zum Hauptinhalt
„Horror Vacui?“ Die Schauspielerinnen Ines Burdow und Melanie Seeland.

© Mathias Völzke

Theaterstück zum Mauerfall im brandenburgischen Strausberg: Strausberger Stimmen zum Fall der Mauer

Feindliche Übernahme? Unglaubliche Leistung? Strausberger Theatermacher haben Reaktionen auf den Mauerfall in Workshops gesammelt - und kreativ verarbeitet.

Eine Koppel mit Schafen, eine Wiese mit Lagerfeuer, und die Theaterkasse ist ein kleiner Wohnwagenanhänger mit pinkem Sonnenschirm. Das Kulturprojekt „Die Andere Welt Bühne“ liegt auf einem 28 Hektar großen Gelände südlich von Strausberg, dem ehemaligen DDR-Fernmeldezentrum mit Hallen, einem unterirdischen Bunker, ringsum Wald. Das Theater ist eine kubische, tiefblau angestrichene Halle. Einst war es ein Wasserwerk, am Samstagabend hatte „Horror Vacui?“ Premiere. Hinter dem philosophischen Titel (lat. Angst vor der Leere) versteckt sich etwas, das viele Bewohner in Strausberg und anderswo betrifft: 30 Jahre Mauerfall – ein Grund zum Feiern?

Auf der Drehbühne geht es rund, sie wird von den Schauspielerinnen Ines Burdow und Melanie Seeland angeschoben und betanzt. Transparente Regenmäntel sollen sie wohl vor der Grenzöffnung schützen. Die Partystimmung wird stetig von Musik- und Textgegensätzen gebrochen: „Die Wiedervereinigung war chaotisch, eine feindliche Übernahme!“ heißt es da beispielsweise, aber auch: „Politiker haben Unglaubliches geleistet“.

Strausberger Stimmen

Die zahlreichen Stimmen basieren vor allem auf den Geschichten von Strausbergern, die im März an drei Workshops teilnahmen. Dort habe Regisseur Rico Wagner viel zugehört und das biografische Material in einen Stücktext verwandelt. Zur Premiere sind auch Workshopteilnehmer gekommen. Jochen Opitz spielt mit Gitarre das Schlusslied, seine Frau Dagmar habe sich im Stück wiedererkannt. Nach der Grenzöffnung kaufte sie gleich eine „Molly Decke“ – „falls wir unter der Brücke landen“. So schlimm kam es dann nicht, sie seien viel gereist.

Das Theater.
Das Theater.

© Corinna von Bodisco

Burdow, selbst Strausbergerin, und Seeland, die das Gelände vor fünf Jahren kaufte, haben große Pläne. Ab 2020 dürfen sie Werkstätten und ein „Bunkermuseum“ bauen. Ob das Theater auch für Berliner spannend ist? „Für das, was in Berlin nur in kleinem Rahmen möglich ist, gibt es hier Zeit und Raum“, sagt der vormals im Maxim-Gorki-Theater tätige Regisseur Wagner. Ein bessere Ausschilderung müsse aber noch her, damit noch mehr Leute zum Theater fänden, findet Jochen Opitz.

Die Andere Welt Bühne, Wasserwerk Kulturstätte, Garzauer Straße 20, 15344 Strausberg. Von der S-Bahn Hegermühle 15 Minuten zu Fuß. Weitere Termine von „Horror Vacui?“: 11.5., 18.5. jeweils um 19.30h sowie am 26.5. um 11.30 mit anschließendem Publikumsgespräch. Mehr Infos und Karten unter wasserwerk-theater.com

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false