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Tim Raues Restaurant entsteht in der Villa Kellermann, die seit drei Jahren dem Nachbarn Günther Jauch gehört.

© Andreas Klaer

Tim Raue meets Günter Jauch: Klopse mit Seeblick

Im September eröffnet Tim Raue mit Hauseigentümer Günter Jauch ein Restaurant in der Villa Kellermann. Es soll zum Anziehungspunkt für die Stadt werden.

Die Stuckdecke im Restaurant ist schon fertig, fein lasiert in nobler hellbrauner Optik. Allerdings ist das eher ein Zufall, denn hier waren die Babelsberger Film-Spezialisten am Werk, die diesen Teil der Villa Kellermann kürzlich für eine Szene „Babylon Berlin“ hergerichtet haben. Ab September soll das pompöse Gebäude in der Potsdamer Mangerstraße aber vor allem Aufsehen erregen als „Restaurant Villa Kellermann“, betrieben vom Berliner Starkoch Tim Raue.

Bewährtes gastronomisches Konzept

Raue ließ Journalisten am gestrigen Donnerstag erstmals hinter die Kulissen des Gebäudes blicken, das seit der Fertigstellung eine lebhafte Vergangenheit hinter sich hat, zuletzt aber unter wechselnden Besitzern zehn Jahre leer stand. Seit drei Jahren gehört die Villa dem Nachbarn Günter Jauch, der Kontakt mit Raue aufnahm und ihn nach seiner Meinung für die Chancen eines Restaurants fragte. Daraus entstand eine gemeinsame Betreibergesellschaft. Erdgeschoss und Keller sind für den Restaurantbetrieb reserviert, oben entstehen Wohnungen.

Das gastronomische Konzept trägt den Arbeitstitel „La soupe populaire“. Er bezieht sich auf das kurzlebige, aber immens erfolgreiche Restaurant in der Bötzow-Brauerei in Prenzlauer Berg, wo der Asien-Spezialist Raue erstmals seine Ideen einer runderneuerten deutschen Küche umsetzte – die Königsberger Klopse wurden als Hauptgang eines Obama-Besuchs weithin bekannt. Der Name „La soupe populaire“ allerdings gehört dem Bötzow-Eigner Hans-Georg Näder, mit dem Raue nicht mehr zusammenarbeitet, und den er deshalb auch nicht wieder verwenden kann.

Anziehungspunkt für Potsdamer

Wie Raue sagte, legt Günter Jauch besonderen Wert darauf, dass hier kein elitärere Ort für reisende Gourmets entsteht, also auch keine „Sterneküche“, sondern ein Anziehungspunkt vor allem für die Potsdamer selbst. Das Preisgefüge soll diesem Anspruch entsprechen: Vorspeisen und Desserts werden 9 bis 19, Hauptgänge 19 bis 28 Euro kosten. Angeboten wird ferner „Der gedeckte Tisch“ mit Vorspeisen zum Teilen für die ganze Runde, Braten und Dessert. Ruhetage sind Montag und Dienstag, am Wochenende gibt es auch Mittagessen.

Ein erster Ausblick auf die Karte verspricht – neben den obligatorischen Klopsen – Gerichte wie „Makrele Hausfrauenart“, „Ententerrine Sanssouci“ oder Lachs mit Tomate und Anis, stets mit dem Raue-Twist zubereitet. Auch das vegetarische Programm, Sellerie-Jägerschnitzel mit Petersilie und Knoblauch oder Kürbissuppe mit Mandarine und Koriander-Frischkäse-Teigtaschen klingt vielversprechend. Küchenchef wird Christopher Wecker sein, ein langjähriger Raue-Mitarbeiter, der sich damit erstmals als Chef ausprobieren darf. Gastgeberin ist Patricia Liebscher, die ebenfalls lange für Raue arbeitet und mehrere seiner Restaurants eröffnet hat.

Schmuckstück mit Weitblick

Wenngleich die Terrasse über dem Heiligen See unschlagbar seine dürfte, wurde viel Geld auch in die vier Innenräume gesteckt. Die Architektur nimmt Bezug auf die Historie des Hauses und die von den Denkmalschützern streng gehütete Bausubstanz – die friderizianische Eleganz des Restaurantraums liegt in den Händen der Babelsberger Gestalter, von denen ja schon die Decke ist.

Der Raum in der Mitte über der Terrasse ist in königsblau gehalten, das noch durch Elefantenmotive ergänzt wird; das ist eine Entdeckung von Raues Frau Katharina, die sich mit dem schriftstellerischen Werk des weitgereisten Namensgebers Bernhard Kellermann (1879-1951) beschäftigt hat. Der dritte Raum nach Westen ist in gedämpftem Grün gehalten – diese Seite ist für Veranstaltungen, Familienfeiern und Ähnliches vorgesehen. Insgesamt hat das Restaurant 120 Sitzplätze.

Das Haus entstand 1914 als Wohnsitz des königlich-preußischen Zeremonienmeister W. von Hardt. Später gehörte es einem Bankier, der von den Nazis enteignet wurde; nach dem Krieg diente es als Haus des Kulturbundes. 1990 eröffnete ein italienisches Restaurant.

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