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Bei Regen gehen Touristen vor dem Brandenburger Tor in Berlin vorbei.

© Wolfgang Kumm/dpa

Touristen in Berlin: "Wir haben sonst nie einen Schirm dabei"

Was machen eigentlich Berlin-Besucher im Regen? Eine Umfrage am Brandenburger Tor.

Vor dem Brandenburger Tor bilden sich Pfützen, dazwischen strecken Touristengruppen bunte Schirme in die Luft. Hier sammeln sich die Tapfersten der Tapferen – schließlich gießt es seit Stunden in Strömen. Was macht man als Toursit bei so einem Wetter?

„Wir lassen uns von dem Regen nicht unterkriegen“, sagt Genesio Pino aus Rom. Gemeinsam mit seiner Frau möchte er später noch nach Oranienburg strampeln: auf dem Fahrrad. Sie steht in neonfarbenem Regencape neben ihm, zugeschnürt bis zum Kinn. Des Wetters wegen die Pläne ändern? Kommt nicht in Frage. Die gemeinsame Fahrradtour soll später noch bis nach Kopenhagen gehen. „Wir waren auf Regen eingestellt,“ sagt der Italiener und grinst. Die zwei haben gut lachen – sie wissen sich zu helfen: Der Reiseführer, der griffbereit am Lenker baumelt, ist sorgfältig in Plastik eingepackt.

Aber nicht alle finden den Regen so lustig. Frederik Heß und Erin Marshall haben sich am Brandenburger Tor untergestellt und beratschlagen begossen, was sie mit dem Regentag anfangen sollen. Sie hatten sich ihren Urlaub in Berlin eigentlich anders vorgestellt. „Bei dem Regen kann man wenig machen“, sagt Heß ernüchtert, „Museumsinsel hatten wir gestern schon, Windowshopping im Einkaufscentrum auch.“ Heß kommt aus Mainz, Marshall aus den USA. „Eigentlich wollten wir auf den Fernsehturm die Aussicht genießen, aber das macht bei dem Wetter logischerweise kein Sinn“, sagt Heß genervt. Bis zur Abreise am Freitag bleibt nicht mehr viel Zeit. Sie kommen zu dem Schluss: „Dann müssen wir eben wiederkommen.“

"Wir haben sonst nie einen Schirm dabei"

Wenigstens laufen die Regenschirm-Geschäfte heute gut. „Viele Touristen sind auf den Regen nicht eingestellt und dementsprechend schlecht ausgerüstet“, sagt Lan Lu von dem Touri-Shop „T.O.T.S.“. „Es ist uns auch schon passiert, dass uns die Schirme an solchen Tagen ausgingen.“ Farbe und Form seien heute ganz egal – wenn es richtige regnet, würde alles gekauft.

Pariser Hafenplatz. Touristen im Dauerregen vorm Brandenburger Tor.
Pariser Hafenplatz. Touristen im Dauerregen vorm Brandenburger Tor.

© Lea Diehl

Hauptkundschaft heute: Optimisten wie die beiden Engländer Lee Danning und Leigh Mohhire. „Wir haben sonst nie einen Schirm dabei“, sagt Danning. Jetzt haben sie sich doch dazu durchgerungen. Sie legen zwei schwarze Klappschirme an der Kasse ab. „Wir haben nur drei Tage in Berlin und wollen so viel sehen wie möglich“, sagt Danning, bevor sich die beiden frisch ausgerüstet wieder ins Nasse stürzen.

Vor dem Shop steht ein Riesenbär aus Plastik – mit Regencape in Übergröße. „Das Cape haben wir im letzten Jahr für Tage wie heute extra nähen lassen“, sagt Mitarbeiterin Lan Lu. Aber: „Weil die Touristen dran rumzuppeln, während sie Fotos machen, brauchen wir bald wieder ein neues“, schimpft sie.

Noch die Pandas sehen

In der U-Bahn-Station stauen sich Touristengruppen und wollen sich aufwärmen, bis es zur nächsten Sehenswürdigkeit geht. Darunter drei junge Frauen aus Kirgistan. „Wir sind durchnässt und müssen erstmal Pause machen“, sagt eine von ihnen. Sie heißt Luura Baisakova, ist 20 Jahre alt und hält einen Pappbecher in der Hand. „Erstmal Kaffee, dann geht’s weiter.“

Auch Max Lohan und Jack Close aus Manchester lassen sich den Kurztrip von dem Regen nicht zerstören. Über ihren Rucksack haben sie einen Regenschutz gespannt. Gestern angekommen, geht es morgen schon weiter, die beiden sind auf Europatour. Weil sie die Pandas sehen wollten, waren sie gestern bei dem Wetter sogar im Zoo. Immerhin: Am Donnerstag soll’s trocken sein, vielleicht sogar sonnig.

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