zum Hauptinhalt
Die ehemalige US-Abhörstation auf dem Teufelsberg ist nicht öffentlich zugänglich. Eine Besichtigung kostet Eintritt.

© imago/PEMAX

Berlin Charlottenburg-Wilmersdorf: CDU will aus dem Teufelsberg ein Sportparadies machen

Pläne für den Teufelsberg gab es oft, umgesetzt wurden sie nie. Die Christdemokraten plädieren für ein Sport- und Erholungsareal. Kann Berlin sich das leisten?

Pistolenschüsse, quietschende Motorradreifen, Verfolgungsjagden. Es geht wild zu am Teufelsberg – zumindest in der Serie „You are wanted“ von Matthias Schweighöfer. In der Realität dagegen liegt die frühere US-Abhörstation ziemlich brach. Durch die alten Gebäude zieht der Wind, Fetzen hängen von den Kuppeln, die Wände sind mit Graffiti-Kunstwerken bemalt. Ein paar Dutzend Touristen wandern Tag für Tag auf Berlins höchste Erhebung, doch seit der Bezirk im Mai das Hauptgebäude aus Sicherheitsgründen schließen ließ, werden es immer weniger.

Sport am Teufelsberg hat eine gewisse Tradition

Geht es nach der CDU, soll es hier bald wieder geschäftiger zugehen. In einem Antrag, den die Partei am Donnerstag im Abgeordnetenhaus einbringen will, wird der Senat aufgefordert, das Gelände zu einem Sport- und Erholungsareal zu entwickeln. Laufen, Skaten, Rodeln, Klettern, Drachenfliegen, Tennisspielen, Mountainbiking und sogar Schwimmen solle ermöglicht werden, heißt es darin. Und weiter: „Für Sportler und Erholungssuchende ist auf dem Areal ein gastronomisches Angebot vorzuhalten.“

Sport am Teufelsberg? Eine gewisse Tradition hat das. In den 60er Jahren gab es am Teufelsberg eine 50 Meter lange Skisprungschanze, 1986 richtete der internationale Ski-Verband FIS hier sogar ein Ski-Weltcuprennen aus, an dem Stars wie Markus Wasmeier oder Leonhard Stock teilnahmen. Bekommt die Sportstätte Teufelsberg eine Neuauflage?

Rot-rot-grüner Koalitionsvertrag: Den Teufelsberg "als Erinnerungs- und Naturort öffentlich zugänglich machen"

Gerade für sportliche Zwecke sei der Ort prädestiniert, sagt der Generalsekretär der Berliner CDU, Stefan Evers. „Der Bedarf ist da. Wir wollen aber nicht die Türme abreißen und da eine Tennisanlage hinsetzen“, sagt Evers. Sein Konzept sieht auch Raum für Kultur und Erinnerung vor. „Wir wollen keinen Rummelplatz“, sagt Evers. Ihm gehe es darum, das Areal der Öffentlichkeit frei zugänglich zu machen. Im Moment müssen Besucher Eintritt für die Ruinen-Besichtigung bezahlen. Evers sieht seinen Plan auch im Einklang mit dem rot-rot-grünen Koalitionsvertrag. Darin heißt es, die Koalition strebe an, den Teufelsberg „als Erinnerungs- und Naturort öffentlich zugänglich zu machen“.

Dafür müsste das Land aber wohl das Areal erwerben. Das war 1996 vom damals hochverschuldeten Senat zum Schleuderpreis von 5,5 Millionen Mark an die Investorengemeinschaft Teufelsberg KG verkauft worden. Einen Verkauf schließt man dort nicht aus, in der Vergangenheit war das Land jedoch nicht bereit, die geforderte Summe aufzubringen. „Ein Geschenk wird es nicht werden“, sagt Hartmut Gruhl, einer von vier Mitgesellschaftern der Investorengemeinschaft. Zwar will Gruhl nicht über Zahlen sprechen, doch nach Informationen des Tagesspiegel sind die Grundbücher für das Gelände derzeit mit rund 34 Millionen Euro für die Stadtsparkasse Pyrmont und weiteren Sicherungshypotheken in Höhe von 1,53 Millionen Euro belastet. Ein Verkaufspreis dürfte damit bei mindestens 35 Millionen Euro liegen.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Grüne möchten Teufelsberg vor allem als Gedenkort erhalten

Evers kennt die Zahlen, trotzdem will er den Rückkauf. „Ich sehe keine andere Lösung.“. Ökonomisch sei das nicht begründbar, aber wegen der hohen Grundbelastung werde kein Unternehmer am Teufelsberg investieren. „Wir sollten die gegenwärtig günstige konjunkturelle Lage nutzen und diesem Theater nicht noch Jahre zuschauen“, sagt Evers.

Unzufrieden ist auch Nicole Ludwig. Für die Grünen sitzt sie im Abgeordnetenhaus, als Charlottenburgerin ist sie oft am Teufelsberg. Es müsse sich etwas verändern, „ich bin aber kein Freund eines Rückkaufs“, sagt sie und verweist auf die hohen Belastungen. Auch das CDU-Sport-Konzept sieht sie kritisch. „Ziel sollte es sein, den Teufelsberg als Erholungs-, vor allem aber als Gedenkort zu erhalten.“ Auch die SPD will den Antrag ablehnen, kündigte deren sportpolitischer Sprecher Dennis Buchner, an. „Grundsätzlich freue ich mich über jeden Sportplatz in der Stadt“, zuständig für Sportanlagen seien aber die Bezirke.

An großen Plänen für den Teufelsberg mangelte es indes nie. Wohnungen, Restaurants, Sportanlagen, ein Spionagemuseum und ein Fünf-Sterne-Hotel wollte die Investorengemeinschaft bereits in den 90er Jahren verwirklichen. 2007 legte eine Stiftung um Hollywood-Regisseur David Lynch sogar den Grundstein für den Bau einer Universität mit einem 50 Meter hohen „Turm der Unbesiegbarkeit”. Auch ein Ausflugslokal, Veranstaltungsräume und sogar eine Skihalle waren zwischenzeitlich im Gespräch. Taten folgten den Ideen aber nie. Ein Schicksal, das auch dem CDU-Antrag droht? In der Finanzverwaltung geht man nicht von einem Kauf aus. In einem Sachstandsbericht, der dem Tagesspiegel vorliegt, heißt es, dass die Preisvorstellungen der Eigentümer „nicht vertretbar“ seien. Und weiter: „Ein Ankauf ist zeitnah nicht realistisch.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false