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Liechtenstein im Rampenlicht: Das kleine Land mit dem hier abgebildeten Schloss in Vaduz ist unter den zehn besten europäischen Reisezielen von "Lonely Planet" gelandet.

© AFP

Top Ten eines Szene-Reiseführers: Zwergstaat mit großer Anziehungskraft

Liechtenstein hat es beim Ranking des Reiseführers "Lonely Planet" unter die zehn besten europäischen Ziele geschafft. Sollte Berlin neidisch sein?

Ausgerechnet Liechtenstein! Ein Krümel auf der europäischen Landkarte, nur 160 Quadratkilometer groß, ein Nichts gegenüber den 891 Quadratkilometern Berlins. Und doch hat es dieses Liliput-Gemeinwesen geschafft, was Berlin nicht gelang, ja auch sonst keinem Ort in Deutschland: vom Szenereiseführer „Lonely Planet“ in die diesjährige Liste der Top Ten, der zehn besten europäischen Reiseziele, aufgenommen zu werden.

Ein neuer Wanderweg anlässlich 300 Jahre Liechtenstein war da wohl ausschlaggebend, 75 Kilometer lang, auch dies ein Nichts gegenüber unseren 160 Kilometern Mauerweg. Und die Braunbären der Hohen Tatra in der Slowakei, die „Lonely Planet“ für so sehenswert hält: Will man denen wirklich nahekommen? Dann doch eher einem Berliner Waschbären, der uns allenfalls beißt, aber nicht frisst.

Wie viele Millionen lassen wir eigentlich pro Jahr springen, um immer mehr Touristen in die Stadt zu locken? Und sind sie wirklich optimal angelegt, wenn ein europäischer Zwergstaat uns locker aussticht? Ob sich mit binational gestalteten Bierdeckeln, wie sie jetzt Michael Müllers Delegation bei ihrer Nippon-Tour im Gepäck hatte, wirklich japanische Investoren in die Stadt holen lassen, muss sich erst noch zeigen. Japanische Touristen aber lockt man damit ganz bestimmt nicht hinterm Kirschbaum hervor.

Wobei das ja auch sein Gutes hat, man schaue sich nur einmal die Schlange der Touristenbusse an, die sich, vorbei am Gropiusbau und der Topographie des Terrors, dem Checkpoint Charlie entgegenquält. „Stadtmarketing einstellen“ fordern bereits Parlamentarier der Linken, man kommt ja auch vor dem Abgeordnetenhaus kaum noch über die Straße. Also vielleicht gar nicht so schlecht, von „Lonely Planet“ ignoriert zu werden. Aber zugunsten Liechtensteins – musste das sein?

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