Vor allem an Wochenenden war die Panorama-S-Bahn auch für die Allgemeinheit unterwegs.
Vor allem an Wochenenden war die Panorama-S-Bahn auch für die Allgemeinheit unterwegs.

© imago/Joachim Schulz

Jetzt erweist sich, dass die Panoramabahn ihre letzte Reise wohl hinter sich hat: Die Verkehrsverwaltung hat sich auf eine Anfrage von Stefan Förster (FDP) hin bei der Deutschen Bahn erkundigt und gibt deren Rückmeldung wieder: Die Panorama-S-Bahn ist demnach „in einem fahruntüchtigen Zustand geschützt am Werkstandort Erkner abgestellt. Eine Wiederinbetriebnahme würde nicht nur viel Geld erfordern, sondern in erster Linie einen hohen Engineering-Aufwand.“

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Weil mit den vorhandenen Radsätzen kein Fahrgastbetrieb mehr zulässig sei, müssten neue konstruiert werden. Auch wäre die elektronische Sicherungstechnik nachzurüsten, die bald im gesamten Netz der S-Bahn die mechanischen Fahrsperren aus den 1920ern ersetzen soll.
Ob die Neuzulassung des Zuges „überhaupt erreichbar wäre, ist technisch und eisenbahnrechtlich sehr zweifelhaft“, heißt es. Außerdem seien die Fachleute weiterhin voll damit beschäftigt, den überwiegend deutlich in die Jahre gekommenen Fuhrpark für den Linienbetrieb in Schuss zu halten. Das halte auch der Senat für vordringlicher, fügt Verkehrsstaatssekretär Ingmar Streese (Grüne) hinzu. Wer in diesen Wintertagen S-Bahn gefahren ist oder fahren wollte, ahnt, wovon die Rede ist.

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