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Im Internet steigerten sich die Kontrahenten in die Wut hinein.

© dpa/Monika Skolimowska

"ThatsBekir" und "Bahar al Amood": Wer sind die verfeindeten Youtuber vom Alexanderplatz?

400 Anhänger zweier Influencer haben am Donnerstag in Mitte randaliert und sich geprügelt. Seit Wochen tobt zwischen den Männern im Netz ein abstruser Streit.

Die Prügelei zweier Youtube-Gruppen auf dem Alexanderplatz hat möglicherweise auch für die Initiatoren ein Nachspiel. Die Berliner Polizei wird wohl Kontakt zu den beiden Youtubern aufnehmen und Gefährderansprachen tätigen. Bei dem bekannteren der Influencer handelt es sich um einen jungen Mann um die 20, der sich "ThatsBekir" nennt und laut seinem Instagram-Profil in Stuttgart lebt. Er hat auf Youtube über 250.000 Abonnenten.

Sein Kontrahent firmiert in den sozialen Netzwerken unter dem Namen "Bahar al Amood" und hat auf Youtube rund 14.000 Abonnenten. Seine Videos sind in Berlin gedreht, er sei 17 Jahre alt, heißt es in einem Film, in dem ein anderer über ihn spricht.

"Al Amood" gehört nach Tagesspiegel-Informationen zu einer arabischstämmigen Großfamilie aus Berlin. Die Polizei bestätigt, dass unter den neun Festgenommenen eine Person ist, die den Nachnamen eines bekannten Clans trägt.

Nach einem Aufruf in sozialen Medien ist es auf dem Berliner Alexanderplatz zu einer Massenschlägerei gekommen.
Nach einem Aufruf in sozialen Medien ist es auf dem Berliner Alexanderplatz zu einer Massenschlägerei gekommen.

© Foto: Monika Wendel/dpa

Die beiden Youtuber füllen ihre Kanäle vor allem mit Videos, in denen sie aus ihrem Alltag berichten. Die Clips sind kaum inszeniert, die jungen Männer filmen sich zu Hause vor dem Computer, im Auto oder auf der Straße, scheinbar zwischendurch. Häufig beinhalten sie lediglich mehrminütigen Schimpftiraden auf andere Youtuber. Bei "ThatsBekir" tauchen - vor allem in seiner Anfangszeit vor etwa zwei Jahren - außerdem Videos auf, in denen er sich ausgefallene Frisuren macht oder seinen Bart färbt.

In den Clips der vergangenen vier Wochen ist ein absurder Streit nachzuverfolgen, den die Männer im Internet miteinander ausfochten. Vor allem "Bahar al Amood" zeigt sich in den Filmen sehr aggressiv, er beschimpft seinen Kontrahenten heftig und spricht Drohungen aus. Der Auslöser für die Fehde wird nicht deutlich, allerdings eskaliert die Auseinandersetzung, als die Youtuber sich gegenseitig vorwerfen, ihre Handynummern im Netz veröffentlicht zu haben. Beide Seiten ließen Anfragen des Tagesspiegels zu der Auseinandersetzung unbeantwortet.

Fans befürchteten, dass es beim Treffen in Berlin zu Gewalt kommt

Auch liefern sich die jungen Männer Rededuelle in Live-Videos, in denen beide wie in einem Telefonat miteinander kommunizieren. Unter einem Beitrag kommentieren Anhänger der Youtuber, dass sie eine gewalttätige Konfrontation befürchten, sobald "ThatsBekir" aus Stuttgart nach Berlin kommen sollte.

Vor ungefähr drei Wochen spricht dieser in einem Clip zum ersten Mal darüber, seinen Kontrahenten zu dem offenbar schon damals geplanten Fantreffen in Berlin einladen zu wollen. Ein Freund rät ihm dazu.

In einem Video, das nun die Massenschlägerei am Alexanderplatz zeigt, ist zu sehen, wie mehrere Männer in einem Mob auf "ThatsBekir" einschlagen. Nur wenige Stunden nach der Prügelei haben beide Youtuber auf ihren Kanälen Statements abgegeben. "ThatsBerkir" - mutmaßlich verletzt - postete am Abend ein schwarzes Hintergrundbild mit den Worten: "Mir geht es schlecht. Ich hoffe, dass ich morgen reden kann. Ich brauche Pause."

"Bahar al Amood" schreibt, das mit der Polizei tue ihm leid. Wörtlich ist auf seinem Profil zu lesen: "Ich hoffe das es euch allen gut geht. Wir haben versucht es mit reden zu klären, aber er hat nicht mit sich reden lassen." "Al Amood" kündigt für den Freitag noch eine ausführliche Stellungnahme an.

Die Gewerkschaft der Polizei kritisierte nach der Auseinandersetzung vom Donnerstag, die Youtuber würden fahrlässig mit ihrem Einfluss umgehen. "Wir sehen in der Rapperszene und zunehmend auch bei anderen Influencern, dass es scheinbar Mode wird, ganz bewusst Pulverfässer aufzumachen, um mehr Follower, Abonnenten und Klicks zu generieren", sagte Landeschef Norbert Cioma. "Es gibt Sinnvolleres als seinen Bekanntheitsgrad dafür zu nutzen, jungen Gewaltbereiten eine geeignete Plattform in der Öffentlichkeit zu bieten und mit voller Absicht das Risiko einzugehen, dass die Lage eskaliert."

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