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Der Senat fördert unter anderem die Anschaffung eines Solarbootes, um die Diesel-Emissionen der Schifffahrt zu senken.

© Arne Bänsch/dpa

Touristenboom in Berlin: Senat will Besucherströme in Echtzeit erfassen

Der Berliner Senat will, dass der Tourismus sozial, ökonomisch und ökologisch nachhaltiger wird. Daher fördert er einige Spezialprojekte. Ein Überblick.

Es sind die Schattenseiten des Tourismusbooms: Jeden Tag stehen sich Berlin-Besucher an den immergleichen Spots gegenseitig auf den Füßen. Manche Straßenzüge werden so für eingeborene Berliner zu No-Go-Areas, Anwohner fühlen sich kaum noch zu Hause. Warum besuchen nicht mehr Gäste auch die Schätze Berlins außerhalb des S-Bahn-Rings?

Ein anderes Problem: Busse wie Ausflugsdampfer verdieseln die Luft so stark, dass nicht nur die Fridays-for-Future-Demonstranten ihre Nasen rümpfen. Um derartige Missstände abzustellen, verteilt der Senat seit 2018 jährlich 3,4 Millionen Euro an besondere Projekte. Damit soll der für Berlin wirtschaftlich so wichtige Tourismus sozial, ökonomisch und ökologisch nachhaltiger werden.

Am Dienstag legt die Wirtschaftsverwaltung von Ramona Pop (Grüne) bei der Sitzung des Senats ihren Zwischenbericht des „Tourismuskonzepts 2018+“ vor. Laut Entwurf, der dem Tagesspiegel vorliegt, fließen zum Beispiel 917.000 Euro in die Anschaffung eines solarbetriebenen Sightseeingbootes oder 619.000 Euro in die Umrüstung dreier Touristenbusse auf Elektroantrieb.

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An anderer Stelle investiert der Senat in diesem Jahr wieder mehr als eine halbe Million Euro in die Entwicklung eines Systems, mit dem man anhand anonymisierter Echtzeitdaten das Besucheraufkommen sowie deren Bewegungen im Laufe des Tages messen können soll. Auch sollen neue Ziele touristisch erschlossen werden: So fließen über zwei Jahre 70.000 Euro in die Entwicklung einer Fahrradroute zum Thema „Industriekultur“. (Hier finden Sie die Liste mit allen Projekten als PDF zum Download.)

Speziell die Touren auf allen denkbaren Vehikeln, hier auf Segways, sind für viele Berliner Verkehrsteilnehmer ein Ärgernis.
Speziell die Touren auf allen denkbaren Vehikeln, hier auf Segways, sind für viele Berliner Verkehrsteilnehmer ein Ärgernis.

© Thilo Rückeis

Größter Posten unter den insgesamt zwölf „besonderen, touristischen stadtweiten Projekten“, die der Senat fördert, ist die Finanzierung eines Teams von sieben bezirklichen Tourismusbeauftragten bei VisitBerlin. Sie sollen die touristische Arbeit der Bezirke unterstützen – unter anderem mit regelmäßigen Dialogveranstaltungen und der Planung von Themenrouten. Gut 1,6 Millionen Euro veranschlagt der Senat dafür. 150.000 fließen in eine Kampagne, die das 30. Jubiläum des Mauerfalls nutzt, für den Markenkern „Freiheit“ zu werben.

Der Senat, hier Mitglieder auf einer Tour durch den Bezirk Spandau, will Touristen in die Außenbezirke lenken.
Der Senat, hier Mitglieder auf einer Tour durch den Bezirk Spandau, will Touristen in die Außenbezirke lenken.

© Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa

Wie im Vorjahr gibt es auch 2019 100.000 Euro für ein Kooperationsprojekt mit der Clubcommission, dem Verband der Club- und Partyveranstalter. Dabei sollen gemeinsam mit den Bezirken Flächen für den dezentralen Veranstaltungsbetrieb gefunden werden, „um junge Veranstalter weitgehend vom Druck schnellen, kommerziellen Erfolges zu befreien, ihnen aber die Möglichkeit zu geben, eigene Formate zu entwickeln“, wie es heißt. Damit will der Senat die regionale und dezentrale Club- und Festivalkultur unterstützen. Auch Projekte zur Stärkung des Qualitätstourismus wie die Ausstellung „Food for the Eyes“, die Berlin Art Week, und das Feinschmeckerfestival „eatBerlin!“ werden gefördert.

„Nachhaltiger und stadtverträglicher Tourismus heißt, die Interessen der Anwohnerinnen und Anwohner und die Interessen unserer Gäste in Einklang zu bringen“, erklärt Senatorin Pop. Darauf liege der Fokus des Tourismuskonzeptes. „Wir fördern deswegen dieses Jahr zwölf gesamtstädtische Vorhaben sowie zahlreiche bezirkliche Projekte, die die Erlebnisqualität der Besucherinnen und zugleich die Lebensqualität der Berlinerinnen erhöhen.“

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