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Der Illusionist Louis de Matos ist beim Zaubern im Aquarium offensichtlich in seinem Element.

© dpa

"The Illusionists" im Admiralspalast: Die Magie des Scheins

Früher gab es noch Zauberer und Magier, jetzt kommen "The Illusionists", eine Gruppe internationaler Magier. Aber gelernt haben auch sie von ihren Vorgängern.

Als die Angry-Birds-Avatare über den LED-Bildschirm fliegen, lächelt der Zauberer. Louis de Matos holt drei Spielkarten aus der Tasche, gibt sie zwei Frauen und einem Mann, die aus dem Publikum auf die Bühne gekommen sind. Er bedeutet ihnen, sich auf bereitstehende Stühle zu setzen, und fragt: "Wie heißt ihr?" František, sagt der Mann. Sekunden später zieht Louis de Matos einen Umschlag unter dessen Stuhl hervor, auf dem Františeks Name steht und die Spielkarte zu sehen ist, die er vorher zog. Der Mann aus Böhmen reibt seine Augen. Seine Freunde im Publikum johlen.

In den 1980er Jahren marschierte David Copperfield durch die chinesische Mauer. In den Nullerjahren ließ Hans Klok den WM-Pokal erst verschwinden und dann wiederauftauchen. Jede Generation hat ihre eigenen Magier. Diese soll "The Illusionists" haben. So wollen es die Promoter. Gelingt das?

"Wir verstecken uns hinter Geheimnissen. Das ist sehr traurig."

Paris, neuntes Arrondissement, der Konzertsaal "Les Folies Bergère". An diesem Winterabend sind ein paar hundert Besucher da. Sie schauen auf die Bühne, auf der schon Charlie Chaplin, Stan Laurel und Josephine Baker standen. Jetzt steht hier de Matos und vor ihm ein Aquarium. Er schiebt seine Arme durch das Wasser, lässt ein orangenes Band von einer Hand in die andere gleiten und schließlich verschwinden. Zwei Handbewegungen später schwimmen hunderte Fische durch das Becken. Das Publikum klatscht.

"Ich möchte der Magie ihre Würde wiedergeben", sagt de Matos ein paar Stunden später beim Essen in einem Pariser Restaurant. Seit Jahren produziert er mit Magiern DVDs, in denen sie ihre Tricks erklären. "Die Zuschauer werden die Magie wieder mehr respektieren, wenn sie wissen, wie die Tricks funktionieren." De Matos bricht mit der alten goldenen Regel der Show-Magier: Verrate nicht deine Tricks. Aber so, kritisiert er, hätte sich die Zauberkunst nur sehr langsam entwickeln können, weil es schwierig sei, von Kollegen zu lernen. "Wir verstecken uns hinter Geheimnissen. Das ist sehr traurig."

De Matos bricht mit der goldenen Regel der Magier

Als "The Illusionists" stehen in Paris Abend für Abend sieben Magier auf der Bühne. Sie kommen aus Südkorea, den Vereinigten Staaten, Australien. Mit dieser Truppe stand de Matos schon in Abu Dhabi und der Türkei auf der Bühne. In Berlin, wo sie demnächst im Admiralspalast auftreten, werden zwei Österreicher dazukommen. Es werden dann neun Magier sein, acht Männer, eine Frau.

Abends in den Folies Bergère schwingen zwei Frauen in knappen Kostümen über die Bühne. Es gibt sie also noch, die blonden Assistentinnen, die verschwinden oder zersägt werden. Einer drückt der französische Magier Enzo Weyne eine Videokamera in die Hand. Sie soll den Trick filmen, den er vorbereitet hat. Auf einer LED-Wand würden die Zuschauer dann sehen, wie er aus einer Box verschwindet. Stattdessen filmt die Assistentin, gespielt ungeniert, ihre Brüste. Das Publikum applaudiert verhalten.

Weyne versucht etwas anderes. "Mesdames et Messieurs ... Krendl!" Und Krendl, ein Mann im Badeanzug, kommt auf die Bühne, lässt sich fesseln und in einen Wassertank versenken – die Chinesische Wasserfolterzelle, ganz große Zaubertradition nach dem großen Houdini. Zwei Helfer schließen den Deckel. Eine Uhr zählt Sekunde für Sekunde. Eine Minute, 45 Sekunden: Krendl zittert. Zwei Minuten, 15 Sekunden: Krendl hat die Handschellen geöffnet. Zwei Minuten, 45 Sekunden: Krendl schlägt gegen das Glas. Das dumpfe Geräusch füllt den Saal. Kein Zuschauer sagt ein Wort. Drei Minuten, vier Sekunden: Krendl tritt den Tank auf, steht auf der Bühne, lacht. Das Publikum johlt.

Dann steht Raymond Crowe mitten im Publikum. Vor ihm eine Lampe. Die Hände des vielleicht 1,60 Meter großen Mannes werfen einen langen Schatten auf den Vorhang. Dort werden seine Hände zu einem Hasen, zu einem Schwan und zu Louis Armstrong, dessen Stimme aus dem Off "Wonderful World" singt. Es ist so einfach – und bekommt so viel Applaus.

Diese Momente – ein 100 Jahre alter Entfesselungstrick, ein simples Schattenspiel – begeistern das Publikum der "Illusionists". Sie machen auch Tricks mit Smartphones, mit einem Hubschrauber. Aber so richtig triumphieren sie, wenn sie mit kleinen Stücken unterhalten.

Die Illusion ist gelungen

Nach der Show stehen die drei Magier Louis de Matos, Enzo Weyne und der kleine Raymond Crowe Arm in Arm im Foyer und genießen ihren Erfolg. Die Menschen reihen sich auf, um Fotos mit ihnen zu machen. Und irgendwo dort steht auch František aus Tschechien. Seine Freunde rätseln. "Wusstest du etwas, als du auf die Bühne kamst?" Er verneint, die Gruppe jubelt. František sieht die Zauberer für Selfies posieren und schüttelt den Kopf. "Wie konnte das gelingen?"

"The Illusionists", vom 31. Januar bis 5. Februar täglich zu unterschiedlichen Zeiten im Admiralspalast. Dem Text lag eine finanzierte Pressereise zugrunde.

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