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Das Theaterstück "Fox" ist noch bis Ende Februar in der ufaFabrik zu sehen.

© Platypus Theater

Theaterstück "Fox" in Berlin: Der Blick auf die Straße

Wie bringt man Schülern das Thema Obdachlosigkeit näher? Zum Beispiel mit Theater.

Manchmal sehen Kinder die Welt mit einem realistischeren Auge als Erwachsene. Dass es diesen Blick braucht, zeigt das neue Theaterstück „Fox“ des Platypus Theaters. „Er ist der Mann mit dem Fuchs“, sagt der junge Gerard, als er einen Obdachlosen erblickt, der sich einen gezähmten Fuchs hält. Wohl kein Erwachsener hätte das Gesehene so prägnant auf den Punkt bringen können.

Seit Wochen diskutiert Berlin das Thema Obdachlosigkeit. Dabei hat sich gezeigt, dass es nicht nur eine politische Frage ist, wie man mit Wohnungslosen umgehen soll. Das Thema betrifft die ganze Gesellschaft.

Auch deshalb hat sich das Platypus Theater nun dem Thema gewidmet. Das in englischer Sprache aufgeführte Stück richtet sich vor allem an Schüler der 5. und 6. Klasse. Die Idee dazu stammt von Anja Scollin, die das Theater zusammen mit ihrem Mann Peter leitet.

„Fox“ ist eigentlich ein Jugendroman des irischen Buchautors Matthew Sweeney. Vor zwölf Jahren hatte Anja Scollin ihrem Sohn aus dem Jugendroman vorgelesen. „Die Problematik ist darin für Kinder gut aufbereitetet“, sagt Scollin, die auch Regisseurin des Stücks ist. Doch erst in diesem Sommer sei sie wieder auf den Stoff zurückgekommen und fasste den Entschluss ein Theaterstück daraus zu machen.

In Fox geht es um Gerard, der mit seinen Eltern vom Land in die Stadt zieht. Er ist ein jähzorniger, schwieriger Schüler und findet in seiner Klasse keinen Anschluss. Auf seinem Schulweg trifft er einen wohnungslosen und bettelnden Mann, der von einem zahmen Fuchs begleitet wird. Gerard nähert sich erst dem Fuchs, dann dem Mann, der keinen Namen trägt. Beide werden seine einzigen Freunde. So setzt sich Gerard erstmals mit dem Thema Obdachlosigkeit auseinander: Warum lebt dieser Mann auf der Straße? Wie lebt er? Was soll dieser Fuchs?

„I lost my way“

Für Anja Scollin und ihre Kollegen sei das Stück eine Gratwanderung gewesen. Nicht nur wegen der Aktualität. „Wir haben uns ständig gefragt: Wie vermitteln wir Schulkindern diese Thematik? Wie viel können wir ihnen zumuten?“ Ihr Publikum – Kinder im Alter von zehn bis zwölf Jahren – seien natürlich schon bereit, eine Haltung zu dem Thema zu entwickeln.

Die gesellschaftlichen Ressentiments gegen Obdachlosigkeit spielen im Stück ebenso eine Rolle wie der Alltag der Wohnungslosen: Touristen, Geschäftsleute, alte, reiche Leute passieren den Obdachlosen, ohne ihn zu beachten. „I lost my way“, sagt der Bettler, der mal Seemann war. Den Kompass von damals hat er noch.

Im Laufe des Stücks verlässt er die Straße und sucht einen Schrottplatz auf. Hier macht er ein Feuer und wappnet sich gegen die Kälte des Winters. Gerard folgt ihm auch dorthin. „Kinder sind von Haus aus emphatisch“, sagt Anja Scollin. Das Interesse für andere sei bei ihnen viel größer als bei vielen Erwachsenen. Jeden Tag werden sie in Berlin mit Obdachlosigkeit konfrontiert. „Wir wollen die Kinder stärker dafür sensibilisieren.“

Das schafft „Fox“, auch gerade, weil es nicht einfach nur den pädagogischen Zeigefinger hebt. Um sich der Lebenswelt der Obdachlosen zu nähern, hat Anja Scollin auch einige von ihnen getroffen. Ihre Berichte sind in das Drehbuch eingeflossen, das Lindy Annis geschrieben hat.

In dem Stück gibt es übrigens kein Happy End. Das mag in einem Theaterstück für Kinder etwas verstören, trifft es doch aber nur die Realität.

„Fox“ läuft noch bis zum 26. Februar 2018 abwechselnd in der ufaFabrik, Viktoriastraße 10-18, und im BKA-Theater, Mehringdamm 24. Die nächste Vorstellung findet am Mittwoch, 11 Uhr, im BKA-Theater statt. Eintritt 7,50 Euro.

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